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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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zu ihr herab und kreisten auf der Suche nach Tavi dort, wo er gestürzt war.
    Er hob die Hand, wischte sich den Schlamm von den Augen und grinste breit. Also hatte er Recht gehabt. Die Erde. Die Erde, Feind der Elementargeister der Luft, tarnte ihn und verbarg ihn vor ihnen. Leider war der Schlamm bitter, bitter kalt. Tavi beobachtete die herumfliegenden Windmähnen und spürte, wie ihm die Kälte in die Knochen kroch. Vor den Mähnen war er nun in Sicherheit. Aber wie lange?
    Der Regen ließ nicht nach, und Wasser tropfte Tavi in die Augen. Der Niederschlag würde die Schlammschicht bald von ihm abwaschen, wenn Tavi nicht vorher an der Kälte starb. Vorsichtig griff er sich eine Handvoll Matsch und verschmierte ihn auf Bauch und Brust, wo die Tropfen ihn weggespült hatten.
    Nun spähte er durch den Sturm den sanften Hang hinauf zu dem Licht, das eine Öffnung im dunklen Schemen des Hügels verriet. Die Sklavin konnte er nirgendwo entdecken, also war sie entweder in Sicherheit oder tot. Einerlei, er hatte alles in seiner Macht Stehende für die junge Frau getan. Niedergeschlagen seufzte er.
    Sofort richteten drei Windmähnen den Blick auf ihn und schwebten geradewegs auf seinen Mund zu.
    Aus seiner Brust stieg ein Wimmern auf, doch er gestattete nicht, dass es die Kehle erreichte. Stattdessen wälzte er sich durch den Schlamm ein Stück zur Seite und stand auf. Er blickte zurück; die Sturmelementare kreisten um die Stelle, an der er gerade noch gelegen hatte. Sie konnten ihn vielleicht nicht sehen, aber bestimmt hörten sie ihn. Sogar im Tosen des Orkans war sein
Atem laut genug. Er wagte kaum, Luft zu holen, und fragte sich, ob sie auch die Geräusche seiner Bewegungen wahrnahmen.
    Gleichgültig, dachte er, in Kürze würde der Regen ihn sowieso enttarnen. Er musste sich an den wilden Windmähnen vorbeischleichen und sich ein Versteck suchen.
    An diesen Gang würde sich Tavi für den Rest seines Lebens erinnern. Er fühlte sich wie eine verhungernde Maus, die zwischen den Füßen eines Riesen hindurchhuscht, um sich ein paar Krümel Brot zu schnappen und sich wieder in Sicherheit zu bringen.
    Um ihn herum heulten die Mähnen. Ein junger Springerbock sprang aus der Dunkelheit über Tavis Pfad, schrie und schlug wild mit den Hinterläufen aus. An den Bock klammerten sich drei Windmähnen mit ihren Krallen. Ihre Augen glühten. Während Tavi zuschaute, warfen sie den Springer zu Boden. Seine Hörner richteten keinen Schaden bei ihnen an. Der Bock stieß einen entsetzlichen Schrei aus, ehe die Mähnen ihm die Kehle aufschlitzten. Der Springer kämpfte stumm, schlug um sich und bockte. Sein Blut floss. Die anderen Windmähnen flogen kreischend herbei und streckten die Krallen nach dem Tier aus.
    Das Tier verschwand in einer Masse aus Dunst und bösartigen Klauen. Nur wenige Augenblicke später löste sich die Wolke wieder in ein Dutzend heulender Gestalten auf.
    Von dem Springerbock blieb nur der Kopf, dessen Augen weit aufgerissen waren vor Schreck, und ein paar verstreute Knochen, an denen noch blutiges Fleisch hing.
    Tavi bekam weiche Knie, und einige Atemzüge lang konnte er den Blick nicht von dem grausamen Spektakel losreißen. Nach einigen Blitzen umfing ihn plötzlich wieder Dunkelheit, doch das schreckliche Schicksal des Bocks hatte sich in seine Erinnerung eingebrannt. Er öffnete den Mund und wollte schreien, doch fehlte ihm der Atem dazu, und so stand er starr und stumm inmitten dieses Albtraums.

    Wieder teilte ein Blitz den Himmel, und die Angst überfiel ihn und fraß ihn auf. Die zitternde Lähmung löste sich auf, die schiere Furcht setzte seine letzten Kräfte frei, und er rannte den Hügel hinauf zu der versprochenen Zuflucht hinter dem Licht. Er hörte, wie er Luft in sich hineinsog, wie er schrie, und die Windmähnen antworteten in einem wütenden Chor - einem Chor ohne Dirigenten, aber mit großer Leidenschaft. Entfesselt umschwirrten sie ihn in der Luft, konnten ihn jedoch nicht entdecken. Der Schutz, den die Erde bot, hielt, bis Tavi den höchsten Punkt des Hügels erreicht hatte.
    Dort erhob sich eine einfache Kuppel aus Marmor, ungefähr drei Mann hoch. Aus dem Eingang strahlte ihm sanfter goldener Schein entgegen, und darüber war der siebenzackige Stern des Ersten Fürsten von Alera eingraviert und mit Gold ausgelegt.
    Tavi spürte, wie ein Teil der Erde, die zusammengebacken war wie ein Festtagskuchen, von ihm abfiel, und hinter ihm heulten die Elementargeister. Er brüllte ebenfalls, als

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