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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Rückweg, blieb aber auf der Stelle stehen. Das Feuer, das er entfacht hatte, war nicht mehr zu sehen. Überhaupt nichts mehr war zu sehen. Es war das reine Nichts. Vollkommene und undurchdringliche Dunkelheit. Nur die bizarren und bedrohlich geformten Äste zeichneten sich gegen den dunkelgrauen Himmel ab.
    Der junge Mann schluckte, nahm sich zusammen und tastete sich dann voran, wobei er sein Schwert wie ein Blinder vor sich hielt und bei jedem Schritt über Wurzeln und morsche Baumstümpfe stolperte und gegen Bäume stieß, deren Schatten für ihn erst im letzten Augenblick zu erkennen waren. Einige Minuten ging er in die Richtung, wo er ihr Lager vermutete, ohne irgendetwas zu sehen, dann in die Gegenrichtung und schließlich im rechten Winkel dazu, weil er geglaubt hatte, eine Stimme zu hören. Wieder musste er stehen bleiben, um der Angst, die in ihm aufstieg, Herr zu werden.
    Mit gespitzten Ohren versuchte er, Tsimmi oder die Köni gin zu hören, aber er nahm nur die Geräusche des Waldes wahr: knarrende Äste, die Schreie der Nachtvögel und das unablässige Pfeifen des Windes in den Baumkronen. Und dann ein Lachen ...
    Er zuckte zusammen und fasste sein Schwert fester. War das ein Lachen gewesen? Es hatte sich angehört wie durch ein Sieb rieselnder Sand, ein verkrampftes, ersticktes Kichern, ganz in seiner Nähe.
    »Wer ist da?«
    Wieder dieses gedämpfte Lachen und das Geräusch rascher Schritte auf dem toten Laub ... Uther hielt den Atem an und starrte in die Dunkelheit, bis ihm die Augen tränten, aber er konnte nichts erkennen. Plötzlich ganz deutlich vernehmbar ein abbrechender Zweig hinter ihm, dann ein zweiter rechts, und noch einer ein Stück weiter weg. Und immer wieder dieses unerträgliche Gekicher ...
    »Zeigt Euch, zum Henker!«
    »Uther!«
    Der junge Mann wandte sich um. Es war Llianes Stimme gewesen, aber er sah nur Frehirs große Gestalt, die eine Fackel hielt, in der Ferne. Im nächsten Moment spürte er sich von tausend flüchtigen Berührungen gestreift und angerempelt, dann waren die Wesen blitzartig wieder im undurchdringlichen Unterholz des Waldes verschwunden, ohne dass er sie hätte erkennen können.
    »Uther?«
    »Hier bin ich!«, schrie der junge Mann.
    Er taumelte einige Schritte auf den Fackelschein zu und stieß fast mit der Königin zusammen, die kein Licht brauchte, um ihren Weg durch den Wald zu finden.
    »Lliane! Seht Ihr sie? Seht Ihr sie?«
    Er packte sie am Arm und deutete mit einer unbestimmten Geste über das düstere Buschwerk und die knorrigen Buchenstämme.
    »Wen denn?«, fragte die Königin mit zusammengekniffenen Augen. »Da ist nichts ...«
     
    »Aber ja doch, schaut richtig hin, überall ... Es waren irgendwelche Tiere, ich weiß auch nicht, aber es kam mir vor, als würden sie lachen ...«
    »Ach, das sind die Kobolde«, sagte Frehir, der zu ihnen gestoßen war. »Das ist weiter nichts. Sind nicht gefährlich. Weißt du, wir haben doch welche in Kab-Bag gesehen.«
    Uther erinnerte sich voller Ekel an die Hundemenschen, die abstoßenden Aasfresser, die sich um die Städte und Dörfer herumtrieben und von den Zwergen beschuldigt wurden, Kinderräuber zu sein ... Der Gedanke, mitten in diesem Urwald von einer Meute Kobolde umgeben gewesen zu sein, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken.
    »Was ist denn los?«, fragte Frehir. »Hast du dich etwa gefürchtet?«
    Er versetzte ihm einen Klaps auf die Schulter und brach in sein lautes, dümmliches Gelächter aus. Dann zog er ihn mit sich zurück zum Lager.
    »So ein Unsinn, ich hab mich natürlich nicht gefürchtet!«, sagte Uther ärgerlich und linste verstohlen zur Königin hinüber (die, so schien es ihm, ein Grinsen unterdrückte). »Und wenn du übrigens darauf verzichten könntest, mir andauernd die Schulter auszukugeln, wäre das sehr freundlich von dir. Vielen Dank im Voraus!«
    Lliane lachte ihr silberhelles, perlendes Lachen und nahm ihn bei der Hand.
    »Ich jedenfalls habe Angst gehabt«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich habe Angst gehabt, du könntest dich verirrt haben ...«
    Der junge Mann starrte sie verblüfft an und ließ sich bis zum Lager führen, wo Tsimmi, gegen einen Baumstumpf gelehnt, Zweige und Moos ins Feuer legte. Es gab etwas an der Königin, was Uther nicht verstand. Weder die jungen Mädchen, die er gekannt hatte, noch irgendeine Dame bei Hofe benahm sich wie sie. Wenn eine Frau sich einem Mann hingab, wurde sie seine Gefährtin, und jedermann war es zufrieden (die Liebe der

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