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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Memorium selbst erschaffen, sagen die Leute. An einem einzigen Tag. Nachdem man sie alle bestattet hatte. Die Kronlegion. Die Marat haben vom Leichnam des Princeps nicht genug übrig gelassen für ein Staatsbegräbnis. Deshalb
haben sie ihn hier beerdigt und ihn nicht in die Hauptstadt überführt.«
    Die Sklavin ergriff seine Hand und zog Tavi auf die Beine, obwohl sie selbst am ganzen Körper zitterte. Er ließ sie gewähren und versuchte trotz der Kraftlosigkeit in seinen Gliedern zu stehen. Dabei klammerte er sich regelrecht an die Worte, die er sagte, damit er bei Bewusstsein blieb. »Hier gibt es starke Elementare. Die Kronelementare. Man erzählt sich, sie müssten so stark sein, um die Geister all der toten Soldaten zu besänftigen. Die konnte man nicht nach Hause bringen. Zu viele. Ich dachte, die starken Elementare würden uns vielleicht beschützen. Steinhügel. Erde gegen Luft. Sicherheit.«
    »Du hast dich nicht getäuscht«, meinte Amara. Sie drückte ihn sanft nahe an der Wand zu Boden, und dankbar lehnte er sich an. Er spürte eine eigenartige Hitze in seinem Körper, die trotz des Kribbelns angenehm und lindernd wirkte. Sie hatte ihn offensichtlich zu einem der Feuer geführt.
    »Das ist alles meine Schuld«, murmelte Tavi. »Ich habe Gauner nicht reingeholt. Dann mein Onkel. Die Marat sind im Tal.«
    Daraufhin breitete sich Stille aus. Schließlich fragte sie: »Wie bitte? Tavi, wovon sprichst du? Was sagst du da über die Marat?«
    Er bemühte sich, der Sklavin ihre Frage zu beantworten und sie zu warnen. Doch auf seiner Zunge und in seinem Kopf gerieten die Wörter durcheinander. Er wollte sie hinauszwingen, aber er zitterte zu heftig und konnte nicht deutlich sprechen. Amara sprach mit ihm, was sie sagte, ergab jedoch keinen Sinn, es waren nur zufällige Laute, die sich vermengten. Dann spürte er ihre Hände, die den halb gefrorenen Schlamm von ihm abkratzten und seine Arme und Beine kräftig rieben. Das alles nahm er wie aus großer Ferne wahr, und es erschien ihm ganz unwichtig.
    Sein Kopf sank auf die Brust. Es wurde zur Schwerstarbeit, auch nur zu atmen.
    Dann herrschten nur noch Dunkelheit und Stille.

11
    Isana wollte das Herz stocken, und ihre Kehle schnürte sich zusammen. »Nein«, flüsterte sie. »Nein. Mein Bruder ist nicht - ist nicht tot. Das kann nicht sein.«
    Die alte Biette senkte den Blick. »Sein Herz. Sein Atem. Beides ist verstummt. Er hat einfach zu viel Blut verloren, Kind. Er ist gestorben.«
    In der Halle breitete sich betäubtes Schweigen aus.
    »Nein«, wiederholte Isana. Ihr schwindelte, und sie musste die Augen schließen. »Nein. Bernard.« Die Endgültigkeit dieser einfachen Tatsache war für sie nicht fassbar. Bernard war ihre Familie, und solange sie sich zurückerinnern konnte, hatten sie einander nahegestanden. Ohne ihren Bruder vermochte sie sich die Welt nicht vorzustellen. Sie musste doch etwas für ihn tun können. Irgendetwas, bestimmt. Jetzt hatte sie schließlich endlich die Hilfe, die sie brauchte.
    Wenn Kord und seine Söhne nicht so selbstsüchtig gewesen wären, hätten sich zwei Wasserbeschwörer um Bernard kümmern können, ehe sie aufgewacht war.
    Sollten die Krähen Kord und seine mörderische Brut von Familie holen, dachte Isana gehässig. Welches Recht hatte dieser Mann, das Leben anderer zu gefährden, um seine eigenen Interessen zu schützen? Man hätte sich um Bernard kümmern können. Er könnte noch leben .
    Sie brauchte Bernard. Der Wehrhof brauchte ihn. Tavi brauchte ihn.
    Tavi. Wenn jemand in der Lage wäre, Tavi bei diesem Wetter zu finden, dann ausschließlich ihr Bruder. Sie brauchte seine
Hilfe. Sie brauchte ihn an ihrer Seite. Ohne ihn würde sie Tavi auch noch verlieren. Der Junge könnte ebenfalls -
    »Nein«, entfuhr es Isana erneut, diesmal laut. Sie holte tief Luft und sammelte Kraft. Sie durfte nicht zulassen, dass nicht nur ihr Bruder, sondern auch Tavi Kords Bosheiten zum Opfer fiel. Also hob sie den Kopf und sah Biette an. »Nein, die Sache ist noch nicht vorbei. Setzt ihn in die Wanne.«
    Biette blickte Isana entsetzt an. »Wie?«
    »Setzt ihn in die Wanne«, wiederholte Isana. Sie begann, mit raschen Bewegungen ihre Ärmel hochzukrempeln. »Otto, Roth, geht hinüber und ruft eure Elementare.«
    »Isana«, flüsterte Biette. »Kind, das kannst du nicht tun.«
    »Sie kann es«, erwiderte Otto leise. Sein Schädel glänzte im Feuerschein. »Dafür gibt es Beispiele. Als ich jung war und gerade meine Kette bekommen hatte,

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