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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ihr anstellen können.
    Erneut stieg ihr die Röte ins Gesicht. Der Mann hatte etwas in ihr angerührt, und das hätte nicht geschehen sollen. Sie hatte gesehen, wie er auf einer Erdwelle ritt, also war er ein Erdwirker. Manche konnten Tiere und die niederen Gefühle der Menschen beeinflussen und dabei primitive Emotionen auslösen, die sonst niemals an die Oberfläche gelangten. Das wäre eine Erklärung.
    Andererseits hatte er ihren Fuß äußerst sanft behandelt. Er hätte ihr nicht einmal das Betreten seines Landes erlauben müssen, und dennoch hatte er ihr seine Gastfreundschaft geradezu aufgedrängt. Trotz seiner Drohungen hatte er sie nicht eingesperrt, sondern sie fürsorglich empfangen.
    Sie bewegte die Füße im Wasser. Der Wehrhöfer durfte sich des Respekts seines Volkes sicher sein. Der Wehrhof war solide gebaut und erwirtschaftete offensichtlich einen gewissen Wohlstand. Die Menschen, die sie gesehen hatte, waren sauber und gut genährt. Auf seine eigene Weise hatte er den Jungen streng behandelt, doch sehr menschlich im Vergleich zu anderen. Wenn der Mann sie hätte nehmen wollen, hätte er es einfach tun können, und er hätte sie nicht erst mit Beschwörung betören müssen.
    Der Gegensatz von Stärke, und nicht nur der körperlichen, mit
den verschiedenen Beweisen seiner Sanftheit überraschte sie. Obwohl er sicherlich, wenn es darauf ankam, hart sein konnte, spürte sie in seinem Wesen eine innige Freundlichkeit und vor allem Liebe für den Jungen.
    Amara nahm die Füße aus der Wanne und trocknete sie mit dem Tuch, ehe sie vom Tisch stieg und sich vorsichtig auf einen Hocker setzte. Sie griff nach dem Messer und einer der Knollen und begann, sie zu schälen, wobei sie die Schalenkringel in die Wanne mit heißem Wasser fallen ließ und die Knollen in die Schüssel legte. Diese einfache Arbeit spendete ihr einen gewissen Trost.
    Im Laufe des letzten Tages hatte sie eine Menge durchgemacht. Ihre Welt war in den Grundfesten erschüttert worden, und sie hatte mehr als einmal dem Tod ins Auge gesehen. Das erklärte vielleicht das plötzliche Gefühlswirrwarr und ihre körperliche Reaktion auf den Wehrhöfer. Schließlich war er ein beeindruckender und durchaus anziehender Mann, fand sie jedenfalls. Bei jedem anderen hätte sie möglicherweise genauso reagiert. Unter Soldaten kam das häufig vor, wenn sie dem Tod ins Gesicht sahen. Sie ergriffen dann jede Gelegenheit, um das Leben in vollen Zügen zu genießen. Das musste es sein, entschied Amara.
    Allerdings brachte sie dies ihrem Ziel keinen Schritt näher. Sie seufzte niedergeschlagen. Bernard hatte die Begegnung mit dem Marat weder bestätigt noch verneint. Immerhin war er einer Antwort ausgewichen. Und das, dachte sie, wäre doch eigentlich gar nicht nötig gewesen.
    Dieser Gedanke schreckte sie auf. Der Wehrhöfer verschwieg ihr etwas.
    Was?
    Warum?
    In diesem Moment hätte sie viel dafür gegeben, eine Wasserwirkerin zu sein, um ein wenig mehr von ihm zu erspüren. Oder es hätte ihr schon genügt, wenn sie zumindest ein bisschen erfahrener
darin gewesen wäre, Menschen und ihre Körpersprache einzuschätzen.
    Sie musste mehr wissen. Sie musste herausfinden, ob sie dem Grafen einen glaubwürdigen Zeugen bringen konnte oder nicht. Sie musste wissen, ob die Befürchtungen des Ersten Fürsten berechtigt waren.
    Bernard kehrte kurz darauf mit einer Schale unter dem Arm zurück. Der Wehrhöfer zog die Augenbrauen überrascht hoch. Dann warf er ihr einen verärgerten Blick zu und trat zu ihr an den Tisch.
    »Herr?«, fragte sie. »Habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Bei den Krähen, Mädchen«, sagte Bernard. »Ich dachte, du würdest dir deine Füße immer noch aufwärmen.«
    »Du hast gesagt, ich solle die Knollen schälen, Herr.«
    »Ja, aber -« Er gab einen gereizten Laut von sich. »Gleichgültig. Lehn dich zurück und zeig mir noch mal deinen Fuß. Und den Arm, wo wir schon dabei sind.«
    Amara lehnte sich auf dem Hocker zurück, und der Wehrhöfer kniete sich vor ihr auf den Boden und stellte die Schale zur Seite. Er hob ihren Fuß, murmelte etwas, griff in die Schale und holte ein kleines Gefäß mit einer stechend riechenden Salbe heraus. »Da sind ein paar Kratzer in der Haut«, stellte er fest. »Wahrscheinlich hast du sie wegen der Kälte gar nicht gespürt. Diese Salbe säubert sie, und der Schmerz wird gelindert, wenn das Gefühl in den Fuß zurückkehrt.«
    Er rieb ihre Füße sanft mit der Salbe ein. Dann nahm er eine Rolle mit weißem

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