Die Elementare von Calderon
ihn.
»Kord, nein!«, schrie Isana.
In diesem Moment rappelte es an der Tür. Kurz darauf wurde erneut an der Tür gerüttelt, als wolle jemand eintreten und habe nicht erwartet, sie verschlossen vorzufinden. Kord drehte sich um.
Aus schierer Verzweiflung warf Isana die Elementarlampe in ihrer Hand nach Kord. Sie traf den Wehrhöfer am Hinterkopf. Die Lampe zerbrach, der Funkengnom im Inneren leuchtete kurz hell auf und verschwand. Im Lagerhaus herrschte unvermittelt Dunkelheit, und Kord fluchte lautstark.
Isana verdrängte ihre Angst und stürmte durch die Dunkelheit voran. Es war ein entsetzlicher Augenblick; sie hörte Odianas Wimmern und Kords schnaufenden Atem. Sie fand Odiana als Erste und zog die Sklavin an sich. Nachdem sie ihr auf die Beine geholfen hatte, floh sie mit ihr in den hinteren Teil des Lagerhauses, wobei sie inständig hoffte, die richtige Richtung einzuschlagen. Odiana wimmerte wieder, und Isana hielt ihr die Hand vor den Mund.
»Lass es lieber, Isana«, knurrte Kord irgendwo in der Dunkelheit nahe der Tür. »Du zögerst das Unvermeidliche nur hinaus. Wir wissen beide, wie die Sache enden wird.«
Sie spürte ein leises Wogen im Boden unter den Holzdielen, aber Kords Elementar würde Schwierigkeiten haben, sie durch
das Holz aufzuspüren, genauso wie es sich beim Eis verhalten hatte. Sie zog Odiana tiefer in das Lagerhaus, bis sie gegen die hintere Wand stieß. Dort tastete sie sich voran. Durch Ritzen sah sie das erste Licht des neuen Tages. Also drückte sie Odiana in den zweifelhaften Schutz, den ein schmaler Spalt zwischen zwei Kisten bot, nahm die Hände der Wasserhexe und legte sie ihr auf den Mund. Die Sklavin zitterte heftig, brachte jedoch ein Nicken zustande. Isana ließ die Frau los und wandte sich der Dunkelheit zu.
»Komm schon, Isana«, meinte Kord, nun aus größerer Entfernung. »Der Ring ist gar nicht so übel. Wenn du ihn erst einmal angelegt hast, wirst du ihn gar nicht mehr ablegen wollen. Dann siehst du auch seine Vorteile, dafür werde ich schon sorgen.«
Isana schluckte ihre Wut hinunter und überlegte, welche Möglichkeiten sich ihr boten. Am leichtesten wäre es gewesen, um Hilfe zu schreien. In Kaserna waren hunderte von Menschen unterwegs. Irgendwer würde sie hören.
Gewiss. Gleichzeitig würde sie Kord verraten, wo sie sich befand. Sie hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis jemand die verriegelte Tür aufgebrochen hätte, aber sicherlich länger, als Kord brauchte, um ihr das Genick zu brechen. Obwohl es ihre Verzweiflung noch vergrößerte, musste sie sich zunächst still verhalten und einen Fluchtweg aus dem Lagerhaus finden. Oder sich gleich mit Kord befassen. Sie hockte sich in die Dunkelheit und dachte nach.
Ungefähr eine Minute lang grollte und bebte der Boden, dann erhob sich draußen Jubel, und Hörner wurden geblasen. Sinnlos. Sie wusste nicht, was geschehen war, und in dem Lärm würde man sie nicht hören. Daher musste sie herausfinden, wo Kord stand, und sich entweder um ihn herumschleichen zur Tür oder ihn angreifen - und das wäre reiner Wahnsinn. Selbst wenn sie ihn entdeckte, war er immer noch viel stärker als sie. Natürlich könnte sie Bächlein gegen ihn einsetzen, doch was, wenn sie nicht schnell
genug war? Nein, auf eine solche Auseinandersetzung durfte sie sich nur im allergrößten Notfall einlassen.
Also musste sie ein kalkulierbares Risiko eingehen. Sie holte Luft und versuchte, mit monotoner Stimme zu sprechen, um ihn möglichst über ihren Aufenthaltsort zu täuschen. »Glaubst du wirklich, das macht mich glücklich, Kord?«
Seine Antwort kam aus größerer Nähe, vielleicht vom anderen Ende der gleichen Reihe Kisten. »Wenn du diesen Ring erst trägst, macht dich alles glücklich, was ich mir wünsche.«
»Ich nehme an, ein Mann wie du braucht so etwas«, sagte sie, wich zurück und bog in den nächsten Gang ein, durch den sie sich an ihm vorbeischleichen wollte.
»Rede nur weiter. Da wird es noch süßer, wenn ich dich in die Hände bekomme.« Auch er war in Bewegung.
Von draußen hörte sie Schreie, und der Boden erzitterte, als würden tausende von Füßen trampeln. Die Hornsignale riefen zum Kampf, und Isana wusste, der Angriff auf Kaserna hatte begonnen.
Kord sprach wieder, und seine Stimme war kaum zehn Fuß von ihr entfernt, so dass sie in der Dunkelheit die Wolke aus Wut und Verlangen spüren konnte, die ihn wie heißer, stinkender Dunst umgab. »Siehst du, die haben einen größeren Fisch an der
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