Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
Notverband zu befestigen.
»Ich habe wirklich kein Glück«, jammerte Tsimmi in seinen Bart. »Erst die Gnomen, die mir beinahe das Knie zertrümmern, und jetzt dieser Verrückte, der mir den Arm abschneidet. Was hab ich ihm denn getan?«
Uther verkniff es sich, ihm zu sagen, dass er ihn vor nicht allzu langer Zeit unter einem ganzen Erdrutsch begraben hatte und dass er selbst am Vorabend kurz davor gewesen war, ihn in Stücke zu schneiden. Zwerge sind nämlich empfindlich.
Schreie ertönten und hasserfüllte Worte in der seltsamen Sumpfsprache, die Uther und seine Kameraden nicht verstanden. Aber als ein Grauer Elf auf ein glitzerndes Etwas deutete, das auf dem Torfboden lag, griff Uther rasch danach, um es vor ihnen aufzuheben. Es war Gaels Ring. Der Ring mit dem Siegel der Rune von Beorn, ihr einziger Beweis ...
»Gib ihn mir!«, sagte Tsimmi.
Uther gehorchte, ohne nachzudenken, und die knotige Hand des Zwergs schloss sich genau in dem Moment um den Ring, als ein Grauer Elf Till und die Königin zur Seite stieß, sich mit rollenden Augen vor ihnen aufbaute und ihnen die Ohren mit seinem unverständlichen Kauderwelsch vollschrie.
»Was will er?«, stieß Uther hervor und stellte sich zwischen den Elf und den Meister der Steine. Dumme Frage. Den Ring wollte er.
»Er beschuldigt uns, den toten Gael bestohlen zu haben!«, übersetzte die Königin. »Wir müssen ihm den Ring zurückgeben, Tsimmi, wirklich!«
»Oh nein«, antwortete der Zwerg und lächelte der Elfe verkrampft zu. »Wenn wir ihn ihm zurückgeben, haben wir nicht mehr den geringsten Beweis für das, was passiert ist...«
Er lächelte noch immer, obwohl alle Farbe aus seinem Gesicht gewichen war, trotz all des Blutes, mit dem der Verband sich vollgesogen hatte, und hielt Gaels Ring in der zur Faust geballten Linken. Der Graue Elf trat von einem Fuß auf den ändern, fuhrwerkte nervös mit seinem Dolch herum, starrte ihn an und fragte sich offenbar, aus welchem Grund er ihn nicht auf der Stelle tötete.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht hob Tsimmi seinen verletzten Arm hoch und schnalzte mit den Fingern. Der Elf warf einen verblüfften Blick auf die blutige Hand des Zwergs, und als seine Augen sich dann wieder auf ihn richteten, zeigte Tsimmi ihm die linke Hand, die mitderweile leer war.
»Weg ist er!«, sagte er in seinem Gauklerton. »Fortgeflogen, der Ring!« Der Elf sah ihn ungläubig an und runzelte, wieTsim- mi entzückt feststellte, die Brauen.
»Magie!«, sagte er und lachte spöttisch.
Der Elf erstarrte angesichts dieser Beleidigung.
»Hyalla eh n'eta io «
Er hieb so heftig auf Tsimmi ein, dass das Blut bis auf seine Faust spritzte. Lliane und Uther stürzten sich zugleich auf ihn, um ihn zu überwältigen, aber schon hatte er seinen Dolch gehoben und ließ ihn mit einem Holzfällerschrei niedersausen, um den Zwerg auf den Boden zu nageln.
Die Königin und der Ritter ripostierten im selben Moment, und keiner hätte sagen können, ob es der Dolch der Elfe war oder Uthers großes Schwert, das den Elf tötete.
Sogleich setzte ein fürchterliches Handgemenge ein.
Die Sumpfelfen heulten vor Wut und stürzten sich blindlings ins Gewühl. Sie bildeten eine ungeordnete, rasende Masse, die die verstreute Gruppe der Gesandten des Großen Rats aus allen Richtungen angriff. Frehir, der sich schon bereitgehalten hatte, erwischte einen mit einem Rundumschlag seines gewaltigen Schwerts und schlug ihm den Kopf ab. Dadurch gab er sich eine Blöße an seiner Flanke, und einer der Krieger, der seinen Dolch mit beiden Händen hielt, stürmte direkt auf ihn zu. Der Barbar stoppte ihn mit einem Fußtritt in den Bauch, und dann kam das ungeheure Schwert wie ein riesiges Pendel zurückgeschwungen und fuhr tief in den Leib des Elfs. »Genau, wie du es mir gezeigt hast!«, schrie Frehir im Kampfrausch und mit triumphierendem Blick Uther zu.
Der Ritter hörte ihn nicht einmal. Er und Lliane kämpften Rücken an Rücken und bildeten vor Tsimmis leblosem Körper einen Schutzwall, gegen den die wilden und unkoordinierten Attacken der Grauen Elfen anbrandeten. Einer von ihnen warf sich im wahrsten Sinne des Wortes auf Lliane, mit wahnsinnigen Augen und fauchend wie ein Raubtier. Uther deckte sie mit seinem Körper. Sein Schwert fuhr in die Stirn des Rasenden, der es ihm im Fallen aus den Händen riss. Er taumelte, denn ein ganzer Hagel von Schlägen traf ihn zur gleichen Zeit auf Wan ge, Arm und Oberkörper. Eine Klinge ritzte ihm die Flanke auf. Ein Stock traf
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