Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
dabei gedankenverloren auf das Lagerfeuer. »Die Zwerge von Oonagh waren ein mächtiges Geschlecht, sie wurden von Fenris Blaubart angeführt. Was ich da erzähle, spielte zu einer Zeit, als ich selbst noch nicht geboren war, es ist also lange her ... Fenris ist vom Roten Berg aus aufgebrochen und hat in etwa denselben Weg eingeschlagen, den wir heute nehmen. Mit dem einzigen Unterschied, dass er sich an der Spitze der größten Zwergenarmee befand, die je zusammengestellt wurde ...«
Tsimmi schwieg einen Augenblick und schloss im Gedenken an diese glorreiche, legendäre Vergangenheit einige Sekunden lang die Augen.
»Und?«, unterbrach ihn Uther ein wenig brüsk.
Der Zwerg blinzelte, als erwache er aus einem kurzen Schlaf.
»Wie? Ach so, ja, Entschuldigung. Die Saga der Zwerge von Oonagh berichtet, dass die eigentlichen Hügel nicht dem Schwarzen Herrn gehörten, sondern dem freien Volk der Trolle.«
»Der Trolle?«, fragte Uther, der diesen Namen noch nie gehört hatte.
»Ich glaube, bei euch heißen sie Oger«, erklärte Tsimmi, und Uther nickte mit angewiderter Miene. »Und weißt du auch, wie sie euch nennen, die Menschen? ... Die Schinken! Ha! Weil euer Heisch rosa ist und zarter als das ledrige der Zwerge! Miam miam!«
Frehir fing schallend an zu lachen (und vergaß dabei völlig, dass er selbst so ein »Schinken« war, den die Trolle sich auf der Zunge zergehen lassen würden). Seine gute Laune zerstreute schließlich sogar Uthers Verärgerung.
»Jedenfalls habe ich nicht die geringste Lust, auf dem Teller der Oger aus den Hügeln zu enden«, sagte er lächelnd.
»Gewiss, mein Freund«, meinte Tsimmi zustimmend. »Und das ist auch der Grund, warum der Unnennbare ihnen dieses Gebiet überlassen hat. Die Trolle greifen alles und jedes an, was sich in ihrem Herrschaftsbereich herumtreibt. Ich glaube, selbst eine ganze Armee würde da nicht durchkommen.«
»Und wie haben es Fenris und deine Zwerge von Oonagh dann angestellt?«, wollte der Ritter wissen.
Tsimmi verzog die Lippen zu einem listigen Lächeln. Genau auf diese Frage hatte er gewartet.
»Sie sind unter den Hügeln durchgezogen. Die Saga berichtet, dass es in den Marken zahlreiche Höhlen gibt, die miteinander verbunden sind und sowohl in die Schwarzen Lande als auch in die freie Welt reichen. Es sind Tunnel, regelrechte Tunnel ...«
»Hab noch nie so ’nen Troll gesehen«, knurrte der Barbar. »Aber wisst ihr, was man sich über die Marken erzählt? Es heißt, sie werden vom Clan der Schwarzen Wölfe bewacht.« Der Barbar schüttelte den Kopf.
»Eines Tages haben sie Seuil-des-Roches angegriffen, mein Dorf ...«Er streckte den Arm aus, und unwillkürlich blickten seine drei Gefährten in die entsprechende Richtung. Natürlich sahen sie nichts anderes als den dunklen Vorhang der Bäume im Feuerschein und ihre eigenen geisterhaften Schatten, die im Rhythmus ihres dünnen Lagerfeuerchens tanzten.
»Niemand hat je so einen Troll gesehen«, belehrte ihn Tsimmi. »Es heißt, dass allein schon ihr Anblick jeden Reisenden, der sich in ihre Hügel verirrt hat, vor Schrecken versteinern lässt, und dass sie ihn dann bei lebendigem Leib in Stücke reißen, um ihn aufzufressen. Ich will gar nicht so genau wissen, ob das wahr ist ... Die Schwarzen Wölfe sind richtige Ungeheuer, und einige von ihnen sind so groß, dass sie einen Dämon in Rüstung tragen können, wie die Streitrösser König Pellehuns ... Aber dabei bleiben sie doch Wölfe. Und die kann man wenigstens umbringen.«
Er lachte freudlos auf und verzog dann sein Gesicht vor Schmerz. Sein Arm tat immer noch entsetzlich weh ...
Mit der linken Hand kramte er in einer seiner Taschen nach dem Pfeifenstummel und den schmerzlindernden Tabakblättern.
Uther setzte sich neben Lliane, die den Kopf senkte, um ihre stillen Tränen hinter dem Schleier ihres langen schwarzen Haars zu verbergen. Er hörte, wie sie schniefte und sich rasch über die Augen wischte, bevor sie sich zu einem Lächeln zwang.
»Meinst du, es geht?«
Sie nickte und lächelte ihm bereits etwas offener zu. Es war ein Kleinmädchenlächeln, bei dem sich um die Mundwinkel zwei reizende Grübchen formten.
»Es ist nichts weiter. Ich musste nur an Llandon denken ... Meinen Mann.«
Uther biss sich auf die Lippen. Auf der staubigen blauen Wangenhaut zeichneten sich deutlich die Tränenspuren ab. Lliane blickte ins Leere und versuchte noch einmal zu lächeln, aber ihr Kinn zuckte vor Traurigkeit, und er spürte, dass sie kurz
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