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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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gnädiger gewesen. Hier wird es nicht schön zugehen.«
    Isana runzelte die Stirn. »Bernard, erinnerst du dich noch daran, als wir unseren Hof gebaut haben?«
    »Natürlich«, sagte er.
    »Das ganze Tal ist damals zusammengekommen und hat geholfen. Und der gesamte Wehrhof mitsamt Mauern war an einem Tag fertig.«
    Er blinzelte und wandte sich ihr zu. Plötzlich schwang Aufregung
in seiner Stimme mit. »Du meinst, wir könnten die Mauer erhöhen?«
    Sie nickte. »Wenn es etwas nützt. Giraldi sagte, im Augenblick sei sie nicht hoch genug.«
    »Das könnte es sein«, sagte Bernard. »Das könnte es sein.« Er blickte sich um. »Dort. Der Zenturio, er ist Ingenieur. Siehst du den Zopf auf seiner Tunika? Wir brauchen seine Hilfe. Erzähl es ihm, und ich trommele unsere Erdwirker zusammen.«
    Bernard eilte davon. Isana ging zu dem Mann, der sie von oben bis unten musterte und dann über seinen grauen Schnurrbart hinweg anstarrte. Wortlos hörte er zu, während sie ihm ihren Plan schilderte.
    »Unmöglich«, erwiderte er, »das bekommt niemand hin, Mädchen.«
    »Ich habe vierzig Sommer hinter mir«, gab Isana zurück. »Und es muss sein. Mein Bruder holt gerade unsere Erdwirker.«
    Der Zenturio sah ihr in die Augen, sein Gesicht und sein Hals wurden rot. »Wirker von Wehrhöfen«, sagte er. »Hier geht es nicht um eine Scheune. Das sind Befestigungsmauern.«
    »Ich verstehe nicht, wo da der Unterschied ist.«
    Der Mann schnaubte laut. »Diese Mauer besteht aus miteinander verbundenen Schichten, Mädchen. Sie ist hart, sowohl elastisch als auch schwer, und sie widersteht jeder Form von Ramme. Aber man kann sie nicht einfach wie einen Weidezaun erhöhen, wenn sie einmal steht. Wenn man daran herumspielt, reißt das Fundament, und das ganze Ding bricht zusammen. Dann haben wir gar keine Mauer mehr, und schon gar keine höhere.«
    »So wie ich die Sache verstehe«, erwiderte Isana, »ist die Mauer mit dieser Höhe genauso wirksam wie überhaupt keine.«
    Der Mann blinzelte, zog eine finstere Miene, neigte den Kopf und schnaubte durch den Schnurrbart.
    »Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig wird, aber wäre es den Versuch nicht wert? Falls es gelingt, könnten wir uns erfolgreich
verteidigen. Falls nicht...« Isana erschauderte. »Falls nicht, wäre es mir genauso recht, wenn es schnell vorüber ist.«
    »Nein«, antwortete der Baumeister schließlich. »Angenommen, es wäre möglich, würde ich das Risiko eingehen. Aber deine Wirker sind keine Bauleute. Sie sind Wehrhöfer . Ihnen fehlt die Kraft, die man für so was braucht.«
    »Du kennst das Leben hier im Tal nicht, oder?«, fragte Isana trocken. »Nicht jeder mit einem starken Elementar möchte Ritter werden. Auf meinem Wehrhof gibt es Jungen, die kaum dem Knabenalter entwachsen sind und schon mannsgroße Felsbrocken aus der Erde ziehen können. Und wie du siehst, haben wir nichts zu verlieren.«
    Der Baumeister sah sie schief an. »Unmöglich«, sagte er dann. »Es geht nicht. Selbst mit einer vollen Mannschaft Legionsbaumeister würde ich einen halben Tag brauchen, um die Mauer zu erhöhen.«
    »Dann ist es ja eigentlich nur von Vorteil, dass wir keine Legionsbaumeister haben«, meinte Isana. »Wirst du es versuchen?«
    Eine andere Stimme mischte sich in das Gespräch. »Er wird es versuchen.«
    Isana blickte auf und sah die Kursorin neben sich stehen. Sie trug die Kleidung ihres Bruders, die ihr zu groß war, und darüber ein geliehenes Kettenhemd. An der Hüfte hing ein Schwert, und ihr linker Arm war geschient. Amara wirkte müde, hatte einen großen blauen Fleck am Hals und Schrammen am Kinn, doch sie sah den Baumeister ruhig an. »Arbeite mit den Wehrhöfern zusammen. Versuch es einfach.«
    Der Baumeister schluckte und verneigte sich leicht. »Wie du wünschst, Gräfin.« Damit drehte er sich um und eilte davon.
    Amara wandte sich Isana zu und sah sie gelassen an. Dann ging ihr Blick weiter zu der Wasserhexe, die in eine Decke gehüllt und mit leerem Gesicht dastand. Amara stieß einen leisen Fluch aus und griff nach ihrem Schwert.

    »Warte«, sagte Isana, trat an die Kursorin heran und hielt ihre Hand fest. »Nicht.«
    »Aber sie ist -«
    »Ich weiß, wer sie ist«, meinte Isana. »Sie wird jetzt niemandem Schaden zufügen. Mir hat sie das Leben gerettet - und ein Sklavenhalter hat ihr den Züchtigungsring angelegt.«
    »Du kannst ihr nicht vertrauen«, beharrte Amara. »Sie sollte eingesperrt werden.«
    »Aber -«
    »Sie ist ein Ritter. Ein Söldner. Eine

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