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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Aufmerksamkeit.«
    Amara schluckte. »Hoheit, bitte. Es wird nicht lange dauern. Möge er selbst beurteilen, ob ich mein Vorrecht missbraucht habe. Bitte.«
    »Nein«, entgegnete Caria. Die aus Wasser geformte Figur blickte über die Schulter nach hinten. »Du hast mir genug Zeit gestohlen, Akadem Amara.« Der Tonfall der Ersten Fürstin klang nun eine Spur schärfer und abweisender. »Wenn das alles ist...«
    Amara fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Falls es ihr gelang, das Gespräch noch einen Moment lang auszudehnen, würde der Erste Fürst vielleicht darauf aufmerksam werden. »Hoheit, ehe du dich verabschiedest, könntest du ihm eine Nachricht von mir übermitteln?«
    »Na los, schnell.«
    »Ja, Hoheit. Könntest du ihm sagen, dass -«
    Weiter kam Amara nicht, denn die Wassergestalt der Ersten Fürstin verzog das Gesicht, warf ihr einen kühlen Blick zu, und ihre Miene wurde distanziert und hart.
    Neben Fürstin Caria regte sich das Wasser, und eine zweite elementarbeschworene Skulptur baute sich auf. Diesmal handelte es sich um einen hochgewachsenen Mann, der einst breite Schultern
gehabt hatte, die inzwischen von den Lasten des Lebens gebeugt waren. Trotzdem strahlte seine Haltung Stolz und Zuversicht aus. Diese Wassergestalt erschien nicht so durchscheinend wie Fürstin Caria, sondern erhob sich mit echten Farben aus dem Fluss. Für einen Augenblick glaubte Amara, der Erste Fürst stehe persönlich vor ihr und habe nicht nur seinen Elementar geschickt. Das dunkle Haar wies silberweiße Strähnen auf, und die grünen Augen wirkten verblasst, müde und dennoch selbstsicher.
    »Nun denn«, sagte die Gestalt in einem sanften, durchdringenden Bass. »Was gibt es, meine Gemahlin?« Gaius wandte sich blinzelnd Amara zu. Für einen Moment verharrte er, das Gesicht ausdruckslos. Schließlich murmelte er: »Aha, ich sehe schon. Sei gegrüßt, Kursorin.«
    Fürstin Caria warf ihrem Ehemann einen Blick zu, als er den Titel benutzte, dann deutete sie auf Amara. »Sie möchte mit dir sprechen, aber ich habe ihr mitgeteilt, dass du an einem Staatsbankett teilnehmen musst.«
    »Majestät«, murmelte Amara und knickste erneut.
    Gaius seufzte und winkte unbestimmt mit der Hand. »Geh schon vor, meine Gemahlin. Ich komme in Kürze nach.«
    Fürstin Caria hob das Kinn. »Mein Gemahl, es wird beträchtliches Aufsehen erregen, wenn wir nicht gemeinsam erscheinen.«
    Gaius wandte sich Fürstin Caria zu. »Wenn es dir also nichts ausmacht, meine Gemahlin, würdest du dann bitte woanders auf mich warten?«
    Die Erste Fürstin presste die Lippen aufeinander und nickte graziös, ehe ihr Abbild in sich zusammensank und so heftig ins Wasser klatschte, dass Amara bis zum Bauch nass wurde. Das überraschte Mädchen stieß einen Schrei aus und wischte sich sinnlos die Röcke. »Oh, Herr, bitte verzeih mir.«
    Gaius schnalzte leise mit der Zunge, und sein Abbild bewegte eine Hand. Das Wasser rann von Amaras Röcken, tropfte einfach auf den Boden und sammelte sich in einer schlammigen Pfütze,
um anschließend wieder in den Fluss zu rinnen. Am Ende war ihre Kleidung wenigstens wieder einigermaßen sauber.
    »Bitte entschuldige die Erste Fürstin«, murmelte Gaius. »Die letzten drei Jahre waren schwer für sie.«
    Die drei Jahre, in denen sie mit dir verheiratet ist, Herr, schoss es Amara durch den Kopf. Laut sagte sie: »Ja, Majestät.«
    Der Erste Fürst holte tief Luft, nickte und setzte eine schroffe Miene auf. Seit ihrer letzten Begegnung hatte er sich den Bart abgenommen, und die Altersfalten zeigten sich auf dem eigentlich noch jungen Gesicht wie dunkle Schatten um Augen und Mund. Gaius wirkte kräftig und schien um die vierzig zu sein, Amara wusste jedoch, dass er längst doppelt so alt war. Und vor fünf Jahren, als sie in die Königliche Akademie eingetreten war, hatte sie noch keine grauen Strähnen in seinem Haar bemerkt.
    »Dein Bericht«, sagte Gaius. »Lass mich hören.«
    »Ja, Herr. Wie du befohlen hast, haben Fidelias und ich versucht, uns unauffällig in das Rebellenlager einzuschleichen. Damit hatten wir Erfolg.« Ihr Mund wurde trocken, und sie schluckte. »Aber... aber er...«
    Gaius nickte ernst. »Er hat dich verraten. Lieber wollte er der Sache der Aufständischen dienen, als seinem Herrn die Treue zu halten.«
    Amara blinzelte ihn überrascht an. »Ja, Herr. Woher -«
    Gaius zuckte mit den Schultern. »Sicher gewusst habe ich es nicht. Immerhin hatte ich einen Verdacht. In meinem Alter, Amara, hat man gelernt,

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