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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sie nicht.

    Ihr Blick schweifte über die Marat, zu Atsurak, der bald das Tor einnehmen würde, über die riesige Anzahl der Krieger hinweg, die frisch und unverbraucht auf die Festung zuhielten. »Wir kämpfen«, sagte sie zu Giraldi. »Wir kämpfen, so lange wir können. Schick jemanden los, der nachschaut, ob die Zivilisten aufgebrochen sind. Die Verwundeten sollten sich bewaffnen, damit sie sich wehren können. Lass ihnen sagen -« Sie schluckte. »Lass ihnen sagen, die Lage sei ernst.«
    »Ja, Gräfin«, antwortete Giraldi starr. »Ha. Ich habe mir immer gewünscht, mein letzter Befehl würde lauten: ›Reich mir noch eine Scheibe Braten.‹« Er lächelte sie grimmig an, schlug fast beiläufig mit dem Schwert nach einem Marat, der heraufkletterte, und eilte davon, um ihre Befehle auszuführen.
    Sie stieg von der Mauer hinunter und beobachtete abwesend, was im Hof vor sich ging. Fidelias und seine Männer waren nirgendwo zu sehen, sie hatten sich vermutlich mit Hilfe der Ritter Aeris in Sicherheit gebracht. An der Barrikade hatten sich weitere Marat durchgezwängt, und obwohl sie über den Berg von Leichen nur schwer vorankamen, drangen sie vor, trotz der Aleraner, die sich verzweifelt wehrten.
    Amara zog ihr Schwert, das Schwert der gefallenen Wache im Memorium des Princeps, und betrachtete die Waffe. Dann blickte sie hinüber zu den Marat. Bald würde sie dort auch den Hordenmeister entdecken, der kam, um die Festung für sich zu beanspruchen.
    Bernard trat zu ihr. Er wirkte immer noch müde, doch hielt er eine zweischneidige Axt in den großen Händen. »Habt ihr einen Plan?«
    »Ich habe den Hordenmeister gesehen. Ich möchte ihn erwischen.« Sie erzählte ihm von dem Dolch und von der zweiten Horde.
    Bernard nickte langsam. »Wenn wir in seine Nähe gelangen können«, sagte er, »werde ich versuchen, dich mit Holzbeschwörung
zu tarnen. Nimm das Messer und flieh. Bring die Waffe zum Ersten Fürsten, wenn du kannst.«
    »Du bist zu erschöpft. Wenn du noch einmal deine Kräfte einsetzt, könntest du getöt-« Sie stockte und holte tief Luft.
    »Pirellus hatte Recht«, meinte Bernard. »Das Gute daran, zum Tode verurteilt zu sein, ist, dass man nichts mehr zu verlieren hat.«
    Dann drehte er sich ihr zu, schlang einen Arm um ihre Taille und küsste sie hemmungslos auf den Mund, voller Verlangen, das sich mit unerwarteter Zärtlichkeit mischte. Amara seufzte leise und erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Wieder traten ihr die Tränen in die Augen.
    Viel zu bald löste sie sich von seinen Lippen und sah ihn an. Bernard lächelte. »Das wollte ich doch noch erledigt haben.«
    Ein müdes Lächeln verzog ihren Mund, ehe sie sich dem Tor zuwandte.
    Draußen plärrten Hörner, tiefer diesmal, irgendwie gewalttätiger und wütender. Der Boden bebte erneut, und das Geschrei vor der Mauer schwoll zu einer Flutwelle aus Tönen an, die auf ihre Ohren, ihren Hals und ihre Brust eindrangen. Sie glaubte, selbst ihre Wangen würden von der Lautstärke zittern.
    Die letzte Verteidigung am Tor bröckelte. Die Marat erkämpften sich den Weg in den Hof. Sie rollten wild mit den Augen, fuchtelten mit den blutigen Waffen, und ihr bleiches Haar und die Haut waren rot gesprenkelt. Ein Mann von einem Wehrhof wurde Opfer von zwei Wölfen und einem Marat, der mit nichts anderem als den Zähnen kämpfte. Ein großer Herdentöter drückte einen Aleraner zu Boden, packte seinen Hals und brach ihm mit einem heftigen Schütteln das Genick. Nun begannen die Marat hereinzuströmen, und plötzlich herrschte Aufruhr im Hof. Die Reihen lösten sich auf in ein Chaos aus einem Dutzend kleinerer Gefechte.
    »Dort«, sagte Amara und zeigte zur Mauer. »Jetzt kommt er durchs Tor.«

    Atsurak schritt herein, umgeben von seinen Tieren. Beiläufig durchbohrte er einen kämpfenden Legionare mit seinem erbeuteten Speer, zog die Waffe zurück und prüfte die Schärfe der Spitze mit dem Daumen, ohne darauf zu achten, wie der Mann starb. Mehrere Aleraner stürzten sich auf den Hordenmeister. Einer wurde von einem der riesigen Vögel in Fetzen gerissen. Ein anderer ging zu Boden, ehe er Atsurak erreichte. Schwarzgefiederte Pfeile ragten ihm aus beiden Augen. Niemand gelangte in die Nähe des Hordenmeisters.
    Bernard knurrte: »Ich gehe vor und lenke sie ab. Du folgst mir auf den Fersen.«
    »Gut«, sagte Amara und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Bernard packte die Axt fester und wollte losgehen.
    Im nächsten Augenblick erschütterte Donner die Luft

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