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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Kupferwanne hervor. Dann berührte er den Hahn über dem Waschbecken und hielt seine Hand in den Strahl, bis das
Wasser dampfend herausströmte und seine Haut rot wurde. Nun füllte er die Wanne.
    Amara räusperte sich. »Bist du der Wehrhöfer, Herr?«
    Bernard nickte.
    »Dann solltest du das nicht tun, Herr. Mir die Füße waschen, meine ich.«
    Bernard grunzte. »Bei uns gelten diese unsinnigen Sitten aus der Stadt nicht, Mädchen.«
    »Gewiss, Herr. Wie du willst. Aber darf ich eine weitere Frage stellen?«
    »Nur raus damit.«
    »Der Junge, Tavi. Er hat mir erzählt, ihr seid von einem Maratkrieger mit einem seiner Kriegsvögel angegriffen worden. Stimmt das?«
    Wieder grunzte Bernard und setzte eine düstere Miene auf. Er tippte abermals auf den Hahn, und der Wasserstrom versiegte mit einem verlegenen Rülpsen. »Tavi erzählt gern Geschichten.«
    Sie legte den Kopf schief. »Aber ist es wirklich passiert?«
    Er stellte die Wanne auf den Stuhl, auf dem er vorher gesessen hatte, und nahm ihren Fuß und ihre Wade in die Hände. Einen Moment lang spürte Amara nur diese Berührung, fühlte seine Haut auf ihrer und bemerkte, dass der Umhang und ihre Röcke zur Seite geglitten waren und ihr Bein fast bis zum Knie enthüllten. Ihr stieg die Röte ins Gesicht, doch wenn es dem Wehrhöfer auffiel, so ließ er es sich nicht anmerken. Er tauchte den verletzten Fuß ins Wasser und gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass sie den anderen daneben stellen sollte. Dampf wallte aus der Wanne auf. In der plötzlichen Hitze empfand Amara ein unangenehmes Kribbeln.
    »Wie schwer ist das Bein verletzt?«, erkundigte er sich.
    »Ich bin ausgerutscht und gefallen«, erklärte sie. Dann wiederholte sie die Geschichte, dass sie für ihren Herrn eine Nachricht nach Kaserna bringen sollte, und fügte hinzu, sie sei gestürzt, bevor Tavi sie entdeckt hatte.

    Die Miene des Wehrhöfers verdüsterte sich. »Wir müssen ihn benachrichtigen. Du wirst deine Reise in den nächsten ein, zwei Tagen nicht fortsetzen können. Warte, bis die Füße wieder warm sind. Dann trockne sie ab.« Er wandte sich einer Speisekammer zu, öffnete die Tür und holte einen Sack mit Knollen heraus. Den stellte er mitsamt einer großen Schüssel und einem kleinen Messer auf den Tisch. »Alle unter meinem Dach sind bei der Arbeit, Mädchen. Wenn du dich aufgewärmt hast, kannst du die hier schälen. Ich komme bald zurück und schaue nach deinem Arm.«
    Sie legte die Hand auf den Verband. »Du lässt mich einfach hier?«
    »Mit diesem Knöchel kommst du sowieso nicht weit. Und der nächste Sturm ist schon im Anzug. Die nächste Zuflucht außerhalb meiner Halle ist das Memorium des Princeps, und mir scheint, den Raum hast du schon ausgeplündert.« Er deutete mit dem Kopf auf den scharlachroten Umhang. »Ich würde mir an deiner Stelle genau überlegen, was ich Graf Graem erzähle. Der Schutz des Memoriums unterliegt seiner Verantwortung. Und er wird nicht gerade glücklich über die Plünderung sein. Dein Herr übrigens auch nicht, wer immer das ist.« Bernard drehte sich um und ging auf die Tür zur Halle zu.
    »Herr«, rief Amara ihm hinterher. »Du hast mir nicht gesagt, ob die Geschichte stimmt. Die über die Marat.«
    »Da hast du Recht«, erwiderte er. »Das habe ich nicht.« Und damit verschwand er.
    Einen Augenblick lang schaute Amara ihm enttäuscht nach. Von der Tür, durch die er gegangen war, schweifte ihr Blick zur Wanne, und dann wieder zurück. Die Taubheit in ihren Gliedern ließ nach, das unangenehme Kribbeln wurde stärker. Sie schüttelte den Kopf und wartete ab, bis sich ihre Füße wieder einigermaßen normal anfühlten.
    Ein unerträglicher Kerl, dachte sie. Sein Selbstvertrauen grenzte
an Überheblichkeit. So armselig hätte man sie an keinem Hof im Reich behandelt.
    Und genau das war der springende Punkt. Sie befand sich nicht in der Stadt. Hier auf dem Wehrhof galt sein Wort buchstäblich als Gesetz, und zwar in beinahe allen Belangen, einschließlich der Entscheidung darüber, was mit einer entlaufenen Sklavin zu geschehen habe. Wäre sie tatsächlich eine Sklavin gewesen, hätte er mit ihr anstellen können, was er wollte, solange er sie nur einigermaßen heil an den Besitzer zurückgab, und das Gesetz stünde auf seiner Seite, fast so, als wäre er ein Civis. Anstatt sie hier in einem warmen Raum unterzubringen und ihre Füße heiß zu baden, hätte er sie genauso gut in den Stall zu den Tieren schicken oder auch ganz andere Dinge mit

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