Die Elementare von Calderon
starrte ihn an. »Tavi? Du lebst?«
»Nicht mehr lange!«, keuchte er und rappelte sich auf. »Die wollen mich umbringen, Fred!«
Frederic blinzelte. Der Helm rutschte ihm über die Augen.
Tavi wollte ihn wieder hochschieben, als er den nächsten Ritter Aeris bemerkte, der zu ihm herunterschwebte. Er wühlte in seiner Tasche nach Salz, doch in der Eile vorhin hatte er sie ausgestülpt. Das ganze restliche Salz war dabei herausgefallen.
»Tavi«, sagte Fred. »Der Wehrhöfer meint, ich soll den Helm nicht absetzen -«
»Pass auf!«, erwiderte Tavi, warf sich auf den Freund und zerrte ihn zu Boden. Der Ritter sauste vorbei, schlug mit dem Schwert nach ihnen, und Tavi spürte ein scharfes Brennen am Arm.
Frederic blickte Tavi blinzelnd an, während der Ritter wendete und zurückkam. »Tavi«, sagte er benommen und betrachtete den Arm seines Freundes. »Er hat dich verletzt.« Und er riss die Augen auf. »Die wollen dich umbringen.«
»Gut, dass du mir das sagst«, meinte Tavi und zuckte wegen des Schmerzes zusammen. Blut breitete sich auf seinem Hemd aus, aber er konnte den Arm bewegen. »Das hier ist nicht so schlimm. Hilf mir auf.«
Frederic zog ihn hoch. Auf seinem Gesicht zeigten sich Angst und Unverständnis. »Wer sind die?«
»Keine Ahnung«, antwortete Tavi. »Aber der Ritter kommt zurück.«
Tavi wollte in das Gebäude fliehen, doch am Ende des Stalles bemerkte er die unverkennbare Gestalt des Schwertkämpfers.
»Ich sitze in der Falle«, keuchte Tavi. Er sah sich um. Zu dem Ritter Aeris hatte sich ein zweiter gesellt, und sie machten sich zum nächsten Angriff bereit. »Fred, wir brauchen Plumpser.«
»Wie bitte? Aber Plumpser kann doch gar nicht kämpfen!«
»Salz, Fred. Wir müssen die Windwirker mit Salz bewerfen, und zwar mit viel!«
»Aber -«
» Schnell , Fred!«
Die Ritter Aeris rauschten in einem Sturmwind auf sie zu.
Tavi griff den Dolch fester und schaute sich um, entdeckte jedoch keinen Ausweg.
Frederic trat vor Tavi und hielt den Spaten mit beiden Händen. Er stieß einen Schrei aus, der zu einem kehligen Gebrüll anschwoll, und holte mit dem Spaten aus, schwang ihn knapp über Tavis Kopf und traf den vorderen Ritter, ehe dessen Schwert Tavis Freund verletzen konnte.
Der Hieb warf den Ritter um, als wäre er aus Stroh, und riss ihn aus der Luft zu Boden. Tavi hatte keinen Zweifel daran, dass Frederic den Mann erschlagen hatte.
Frederic hob den Spaten erneut und schwang ihn wild in Richtung des nächsten Ritters, der ihm jedoch auswich. Frederics Schlag ging daneben, doch Tavi bemerkte etwas Glitzerndes an der Schaufel des Spatens: weiße Klümpchen, Salzkristalle. Das Salz traf den Luftstrom des Ritter Aeris, der Mann stieß einen Schrei aus, landete auf dem Boden, überschlug sich und krachte mit voller Wucht gegen die Wand einer der Unterkünfte.
Nun stand Frederic da, schnaufte und betrachtete die beiden Männer mit aufgerissenen Augen. Er wandte sich an Tavi und stotterte: »Ich habe den Spaten mit Salz eingerieben, nachdem ich den ersten Ritter erledigt hatte, draußen auf dem Feld zu Hause.« Er betrachtete seine provisorische Waffe und danach Tavi: »Bist du verletzt?«
Tavi schluckte und schaute über die Schulter in den Stall. Drinnen hatte sich jemand aus dem Schatten auf den Schwertkämpfer gestürzt. Kurz sah er Schemen, die sich rasch bewegten, dann ertönte ein Schrei, und der Schwertkämpfer kam wieder auf sie zu.
Frederic packte seinen Spaten fester. »Tavi? Was sollen wir tun?«
»Augenblick«, stammelte Tavi. »Ich denke ja schon nach.«
Ohne Vorwarnung warf sich ein Marat auf Tavi, stieß ihm in die Seite, hob ihn hoch, trug ihn zur Stallwand und schleuderte ihn dagegen. Tavi schrie und stach mit dem Dolch nach dem Marat, einem blutverschmierten Angehörigen des Wolfclans, doch ritzte er kaum dessen Haut.
Der Marat stieß Tavi erneut gegen die Wand, nochmals und ein drittes Mal, was dem Jungen die Luft aus den Lungen trieb und Sterne vor seinen Augen tanzen ließ.
Fred tauchte plötzlich hinter dem Krieger auf, packte dessen
Kinn mit der Hand, riss den Marat von den Beinen und zerrte ihn von Tavi fort. »Tavi«, rief Fred. »Lauf!«
Tavi landete benommen auf dem Boden und drückte sich auf Hände und Knie hoch. Er blickte in Richtung des Schwertkämpfers, der immer näher kam, und rannte, den Dolch mit dem Goldgriff in der Hand, wieder auf das wilde Getümmel im Hof zu.
Er duckte sich unter dem Speerschaft eines Legionare hindurch, rutschte auf
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