Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
befreit hatte, schaute sie sich in der Halle um. Aldo lag keuchend und verletzt am Boden, und Warners Sohn war an der Wand zusammengesunken
und saß reglos da. Auf der anderen Seite der Halle beugte sich die alte Biette schützend über den bleichen Bernard und hielt entschlossen einen Schürhaken in den runzligen Händen.
    »Isana«, protestierte Warner, der die Treppe herunterstieg und das Tuch mit einer Hand an der Hüfte festhielt. »Wir dürfen sie nicht einfach entkommen lassen! Solche Tiere muss man unschädlich machen!«
    Die Müdigkeit und der Kopfschmerz mischten sich mit den Nachwirkungen des Schreckens und der Panik angesichts des Gewaltausbruchs. Isana begann zu zittern. Sie senkte den Kopf kurz und zwang Bächlein, die Tränen aus ihren Augen zu verscheuchen.
    »Lasst sie laufen!«, sagte sie zum dritten Mal. »Wir müssen uns um unsere Verwundeten kümmern. Der Sturm wird sie schon umbringen.«
    »Aber -«
    »Nein«, entgegnete Isana. Sie sah zu den anderen Wehrhöfern. Roth stand wieder auf den Beinen, wirkte nur ein wenig benommen. Otto stützte den älteren Mann, und auf seinem fast kahlen Schädel glänzte Schweiß. »Wir haben Verwundete, die wir versorgen müssen«, erklärte Isana den beiden Männern.
    »Was ist passiert?«, stammelte Otto. »Warum haben sie das getan?«
    Roth legte Otto die Hand auf die Schulter. »Sie haben Feuerbeschwörung gegen uns eingesetzt. Nicht wahr, Isana? Damit wir noch mehr Angst bekommen und uns mehr Sorgen machen als nötig.«
    Isana nickte und war Roth im Stillen dankbar. Als Wasserwirker hatte er das natürlich gespürt. Er lächelte sie kurz an.
    »Meiner Meinung nach hat Bittan es ganz langsam aufgebaut«, erklärte Isana. »Stückchen für Stückchen. So wie man Badewasser erhitzt, ohne dass derjenige, der drinsitzt, es bemerkt.«

    Otto blinzelte. »Ich wusste ja, dass man Gefühle projizieren kann, aber nicht, dass es in diesem Ausmaß funktioniert.«
    »Die meisten Mitglieder der Civitas, die mit der Feuerbeschwörung vertraut sind, setzen ihre Fähigkeit mehr oder weniger stark bei ihren Reden ein«, sagte Isana. »Fast jeder Senator ist dazu in der Lage, ohne groß darüber nachzudenken. Graem macht es ganz unbewusst.«
    »Und während sein Sohn sich damit beschäftigt hat«, vermutete Roth, »hat Kord uns diesen Unfug über eine mögliche Überschwemmung aufgetischt - und wir hatten genug Angst, um das für glaubhaft zu halten.«
    »Oh«, meinte Otto. Er hüstelte und errötete. »Ich verstehe. Du bist spät nach unten gekommen, Isana, und du konntest es erkennen. Aber warum hast du uns nichts gesagt?«
    »Weil der andere Sohn sie erstickt hat, Dummkopf«, knurrte Aldo von der Stelle, wo er lag. In seiner Stimme schwang der Schmerz mit, den der verletzte Fuß verursachte. »Und du hast doch gesehen, was Kord ihr antun wollte.«
    »Ich habe es euch gleich gesagt«, rief Warner mit einer gewissen boshaften Befriedigung von der Treppe her. »Das ist ein übler Haufen.«
    »Warner«, mahnte Isana müde. »Geh und zieh dich an.«
    Der dünne Wehrhöfer blickte an sich herab und schien sich erst jetzt bewusst zu werden, dass er beinahe nackt dastand. Er wurde rot, murmelte eine Entschuldigung und eilte hinaus.
    Otto schüttelte wieder den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass jemand dazu fähig ist.«
    »Otto«, murmelte Aldo. »Benutz doch mal den Kopf für etwas anderes als den Spiegel in deinem Ankleidezimmer. Bernard ist verletzt, und das Gleiche gilt für Warners Sohn. Legt sie in die Badewanne und setzt eure Kräfte ein, um ihnen zu helfen.«
    Roth nickte entschlossen und bemühte sich sichtlich, die Fassung wiederzuerlangen. »Natürlich. Wehrhöfer Aldo« - er deutete
mit dem Kopf auf den jüngeren Mann - »hatte die ganze Zeit über Recht. Isana, ich werde dich nach Leibeskräften unterstützen, und Otto auch, nicht wahr?«
    »Ich?«, meinte Otto. »Oh, natürlich, ja. Isana, wie konnten wir nur so dumm sein. Natürlich helfen wir.«
    »Kind«, rief Biette schrill, die bei Bernards leblosem Körper stand. »Isana, wir haben keine Zeit mehr.«
    Isana wandte sich zu Biette um. Das Gesicht der alten Frau war erbleicht.
    »Dein Bruder. Er ist tot.«

10
    Tavi taumelte, so heftig und unvermittelt traf ihn die Sturmböe. Das Mädchen packte mit einer Hand seinen Arm und hielt ihn aufrecht, mit der anderen warf sie die kümmerlichen Reste der Salzkristalle, die er ihr gegeben hatte. Die schwach durchscheinende Windmähne hinter der Böe kreischte und

Weitere Kostenlose Bücher