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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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zog sich zurück.
    »Das war’s«, schrie das Mädchen durch den Wind. »Ich habe kein Salz mehr.«
    »Ich auch nicht«, antwortete Tavi.
    »Ist es noch weit?«
    Er zitterte und blinzelte in die Dunkelheit und den Regen. Bei dieser Kälte konnte er kaum klar denken. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich kann gar nichts sehen. Wir müssten fast da sein.«
    Sie legte die Hand über die Augen, um sich vor dem heftigen
Graupelregen zu schützen. »Fast wird nicht reichen. Sie kommen schon wieder.«
    Tavi nickte. »Halt Ausschau nach Feuerschein.« Er ergriff ihre Hand und taumelte weiter durch die Düsternis. Ihre Finger schlossen sich um seine. Die Sklavin war kräftiger, als sie aussah, und obwohl ihre Hand wegen der Kälte fast taub sein musste, packte sie beinahe schmerzhaft zu vor Angst. Der Wind und seine todbringenden Mähnen heulten und tosten.
    »Sie kommen«, zischte das Mädchen. »Wenn wir den Unterschlupf nicht bald finden, ist es zu spät.«
    »Es ist nicht mehr weit. Hier irgendwo muss es sein.« Tavi kniff die Augen zusammen und spähte nach vorn, so gut ihm das im Regen möglich war. Dann sah er es, ein schwaches Leuchten am Rande seines Blickfeldes. Im Sturm war er ein wenig von der richtigen Richtung abgekommen, daher fuhr er jetzt abrupt zur Seite herum und zog das Mädchen mit sich. »Dort, das Feuer! Da vorn ist es. Wir müssen rennen!«
    Aller Erschöpfung zum Trotz lief Tavi auf das ferne Licht zu, wobei es nun leicht bergauf ging. Der Regen hing einem Vorhang gleich vor dem Licht, so dass es wie eine Kerze zu flackern schien, dennoch wandte Tavi den Blick nicht von seinem Ziel ab. Blitze zuckten heimtückisch aus den Wolken, während die Windmähnen zornig über ihren Köpfen heulten.
    Selbst über das Tosen des Orkans hinweg hörte Tavi das Schnaufen der Sklavin, die offensichtlich am Ende ihrer Kräfte war. Ihre Schritte wurden unsicher, während sie sich dem Feuerschein näherten. Tavi schaute sich zu den Windmähnen um, von denen nun eine, das Gesicht von Hass und Hunger verzerrt, auf sie herabstieß.
    Das Mädchen riss die Augen auf, als es Tavis entsetzte Miene bemerkte, und wollte herumfahren - aber zu spät, zu langsam. Vermutlich würde sich die Sklavin nicht rechtzeitig umdrehen, damit sie sich verteidigen konnte.

    Tavi packte ihren Unterarm mit beiden Händen, zerrte sie mit dem ganzen Gewicht seines Körpers vorwärts und stieß sie auf das Licht zu. »Los!«, schrie er. »Hinein!«
    Die Windmähne traf Tavi, und plötzlich wich alle Luft aus seinen Lungen, alle Wärme aus seinen Gliedern. Er verlor den Boden unter den Füßen, taumelte und stürzte den Hang hinunter, fort von der Zuflucht oben, wie ein Blatt, das von einem Orkan getrieben wird. Er rollte und bemühte sich, nicht zu abrupt zu bremsen und seinen Fall einigermaßen zu steuern. Vor ihm tauchte in einem grünen Blitz ein Fels auf, und er hörte sich selbst schreien, während er sich zur Seite warf.
    Er sah Licht, das sich auf Wasser spiegelte, und strebte verzweifelt und verängstigt durch das Halbdunkel darauf zu. Unten am Hügel landete er in einem Schlammtümpel, der mit einem Fingerbreit eisigen Wassers bedeckt war, und seine Arme versanken bis zu den Ellbogen. Mühsam zog er sie aus dem Matsch und drehte sich gerade rechtzeitig um, als die Windmähne auf ihn herabstürzte.
    Tavi rollte sich zur Seite. Der Schlamm verlangsamte seine Bewegung, und er spürte um Mund und Nase die todbringende Kälte der Windmähne, die ihm die Luft raubte. Er schlug wild um sich, erreichte jedoch nichts damit. Der Elementargeist machte ihm das Atmen unmöglich, es war so fern wie die Möglichkeit, die Arme ausbreiten und durch den Sturm einfach davonfliegen zu können.
    Er hatte nur eine einzige Chance, und auch die war gering. Mühsam erhob er sich auf die Beine, sprang in die Luft und warf sich in den Schlamm. Kalter, zähflüssiger Matsch und eisiges Wasser umfingen ihn. Durch den Sturm hatte die Brühe die Konsistenz eines dicken Puddings angenommen. Er grub sich tiefer hinein, drückte sein Gesicht in den Schlamm, wälzte sich herum und hüllte sich vollkommen in den braunen Sud.
    Auf einmal konnte er wieder atmen.

    Er schaute zu der Windmähne - aber die sah ihn nicht an. Sie zog Kreise um die Stelle, an der sie ihn zuerst angegriffen hatte, und ließ den Blick aus den hungrigen, leuchtenden Augen schweifen. Tavi jedoch blieb unsichtbar für sie. Auf einen Schrei der Windmähne hin stießen ein halbes Dutzend ihrer Artgenossen

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