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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Eidechsen fielen
anschließend über den Kadaver her und rissen das Fleisch bis auf die Knochen ab. Dieses Lamm war tot, aber es wies nur eine einzige Wunde auf - einen großen, sauberen Schnitt, der ihm fast den Kopf vom Hals getrennt hatte. Die Krallen eines Thanadents waren dazu durchaus in der Lage, aber wenn eines dieser großen Bergtiere Beute gemacht hatte, wurde diese entweder sofort verschlungen oder in den Bau geschleppt. Wölfe, auch die großen Wölfe aus dem wilden, barbarischen Osten jenseits des Calderon-Tals, hätten nicht so sauber töten können. Und außerdem hätte jedes Raubtier wenigstens angefangen, das Lamm zu fressen. Tiere töteten nicht zum Vergnügen.
    Der Boden um das Lamm war aufgewühlt. Tavi suchte nach Spuren, fand jedoch nur die Hufabdrücke und einige Fährten, die er nicht kannte und bei denen er nicht einmal sicher war, ob es sich um solche handelte. Eine hätte durchaus der Umriss einer menschlichen Ferse sein können, genauso gut war es jedoch möglich, dass jemand einfach nur einen Stein zur Seite gerollt hatte.
    Tavi erhob sich und entdeckte zwei weitere Kadaver, ein Lamm und ein Schaf, die beide durch ähnlich schwere und saubere Wunden gestorben waren. Ein starker Elementar wäre dazu möglicherweise in der Lage gewesen, doch die griffen selten Tiere an, wenn sie nicht von ihrem Beschwörer dazu aufgefordert wurden. Wenn also ein Tier nicht dazu in der Lage war, musste es sich um einen Menschen handeln. Der brauchte eine unglaublich scharfe Klinge, ein langes Jagdmesser oder ein Schwert, und zudem müsste ein Elementar die Kraft des Schnitts verstärken.
    Aber im Grenztal gab es selten Besucher, und von den Bewohnern der Wehrhöfe trieb sich niemand in der Kiefernwildnis herum. Garados sorgte dafür, dass man in der Nähe des alten Berges keinen ruhigen Schlaf fand.
    Stirnrunzelnd blickte Tavi zu Gauner, der am Einlass zum Dickicht stand und warnend die Hörner gesenkt hielt. Plötzlich verspürte Tavi Angst. Was konnte diese Schafe getötet haben?
»Onkel?«, rief er. Seine Stimme klang ein wenig brüchig. »Hier stimmt etwas nicht.«
    Bernard kam zu ihm, betrachtete skeptisch Gauner und die Herde und dann die toten Schafe. Tavi beobachtete seinen Onkel, der unvermittelt die Augen aufriss. Bernard erhob sich und zog das kurze, schwere Schwert, das noch aus seiner Zeit als Legionare stammte. »Tavi, komm zu mir.«
    »Wieso?«
    »Sofort«, befahl Bernard in einem so scharfen Ton, wie ihn Tavi nie zuvor bei seinem Onkel gehört hatte.
    Dem Jungen schlug das Herz bis zum Hals, und er gehorchte. »Was ist mit der Herde?«
    »Vergiss die Tiere«, sagte Bernard kalt und barsch. »Wir verschwinden hier.«
    »Dann verlieren wir die Schafe. Wir können sie nicht einfach hierlassen.«
    Bernard reichte Tavi das Schwert, ließ den Blick aufmerksam durch die Umgebung schweifen und legte einen Pfeil auf den Bogen. »Halt die Spitze nach unten. Leg deine Hand auf meinen Rücken und lass sie dort.«
    Tavis Angst linderte diese Anweisung nicht gerade, daher gehorchte er sofort. »Was ist denn los? Warum bleiben wir nicht?«
    »Weil wir das Ödland gern lebend verlassen möchten.« Bernard blickte sich weiter konzentriert um und ging leise von dem Dickicht fort.
    »Lebend? Onkel, was könnte -«
    Urplötzlich zuckte Bernard zusammen, drehte sich um und hob den Bogen.
    Tavi fuhr mit ihm herum und sah eine Bewegung in einer Gruppe junger Bäume vor ihnen. »Was ist -«
    Ein zischendes Pfeifen ertönte hinter ihnen. Tavi riss den Kopf herum, sein Onkel jedoch war langsamer, weil er den ganzen Körper mit dem Bogen drehte und die Sehne bis zur Wange zog.
Der Junge konnte nichts anderes tun, als zuzuschauen, wie der Angreifer auf sie zukam.
    Er sah aus wie ein Vogel, wenn ein Vogel acht Fuß groß sein und auf zwei langen, kräftigen Beinen, massiger als die eines Rennpferds, hätte stehen können. Dazu hatte er üble Krallen. Der Kopf saß auf einem langen und biegsamen Hals, der Schnabel erinnerte an den eines Habichts, nur viele Male größer, und war gefährlich gebogen und scharf. Dunkelbraun und Schwarz waren die vorherrschenden Farben im Gefieder, die Augen hingegen leuchteten golden.
    Der Vogel sprang vorwärts, machte einige Sätze und sprang in die Luft, wobei er die Krallen nach vorn streckte und gleichzeitig mit lächerlich kleinen Flügeln schlug. Onkel Bernard schob Tavi mit der Hüfte zur Seite und stellte sich zwischen ihn und das heranpreschende Ungeheuer.
    Der Wehrhöfer schoss,

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