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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ohne genau zu zielen. Der Pfeil traf in einem schlechten Winkel, prallte von den Federn des Wesens ab und flog davon. Das Tier landete auf Bernard, packte mit den Krallen zu und wollte mit dem gefährlichen Schnabel auf den Onkel einhacken.
    Als Tavi heiße Blutstropfen ins Gesicht spritzten, begann der Junge zu schreien.
    Das Vogelwesen schlug wieder und wieder wild mit den Krallen zu. Eine von ihnen durchbohrte Bernards dicke Lederhose am Oberschenkel. Blut trat hervor. Eine andere Kralle fuhr von den Haaren in Richtung Hals, doch der Onkel riss den Arm hoch und schob die tödlichen Waffen des Tieres mit dem Bogen zur Seite. Nun hackte das Vogelwesen erneut mit dem Schnabel zu, und wieder konnte Bernard den Angriff abwehren.
    Der große Vogel packte den Bogen, der aus hartem Holz gefertigt war, und brach ihn wie einen trockenen Zweig in zwei Stücke. Es gab einen scharfen Knall, als die Sehne sich zusammenzog.

    Tavi hob das Schwert. Der Schrei, den er ausstieß, hörte sich ganz und gar nicht an wie aus seiner Kehle. Seine Stimme klang zu schrill, und zu viel Entsetzen schwang in ihr mit. Der Vogel wandte ihm den Kopf zu und starrte ihn aus leeren, goldenen Augen an.
    »Brutus!«, rief Onkel Bernard, als der Vogel seine Aufmerksamkeit auf Tavi richtete. »Halt ihn fest!«
    Zu Füßen des Angreifers begann die Erde zu zittern und riss auf, als Brutus zu Hilfe eilte.
    Eine dünne Schicht Erde hob sich vom rauen Gestein. Brutus schob sich aus dem Boden hoch wie ein Hund, der aus tosender Brandung steigt, doch Kopf und Schultern dieses riesigen Jagdhundes bestanden aus Erde und Stein. Die Augen des Elementars funkelten grün wie Smaragde und strahlten ein schwaches Licht aus. Brutus stemmte die Vorderpfoten in den Boden, wuchtete den Körper, der die Größe eines kleinen Pferdes besaß, nach vorn und packte den Vogel mit dem Maul aus Fels.
    Der Vogel stieß einen Schrei aus wie das Pfeifen eines Teekessels und hackte mit dem Schnabel auf den Kopf des Elementars ein. Der Stein schlug Funken, und eines der Ohren des irdenen Hundes fiel ab, dennoch wich Brutus keinen Zoll zurück.
    Tavi brüllte und schwang das Schwert seines Onkels mit beiden Händen. Die Klinge traf den Vogel am Halsansatz, und Tavi spürte den Hieb in den Händen, während der Vogel um sich trat und zappelte, was sich anfühlte, als habe Tavi einen Fisch an der Angel. Der Junge holte erneut aus und schlug ein zweites Mal zu. Dunkles Blut spritzte und tropfte von der Klinge.
    Abermals schwang Tavi das Schwert, nachdem er sich vor der freien Kralle des Vogels geduckt hatte. Wieder und wieder grub sich die Waffe in den Körper des Tieres. Wieder und wieder spritzte dunkles Blut.
    Brutus zerrte an dem Angreifer und warf ihn krachend zu Boden. Tavi stieß erneut einen Schrei aus, das Blut rauschte in seinen Ohren, und er schwang die Waffe wie eine Axt und traf den Kopf
des Vogels. Er hörte und spürte den Aufprall. Das Tier sackte in sich zusammen, das Treten und das Schreien hörten langsam auf.
    Tavi zitterte. Dunkles Blut besudelte seine Kleidung und das Schwert in seinen Händen, es floss über das Gefieder zu Boden. Noch immer hielt Brutus das Bein mit dem Granitmaul fest. Von dem Kadaver stieg ein fauliger Gestank auf. Tavi schluckte, da sein Magen rebellierte. Er wandte sich von dem Vogel ab und trat zu seinem Onkel, der auf dem Boden lag.
    »Onkel«, sagte er und kniete sich neben ihn. Überall auf Bernards Kleidung und Händen war Blut. »Onkel Bernard.«
    Bernard wandte Tavi das blasse, schmerzverzerrte Gesicht zu. Mit beiden Händen umklammerte er seinen Oberschenkel. »Mein Bein«, stöhnte er. »Wir müssen mein Bein abbinden, Junge, sonst werde ich verbluten.«
    Tavi nickte betroffen. Er legte das Schwert auf den Boden und zog sich den Gürtel aus der Hose. »Was ist mit Brutus?«, fragte er.
    Bernard schüttelte mühsam den Kopf. »Gleich. Ich bin zu schwach, so komme ich nicht zu ihm durch.«
    Mit beiden Händen musste Tavi das Bein anheben, um den Gürtel darunter hindurchzuschieben, und der große Mann ächzte vor Schmerz. Tavi band den Gürtel, so fest er konnte. Bernard stöhnte abermals und löste seine Hände vorsichtig von der Wunde. Die Hose war rot durchtränkt, doch die Blutung kam zum Stillstand. Der Schnitt sah entsetzlich aus. Die Muskeln lagen offen, und Tavi meinte, sogar den weißen Knochen zu sehen. Wieder wurde ihm flau im Magen, und er wandte den Blick ab.
    »Bei den Krähen«, murmelte er. Er zitterte noch immer, und

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