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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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»Pirellus«, sagte sie leise. »Ich wäre auch lieber woanders. Ich würde auch lieber nicht meinen Rang ausspielen. Zwing mich nicht zum Äußersten.«
    Stur erwiderte er ihren Blick. »Droh mir nicht, Mädchen. Vor allem nicht, wenn nichts dahintersteckt.«
    Statt einer Antwort rief Amara erneut Cirrus und versetzte dem Mann eine Ohrfeige, so schnell, dass es ihm nicht gelang, sich zu ducken. Pirellus trat zurück und richtete seine Klinge reflexartig auf ihr Herz.
    »Darüber mach dir mal keine Sorgen«, erklärte Amara. »Wenn du nicht tust, was getan werden muss, dann fordere ich dich zum Juris Macto heraus, weil du deine Pflicht vernachlässigst und somit Hochverrat begehst.« Sie holte ihr Schwert und wandte sich ihm wieder zu. »Mit den Klingen. Wir können gern anfangen, wenn du bereit bist.«
    Der Kommandant starrte sie an. »Du treibst Schabernack mit mir«, sagte er. »Das ist doch ein Scherz. Du kannst mich nicht schlagen.«
    »Nein«, meinte Amara, »doch ich kann dich ausreichend unter Druck setzen, damit du mich töten musst, um zu gewinnen. Dann hättest du einen Kursor in Ausübung seiner Pflichten auf dem Gewissen, Kommandant. Ob ich nun ein Mann oder eine Frau bin, ob ich, was den Überfall betrifft, richtig- oder falschliege, du hättest dich des Hochverrats schuldig gemacht. Und wir wissen
beide, was dir dann blüht.« Sie hob ihr Schwert und salutierte. »Also. Wenn dir dein Leben so wenig wert ist, willige ein in das Duell. Oder zieh dich an und versetze Kaserna endlich in Verteidigungsbereitschaft. Auf die eine oder andere Art, du solltest dich beeilen, Kommandant, denn ich habe keine Zeit, mich länger mit dir zu befassen.«
    Sie stand zwei große Schritte von ihm entfernt und hielt ihm die Klinge entgegen. Dabei zuckte sie nicht mit der Wimper. Ihr Herz klopfte, und ein Schweißtropfen kroch am Kinn entlang zu ihrem Hals. Pirellus war ein meisterhafter Metallwirker und einer der besten Schwertkämpfer überhaupt. Wenn er sich entschied, die Herausforderung zum Duell anzunehmen, so vermochte er sie zu töten, sie hatte keine Chance gegen ihn. Trotzdem war es notwendig. Notwendig, um ihn zu überzeugen, wie ernst sie es meinte, damit er sah, dass sie bereit war zu sterben und eher den Tod wählte, als ihre Pflichten Alera und Gaius gegenüber zu vernachlässigen. Sie blickte ihm in die Augen, konzentrierte sich auf ihre Aufgabe und ließ sich ihre Angst nicht anmerken.
    Pirellus starrte sie mit finsterer Miene an.
    Amara vergaß zu atmen.
    Langsam richtete sich der Ritter auf. Er legte den Griff seines Schwertes über seinen Unterarm und verneigte sich, wenn auch ärgerlich. »Gräfin«, sagte er, »um die Sicherheit dieses Legionslagers zu gewährleisten, werde ich tun, was du befiehlst. Allerdings werde ich in meinem Bericht erwähnen, dass es nur unter Protest geschieht.«
    »Hauptsache, du handelst«, sagte Amara. Vor Erleichterung wurde ihr schwindelig, beinahe hätte sie sich auf den Boden gesetzt. »Du kümmerst dich also um die Vorbereitungen?«
    »Ja, Gnädigste«, antwortete Pirellus ebenso bissig wie höflich. »Ich glaube, ich kann mich darum kümmern. Otto, wir müssen die Männer holen. Weck alle auf. Camdon, mein Mädel, hol mir meine Kleidung und meine Rüstung.« Einer der Männer am Damentisch
und die Tänzerin mit dem Sklavenring setzten sich in Bewegung.
    Amara verließ den Raum und trat hinaus auf den Hof. Sie atmete tief durch und schob das Schwert in die Scheide. Kurz darauf hörte sie ein Windbrausen und blickte hoch, wo sich zwei halbfertig bekleidete Ritter Aeris in den Nachthimmel schwangen und in unterschiedliche Richtungen davonflogen, zweifelsohne mit Ziel Riva.
    Sie hatte es geschafft. Endlich bereitete sich Kaserna auf die Schlacht vor. Soldaten versammelten sich auf dem Platz in der Mitte der Stadt. Elementarlichter glimmten auf. Zenturionen brüllten Befehle, und ein Trommler schlug den Takt dazu. Hunde bellten, Frauen und Kinder kamen aus den Häusern, während andere Soldaten losgeschickt wurden, um jene, die in den Gebäuden außerhalb der Stadt wohnten, zu wecken und in die Mauern zu holen.
    Jetzt lag alles in der Hand der Soldaten. Amara hatte ihren Teil beigesteuert. Sie war Auge und Hand der Krone gewesen und hatte die Verteidiger von Alera gewarnt. Gewiss genügte das. An der Mauer fand sie einen dunklen Winkel, in dem sie sich niederließ und den Kopf anlehnte. Vor Erschöpfung sank sie in sich zusammen. Die Erleichterung wirkte wie starker

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