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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ihr fürchterlicher Wind auf ihn zuraste. Mit den Armen über dem Kopf stürzte er durch die Tür.
    Und landete auf hartem, glattem Stein.
    Die plötzliche Stille traf ihn wie ein Schock.
    Obwohl draußen der Sturm mit seinen Blitzen wütete, Graupelschauer herabprasselten und der Boden vom Donner bebte, erschien dieses Getöse im Memorium fern und unwichtig. Die Erde mochte beben, in der Luft mochte es von Elementargeistern wimmeln, doch in diesem abgeschiedenen Raum kam davon nur ein leichtes Kräuseln auf dem Wasser an, ein Flackern der Flammen, und es herrschte eine nahezu andächtige Ruhe, die nur vom verschlafenen Zwitschern eines Vogels gestört wurde.
    Das Innere des zwanzig Fuß hohen Kuppelbaus bestand nicht aus Marmor, sondern aus Kristall. Licht aus sieben Feuern, die ohne sichtbare Brennstoffquelle brannten, ließ die Wände hell leuchten und wurde gebrochen, so dass überall Regenbögen anmutig
tanzten. In den Boden eingelassen war ein Becken mit vollkommen ruhigem Wasser, dessen Oberfläche aussah wie rötliches Glas. An dessen Rand wuchsen Pflanzen: Büsche, Gras, Blumen, auch kleine Bäume. Alles wirkte so ordentlich, als sei hier ein Gärtner am Werke gewesen.
    Zwischen den Feuern an den Wänden standen sieben starre Rüstungen mit scharlachroten Umhängen, Schilden aus Bronze und Schwertern der Königlichen Wache, wie sich an den Elfenbeingriffen erkennen ließ. Unter diesen Rüstungen befanden sich stumm und starr nahezu formlose Figuren aus dunklem Stein, die ihre ewige Wache hielten und die Schlitze der Helme auf ihren Schutzbefohlenen richteten.
    In der Mitte des Beckens erhob sich ein Block aus schwarzem Basalt. Darauf lag eine bleiche Gestalt, eine Statue aus dem reinsten, weißesten Marmor, die einen jungen Mann darstellte. Er hielt die Augen geschlossen, als schliefe er, die Hände hatte er über der Brust und dem Heft seines Schwertes gefaltet. Über einer Schulter trug er einen prächtigen Mantel, darunter den Brustpanzer eines Soldaten. Neben seinen Füßen lag ein heller Marmorhelm mit dem hohen Helmbusch des Hauses Gaius. Sein Haar lag kurzgeschnitten am Kopf an. Das hübsche Gesicht zeigte sanfte Züge, einen friedlichen Ausdruck. Wäre es ein Mann aus Fleisch und Blut gewesen, so hätte Tavi jeden Moment damit gerechnet, dass er sich erheben und seinen Helm aufsetzen würde, doch Princeps Gaius war vor langer Zeit, noch vor Tavis Geburt, gestorben.
    Aus den Augenwinkeln nahm Tavi eine Bewegung wahr, aber er war zu müde, um den Kopf zu heben. Die Sklavin kniete sich, tropfnass und zitternd, neben ihn hin. Sie berührte ihn an der Schulter und betrachtete dann den Schlamm, der an ihren Fingern klebte. »Bei den Krähen und Elementaren. Einen Moment habe ich gedacht, hier hätte sich ein Gargyl eingeschlichen.«
    Misstrauisch sah er sie an, doch ihre Augen funkelten fröhlich. »Ich habe es nicht mehr geschafft, mich zu waschen«, sagte er.

    »Ich habe mich umgedreht und nach dir gesucht, konnte aber nichts entdecken - und die Windmähnen haben sich auf mich gestürzt. Da musste ich mich hier verstecken.«
    »Das war ja auch der ursprüngliche Plan«, meinte Tavi versöhnlich. »Tut mir leid, doch ich hatte den Eindruck, du würdest jeden Moment zusammenbrechen.«
    Die Sklavin verzog den Mund. »Vielleicht«, räumte sie ein. Sie wischte abermals Schlamm von Tavi. »Schlau - und ausgesprochen mutig. Bist du verletzt?«
    Tavi schüttelte den Kopf, zitterte jedoch heftig. »Müde. Völlig erschöpft. Und mir ist kalt.«
    Sie nickte besorgt und wischte weiteren Schlamm von seiner Stirn. »Geht mir genauso. Danke.«
    Er lächelte sie angestrengt an. »Du brauchst mir nicht zu danken. Ich bin Tavi von Bernardhof.«
    Das Mädchen griff an den Ring um ihren Hals, runzelte die Stirn und schlug den Blick nieder. »Amara.«
    »Wo kommst du her, Amara?«
    »Nirgendwoher«, sagte das Mädchen. Sie blickte auf und schaute sich in dem prachtvollen Raum um. »Was ist dies für ein Ort?«
    »P-princeps’ Memorium«, stotterte Tavi bibbernd. »Dieser Grabhügel steht auf dem Feld der Tränen. Hier ist der Princeps im Kampf gegen die Marat gefallen. Vor meiner Geburt.«
    Amara nickte. Sie rieb die Hände kräftig aneinander und legte sie dann auf Tavis Stirn. »Du glühst ja.«
    Tavi schloss die Augen und fand es schwierig, sie wieder aufzuschlagen. Ein eigenartiges Prickeln breitete sich auf seiner Haut aus und vertrieb langsam die schmerzhafte Kälte des Schlamms. »Der Erste Fürst hat dieses

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