Die Elementare von Calderon
den Speer, und Atsurak wich erschrocken zurück und schnappte nach Luft. Doroga stand geschmeidig auf. Dann zog er das verwundete Bein an, brach über dem Knie den aleranischen Speer entzwei und warf die beiden Teile achtlos fort.
»Er hat ihn getäuscht!«, rief Tavi.
»Pst!«, sagte Amara.
»Jetzt hat er ihn«, meinte Bernard.
Doroga warf auch die riesige Keule zur Seite. Sie landete mit dumpfem Knall auf dem Hof.
»Ich erinnere mich an den Fuchs«, sagte er ruhig. Nun breitete er die Hände aus, betrachtete den kleineren Marat mit einem harten Lächeln und ging auf ihn zu.
Atsurak erbleichte, breitete jedoch ebenfalls die Arme aus und umkreiste Doroga wieder. Plötzlich schoss er vor wie einer seiner Raubvögel und sprang auf Dorogas Brust zu.
Doroga fing den Tritt mit voller Wucht ab, blieb stehen, schwankte leicht, aber dann packte er Atsuraks Knöchel und Fuß, ehe sein Gegner ihn zurückziehen konnte. Atsurak fiel, und Doroga drehte die Hände.
In Atsuraks Bein knackte es abscheulich. Der Hordenmeister
stöhnte und ging zu Boden, trat dabei allerdings mit dem gesunden Fuß nach Dorogas Knöchel. Der Häuptling der Garganten verlor das Gleichgewicht und fiel mit seinem Feind.
Tavi schaute aufmerksam zu. Atsurak war nun so sehr im Nachteil, dass er eigentlich keine Chance mehr hatte. Sein Gegner war körperlich überlegen, und er selbst war zu schwer verletzt. Das Ende war nur noch eine Frage der Zeit. Doroga legte dem Hordenmeister die Hände um den Hals. Atsurak tat das Gleiche bei Doroga, doch konnte auch das ihn nicht retten.
Tavi vermochte den Blick nicht abzuwenden, dennoch erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit: eine Bewegung im Hintergrund. Er schaute sich um. Die Marat starrten gebannt auf den Kampf und traten immer dichter heran. Hashat keuchte und hatte die Augen weit aufgerissen.
Neben Hashat entdeckte Tavi Skagara, den Häuptling der Wölfe. Er war einen Schritt zurückgetreten, so dass Hashat ihn nicht sehen konnte. Nun griff er hinter sich, wo einer der Wolfkrieger einen Pfeil mit Steinspitze in einen kleinen Tontopf tunkte und ihn Skagara reichte, zusammen mit einem kleinen Bogen. Im nächsten Moment hatte der Wolfshäuptling den Pfeil aufgelegt und den Bogen gehoben.
»Doroga!«, schrie Tavi. »Pass auf!«
Doroga blickte auf zu Tavi, dann zu Skagara. Er wälzte sich herum und zog Atsuraks Körper zwischen sich und den Meuchelmörder.
Atsurak zog den aleranischen Dolch mit dem Goldgriff aus dem Gürtel und stach wild nach Dorogas Hand. Der Häuptling der Garganten schrie auf, ließ sich zurückfallen, und Atsurak befreite sich von ihm.
»Tötet sie!«, schrie der Hordenmeister. »Tötet sie, wie wir es mit dem Fuchs getan haben! Tötet sie alle!«
Doroga brüllte, sprang auf und stürzte sich auf Atsurak.
Ohne zu zögern schoss Skagara den vergifteten Pfeil ab. Tavi
sah ihn vorbeizischen, dann traf die Spitze Dorogas Arm. Der Häuptling der Garganten ging zu Boden.
Hashat fuhr herum, und die Klinge ihres Säbels blitzte in der Sonne. Sie schlitzte Skagara die Kehle auf und zerschmetterte den Bogen mit dem gleichen Hieb. Der Wolf fiel, Blut spritzte.
Im Hof brach Chaos aus. Die großen Herdentöter in der Nähe von Atsurak kreischten auf, als der sich zu ihnen umwandte und auf Doroga zeigte. Sie stürmten auf den Gargantenhäuptling los, der am Boden lag. Im gleichen Augenblick brüllte Dorogas Gargant und stampfte zur Verteidigung seines Herrn heran. Vor den Toren hatten Geschrei und Kampflärm die Stille abermals abgelöst. Hashats Clan stürzte vor zu dem gefallenen Doroga. Und Atsuraks Krieger rannten ebenfalls herbei.
Faede stieß ein Wimmern aus und klammerte sich an Tavis Hemd.
»Der Dolch!«, hörte Tavi Amara rufen. »Wir brauchen den Dolch!« Die Kursorin wollte loslaufen, wurde jedoch von dem plötzlichen Gedränge der Maratkrieger aufgehalten. Die Speerspitzen blitzten genauso gefährlich wie die Augen der Herdentöter. Die aleranischen Soldaten bildeten Reihen, und Bernard packte sowohl seine Schwester als auch Amara am Arm und zog sie hinter die Legionares in Sicherheit.
Faede schrie voller Angst auf, wollte Bernard hinterher und zerrte Tavi wie von Sinnen mit sich.
»Der Dolch!«, brüllte Amara. »Ohne den Dolch war alles umsonst!«
Tavi überlegte nicht lange. Er ließ sich einfach fallen, riss die Arme hoch und rutschte aus seiner viel zu großen Tunika. Er stand auf, blickte sich rasch um und rannte zu Atsurak, der am Boden lag. Die Krieger des
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