Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
fort. »Es liegt bei den Elfen, die Gerechtigkeit wiederherzustellen. Aber wir verstehen auch alle den Zorn Herrn Baldwins und ... sein Misstrauen.«
Der Seneschall Gorlois neben ihm hüstelte.
»Vielleicht ..., da es sich um ein Verbrechen an königlichem Blut handelt ...«
»Nun?«
»Vielleicht könnte die Königin sich persönlich um die Ermittlungen kümmern?«
Eine Sekunde lang war ein Leuchten in den Augen des Menschenkönigs zu erkennen und die Andeutung eines Lächelns huschte über sein faltiges Gesicht.
»Welch eine großartige Idee!«
Gorlois schloss bescheiden sein einziges Auge und neigte den Kopf.
»Was meint Ihr dazu, Genossen?«
Der Barbar verharrte regungslos vor der schweren Tür des Ratssaals und trat von einem Fuß auf den anderen, unfähig, eine Entscheidung zu treffen. Der Weg nach Loth war weit gewesen, und Frehir war die Rede, die er dem König Pellehun halten wollte, schon hundertmal im Geiste durchgegangen. Aber jetzt, im Herzen dieser Festung, wusste er nicht mehr, was er tun sollte. Plötzlich berührte ihn eine Lanzenspitze im Rücken.
»Keine Bewegung, Barbar! Hast du den Herold getötet?«
Die einzige Antwort des riesigen blonden Kriegers war, sich mit einem schrecklichen Brüllen umzudrehen und mit der geballten Faust auf den Lanzengriff zu schlagen, so dass er dem Soldaten, der ihn bedrohte, aus der Hand gerissen wurde. Der Barbar nahm Kampfhaltung ein und zog ein wuchtiges Schwert, dessen schartige Klinge deutlich zeigte, dass er sich seiner des Öfteren bediente. Der entwaffnete Wachtposten vor ihm suchte rasch das Weite, während zwei andere Soldaten ihre Lanzen auf ihn richteten.
Da wurde die Tür des Ratssaals abrupt aufgestoßen und Gorlois erfasste mit einem Blick die Situation. Er wurde flankiert von zwei Rittern, die ihre Schwerter gezückt hatten und bereit waren, den Riesen in der Mitte durchzuhauen, falls er versuchte, Gorlois anzugreifen.
»Was ist hier vorgefallen?«, fragte der und deutete auf den noch immer leblosen Herold. »Ist er tot?«
»Nein, nein, nicht tot. Nur bewusstlos ...«
»Wer bist du?«
»Ich bin Frehir, Häuptling der freien Menschen von Seuil- des-Roches«, sagte der Barbar, dessen Miene sich wieder entspannt hatte, lächelnd.
»Was hast du hinter dieser Tür zu suchen?«, fragte der Seneschall. »Hast du versucht, uns auszuspionieren?«
»Frehir spioniert niemanden aus! Ich will mit dem König reden.«
»Später!«, sagte der Seneschall und stieß den Krieger zurück, der unter seinem Pelz halb nackt war. »Der König hat jetzt keine Zeit für dich!«
»Warte!«, erklang eine laute Stimme.
Alle Blicke richteten sich auf Pellehun. Der Herr des Großen Rats war unvermittelt aufgestanden.
»Lass den Herrn Frehir eintreten«, befahl er in einem Ton, der nichts mehr von der Ruhe hatte, die er seit Beginn der Versammlung bewiesen hatte. Elfen und Zwerge schwiegen verwundert und musterten abwechselnd den König und den Barbaren. Warum unterbrach Pellehun auf diese Weise die Versammlung?
»Aus welchem Dorf stammst du gleich noch?«, fragte der König, nachdem der Krieger den Saal betreten hatte.
»Seuil-des-Roches ...«
»Sagt dir das nichts, Gorlois«, stieß der König triumphierend und spöttisch hervor.
»Ich verstehe nicht recht...«
»Seuil-des-Roches ist ein befestigtes Dorf im Herzen der Schwarzen Marken ... Es kann Luftlinie nicht weiter als zehn Meilen von den ersten Hütten der Grauen Elfen Gaels entfernt sein.«
Jetzt wandten sich alle Gesichter mit neu erwachtem Interesse dem Riesen zu.
»Meine Herren«, fuhr der König fort und hob die Hand weit nach oben, um den Barbaren bei der Schulter zu fassen. »Frehir ist einer der wenigen freien Menschen, denen es gelungen ist, sich in den Marken niederzulassen. Ich bin überrascht und erfreut über deinen Besuch in Loth, Frehir. Was führt dich zu mir?«
»Seuil-des-Roches ist zerstört worden. Hilf mir, mich zu rächen, und Frehir wird dein Sklave sein ... Ich habe alles verloren.«
Pellehun antwortete nicht. Neben dem Riesen wirkte der König der Menschen winzig wie ein Zwerg. Uther empfand ein Gefühl der Erleichterung darüber, sich nicht mit ihm messen zu müssen. Mit ernster Miene tätschelte Pellehun noch einmal die Schulter des Barbaren, dann trat er schweigend an das einzige Fenster des Saals. Draußen hatte es aufgehört zu regnen. Der Rauch aus den Schornsteinen trug Küchengerüche bis zum Palast, und der König merkte, dass er hungrig war.
»An wem willst
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