Die Elementare von Calderon
keiner. Da Graem verwundet ist -«
»Wie geht es ihm denn?«
Harger schnaubte. »Nicht gut, Bernard. Er ist bewusstlos. Das Messer hat ihn tief im Rücken erwischt. Er ist nicht mehr der Jüngste, und er hat in den letzten Wochen ziemlich viel getrunken. Ich habe für ihn getan, was in meiner Macht steht, und wir
haben einen unserer Ritter Aeris losgeschickt, um einen besseren Heiler zu holen. Ich bin gut für die groben Sachen, aber hier braucht man ein feines Händchen. Ich kann das nicht.«
»Zumindest hast du dich darum gekümmert. Verbreitet der Bote auch die Neuigkeit von dem Angriff?«
Giraldi schnaubte. »Bernard, es gab bisher keinen Angriff. Und es gibt auch keine Anzeichen für einen bevorstehenden Überfall.«
»Die kommen schon noch«, fauchte Bernard. »Krähen und Aasfresser, du weißt, was Graem tun würde. Also tu du es.«
»Ich kann nicht«, knurrte Giraldi. »Pluvus hat Befehl erteilt, die Truppe nicht wegen eines ›wilden und unbegründeten Gerüchts‹ in Alarmbereitschaft zu versetzen. Solange Graem mir nicht persönlich den Befehl erteilt, kann ich kaum mehr tun. Meinst du nicht, ich würde gern? Ich habe eine Frau und drei Kinder hier. Aber mir fehlt die Befehlsgewalt.«
»Dann werde ich -«
Giraldi schüttelte den Kopf. »Du wirst gar nichts tun. Hier gibt es einige Männer, die dich kennen, aber viele sind neu. Einige dieser Narren hast du schon am Tor gesehen.«
Harger lachte spöttisch.
Giraldi warf dem Heiler einen bösen Blick zu. »Du hast den Sohn eines Fürsten aus Riva umgehauen, Bernard. Die sind jetzt beleidigt und werden keine Befehle von dir entgegennehmen. Außerdem hast du nicht den entsprechenden Rang.«
Amara trat vor. »Ich aber.«
Die drei Männer verstummten. Giraldi nahm seinen Helm ab, eine Geste der Höflichkeit. »Entschuldigung, junge Dame. Ich habe dich gar nicht bemerkt. Ich weiß, du möchtest helfen, aber -«
»Aber diese Arbeit ist Männersache?«, fragte Amara. »Für diese Spielchen haben wir jetzt keine Zeit, Zenturio. Ich bin Amara ex Cursori Patronus Gaius. Seine Majestät hat mich in den Ehrenrang
einer Gräfin erhoben, und daher verfüge ich über die gleiche Amtsgewalt wie Graf Graem.«
»Also, junge Dame, auf dem Papier sicherlich -«
Amara schob sich dichter an den Zenturio heran. »Warum verschwendest du meine Zeit, Zenturio? Du glaubst doch offensichtlich, dass eine Bedrohung existiert, sonst hättest du deine Männer nicht an die Waffen befohlen. Steh mir also nicht im Weg herum und sag mir lieber, wem ich auf die Füße treten muss, damit endlich gehandelt wird.«
Giraldi starrte sie verblüfft an. Dann wandte er sich Bernard zu. »Sagt sie die Wahrheit?«
Bernard verschränkte die Arme und blickte Giraldi nur an.
Der Zenturio strich sich über das kurzgeschnittene Haar. »Also gut. Ich denke, der Erste wäre Pluvus -«
Harger meinte: »Pluvus ist mit allem einverstanden, was das Mädchen sagt, oder, Herr?« Er packte Pluvus wieder am Haar und ließ ihn nicken. »Da, bitte schön. Ich bin der Heiler, und meiner Meinung nach ist dieser Mann bei klarem Verstand. Jedenfalls klarer, als wenn er bei Bewusstsein ist.«
Giraldi schluckte nervös. »Ja, und danach musst du mit Pirellus sprechen, Gräfin. Er ist der Kommandant der Ritter in Kaserna. Wenn er sich einverstanden erklärt, werden ihm die anderen Zenturionen folgen, und mit ihnen ihre Männer.«
»Pirellus? Pirellus von der Schwarzen Klinge?«
»Ja, Herrin. Ein starker Metallwirker. Ein Fechter, wie ich ihn selten gesehen habe. Altes Blut, alte Familie. Ihn kümmern diese Bürschchen nicht, aber er wird sich sicherlich auch nichts von einer Frau sagen lassen. Er hat der Sucherin Olivia Kopfschmerzen bereitet, wie du es noch nie erlebt hast.«
»Wunderbar«, sagte Amara, holte tief Luft und dachte nach. Dann wandte sie sich an Bernard. »Ich brauche mein Schwert.«
Bernard machte große Augen. »Ist es nicht ein wenig drastisch, ihn gleich zu töten? Außerdem wird er dich in Stücke hauen.«
»Dazu lasse ich es nicht kommen. Hol es mir bitte.« Sie wandte sich an Giraldi. »Bring mich zu ihm.«
»Gräfin«, erwiderte Giraldi zögernd. »Ich weiß nicht, ob du verstehst. Er und die übrigen Ritter sind schon zu Bett gegangen.«
»Sie spielen und huren, meinst du«, sagte Amara. »Das kenne ich, Zenturio. Bring mich zu ihm.«
»Ich kümmere mich um das Schwert, Gräfin«, meinte Bernard.
Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Danke, Wehrhöfer. Heiler, vielleicht braucht
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