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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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verzweifelt.«
    »Du glaubst, ich würde dich anlügen.«
    »Ich weiß , dass du mich anlügst«, gab der Wehrhöfer zurück, ganz ohne Bosheit. »Jetzt möchte ich nur herausfinden, ob du dumm bist oder verzweifelt. Vielleicht brauchst du meine Hilfe, vielleicht sollte ich dich aber lieber in einem Keller einsperren und dich von den entsprechenden Beamten abholen lassen. Ich muss für eine ganze Reihe Menschen sorgen. Dich kenne ich nicht. Und ich kann dir nicht vertrauen.«
    »Aber, wenn -«
    »Dieses Gespräch«, sagte er, »ist beendet. Und nun halt den Mund, ehe du ohnmächtig wirst.«
    Sie spürte, wie er sich ihr näherte, und sah auf, als er sie wieder hochhob, wobei er darauf achtete, dass der gesunde Arm vor seiner Brust lag. Obwohl sie es nicht wollte, lehnte sie den Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Sie war so müde, und die Schmerzen setzten ihr zu. Geschlafen hatte sie nicht mehr richtig seit... War das schon zwei Tage her?
    »... wird etwas zu essen machen«, sagte Bernard, »und wir stellen dir in der großen Halle eine Pritsche ans Feuer. Heute werden wir wegen des Sturms alle dort übernachten.«
    Sie stimmte leise zu, aber nach der Anstrengung, die es sie gekostet hatte, ihre Wunden versorgen zu lassen, und angesichts ihrer Erschöpfung war sie zu mehr nicht in der Lage. Sie lehnte sich bei ihm an, sog seine Wärme, seine Kraft in sich auf und döste ein.

    Sie regte sich nicht mehr, bis er sie auf die Pritsche legte. Die Tür zur Halle öffnete sich irgendwo hinter ihr, was sie jedoch nicht sehen konnte. Schritte näherten sich, aber sie konnte nicht erkennen, wer da kam, und sie war zu matt, als dass es sie gekümmert hätte. Frederic sagte nervös: »Herr, da sind Fremde, die Schutz vor dem Sturm suchen.«
    »Richtig, Wehrhöfer«, sagte Fidelias gleichmütig und freundlich in dem gelassenen Tonfall, der bei den Bewohnern von Riva üblich war. »Hoffentlich machen wir drei dir keine Umstände.«

16
    Als Isana erwachte, pfiff der Wind durch das Tal, und die Sturmglocken läuteten hohl.
    Sie rieb sich die Augen und überlegte, was geschehen war. Jemand hatte sie, nachdem sie Bernard behandelt hatte, ins Bett getragen, daran erinnerte sie sich. Seitdem musste sie Stunden geschlafen haben. Durst verspürte sie nicht, was sie jedoch nicht überraschte; darum kümmerte sich Bächlein oft aus eigenem Antrieb. Doch ihr Magen knurrte und verlangte fast schmerzhaft nach Essen, und ihr Körper war steif, als habe sie sich tagelang nicht bewegt.
    Stirnrunzelnd drängte Isana diese körperlichen Gefühle zurück und entdeckte etwas anderes, Abgesondertes. Sie erkundete dieses Gefühl und schloss die Augen, um die Mischung emotionalen Lärms auszublenden, den sie stets in ihrer Umgebung wahrnahm.
    Irgendetwas stimmte nicht.

    Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
    Still und Übelkeit erregend bohrte es tief in ihr und ließ sie an Bestattungen und Krankenlager und den Duft verbrannten Haars denken. Es war ihr vertraut, und sie brauchte einen Augenblick, bis sie erkannte, wo sie dieses Gefühl schon einmal empfunden hatte.
    Isanas Herz begann vor Panik heftig zu klopfen. Sie warf die Decke von sich, stand auf und zog sich einen Morgenrock über das Unterhemd, in dem sie geschlafen hatte. Während sie den Gürtel zuknotete, ging sie auf die Tür zu. Sie schwankte und musste sich einen Moment anlehnen, ehe sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
    Nun öffnete sie die Tür und traf draußen ihren Bruder, der durch den Gang schlich. »Bernard«, rief sie, ging zu ihm und schloss ihn fest in die Arme. Er fühlte sich warm und stark an. »Oh, den Elementaren sei Dank. Dir geht es gut.« Sie sah ihm in die Augen und fragte beklommen: »Ist Tavi -«
    »Mit ihm ist alles in Ordnung«, antwortete Bernard. »Ein bisschen durch den Wind, nicht gerade glücklich, aber ihm geht es gut.«
    Plötzlich traten Isana die Tränen in die Augen, sie drückte ihr Gesicht an die Brust ihres Bruders und umarmte ihn nochmals. »Oh. Oh, Bernard, danke.«
    Er erwiderte die Umarmung und sagte schroff: »Das ist nicht mein Verdienst. Er hat sich um sich selbst gekümmert und war schon auf dem Heimweg.«
    »Was ist geschehen?«
    Bernard schwieg einen Moment, und sie spürte sein Unbehagen. »Ich weiß nicht genau«, antwortete er schließlich. »Ich erinnere mich daran, wie ich gestern mit ihm aufgebrochen bin, aber danach... nichts. Dann bin ich eine Stunde vor Sonnenaufgang erwacht.«
    Isana bezwang die Tränen und trat

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