Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
du dich rächen?«, begann er wieder.
»An Dem-der-keinen-Namen-haben-darf. Er war es, der die Zerstörung von Seuil-des-Roches veranlasst hat.«
»Der Schwarze Herr ...«, murmelten Llandon und viele andere rund um den Bronzetisch wie aus einem Munde.
Die meisten von ihnen hatten ihn während der letzten Schlachten des Zehnjährigen Kriegs bekämpft, und schon allein bei der Erinnerung an diese schreckliche Zeit lief es ihnen kalt den Rücken herunter. Niemand hatte den Schwarzen Herrn jemals erblickt, aber im Volksglauben sowohl der Menschen vom See wie auch der Dünenelfen oder Zwerge unter dem Berg besaß er unermessliche Kräfte. Alle, einschließlich der dem Großen Rat angehörenden Könige, glaubten, dass man seinen Namen nicht aussprechen dürfe, da man sonst Gefahr liefe, einen Fluch auf sich zu ziehen. So kannte nach einer Weile kaum noch jemand seinen Namen.
Am Ende des Kriegs war der Unnennbare geschlagen worden und hatte sich bis hinter die Marken zurückgezogen, in wüstes Land, wie die Ungeheuer es liebten. Es hieß, er habe dort eine Festung errichtet und baue eine neue Armee von Wölfen und Dämonen auf. Wie dem auch war, jedenfalls bildeten die Marken das Grenzgebiet zwischen dem Königreich von Logres und dem Lande Gorre, dem Herrschaftsgebiet des Unnennbaren, das die Menschen Wüste, Schwarze oder Ferne Lande nannten.
»Ja natürlich, der Schwarze Herr!«, rief Baldwin. »Und, was hat das alles mit der Ermordung Troins zu tun?«
»Kennst du den Elf Gael?«, fragte die Königin Lliane den Barbaren, ohne auf den Zwergenkönig zu achten.
»Ja.«
»Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?«
»Vor fünf Tagen. Nachdem Seuil-des-Roches zerstört worden war.«
Llandon sprang von seinem Stuhl auf und näherte sich dem Riesen. Baldwin, den ein Schauer überlief, sackte tiefer in seinen Thron und biss auf seinem grauen Bart herum. Wie alle Elfen war Llandon hoch gewachsen, größer als ein normaler Mann, aber der Barbar war noch ein Stück größer und wirkte dreimal so breit. Er musste mindestens acht Fuß messen. So hoch wie drei Zwerge ...
»Sire Baldwin!«, rief der König der Hohen Elfen mit einer Stimme, in der eine Spur Hoffnung mitschwang. »Wann ist Troin getötet worden?«
»Vor einer Woche.«
»Das heißt, wenn dieser tapfere Riese hier uns die Wahrheit erzählt, ist Gael unschuldig! Zwischen der unterirdischen Stadt von Ghâzar-Run, wo Troin ermordet wurde, und den Marken liegen mehr als hundert Meilen! Wer könnte schon so schnell reiten? Unmöglich!«
»Nicht mit einem freien Pferd«, meinte Pellehun.
»Ich habe Gael nicht in den Marken gesehen«, sagte der Riese langsam. »Er war in Kab-Bag.«
Kaum jemand in der Runde kannte diesen Ort. Die Unwissenheit stand den meisten Elfen so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass Gorlois das Wort ergriff, nicht unzufrieden übrigens, seine Wissenslücke von zuvor ausgleichen zu können.
»Kab-Bag ist die Handelsstadt der Gnome. Eigentlich ist es kaum eine Stadt im eigentlichen Sinne, sondern eher ein riesiges Loch, in das Höhlenhäuser gebaut sind. Was man so hört, sollen einige davon sogar richtiggehende Paläste sein. Aber ihr kennt die Gnome ... Ebenso diebisch wie verlogen!«
»Wo ist diese Stadt?«, brummte Baldwin.
»Auf halber Strecke zwischen den Marken und unserer guten Stadt Loth ... Ich würde sagen, ungefähr neunzig, hundert Meilen in Richtung Norden. Sie ist ziemlich schwierig zu finden, nehme ich an, denn kaum jemand kann von sich behaupten, sie besucht zu haben ... Mit Ausnahme der Diebe von der Gilde und der Gnome selbst natürlich.«
»Was hat Gael in Kab-Bag zu tun gehabt?«, fragte Pellehun, die selbstgefälligen Ausführungen seines Seneschalls unterbrechend, den Barbaren.
»Ich weiß es nicht. Gael hat mich nicht gegrüßt. Vielleicht hat er mich nicht gesehen ...«
Der König unterdrückte ein Lächeln. Diesen Riesen in einer Masse von Gnomen, die kaum höher waren als ein Schwert, nicht zu sehen ...
»Aber ihr müsst mir helfen, mich zu rächen, ja?«
»Ja, ja ... Schon gut!«
Gorlois warf dem König Pellehun einen fragenden Blick zu und begleitete den Barbaren dann aus dem Saal.
Die ganze Zeit über, die er draußen war, herrschte Schweigen im Raum. Von draußen drangen Fetzen vom Gesang Betrunkener herein und das schmierige Gelächter einer Marketenderin.
»Wie lautet unser Beschluss, meine Herren?«, fragte Pellehun, während er seinen Zinnbecher absetzte.
Da die Versammlung sich in die
Weitere Kostenlose Bücher