Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
bestimmt...«
»Erbarmen«, murmelte er. »Wenn ich euch helfe, werden sie meinen Sohn umbringen.«
»Meinen Sohn haben sie auch«, schaltete Frehir sich ein.
Und er feuerte mit einem ohrenbetäubenden Scheppern den Kessel in einen Winkel, als handle es sich dabei um einen simplen Humpen; dann stieß er alle zur Seite, packte den Gnom am Kragen und riss ihn vom Boden hoch.
»Du führst uns gefälligst dorthin!«
Tarot setzte zu einer Antwort an, doch der Blick des Hünen hielt ihn davon ab, noch weiter zu diskutieren. Resigniert griff er sich seinen Umhang, hakte die goldenen Schließen, die noch von seinem einstmaligen Ruhm zeugten, um den Hals herum zu und trippelte in Richtung Ausgang.
»Einen Moment noch!«, sagte Onar, als sie sich alle an seine Fersen hefteten, um die Höhle zu verlassen. »Was machen wir denn jetzt mit dem hier?«
Und er deutete auf den kläglichen, zitternden Gnom, der ihnen den Weg zum Refugium des Sheriffs gewiesen hatte.
»Er ist uns augenblicklich zu nichts mehr nutze«, grummelte Ulfin ... »Los, komm mal hier rüber!«
Der Recke lächelte und streckte der kleinen Kreatur freundschafdich die Hand hin, doch Lliane sah, wie er seinen Dolch zog und ihn hinter seinem Rücken verbarg.
»Geswican nith hael hlystanl«, kreischte sie.
Und schon wurde der Ritter nach hinten geschleudert, stieß sich den Kopf an der Wand an und brach unter metallischem Rasseln zusammen. Er blickte zornig zu ihr empor, aber als er die Königin gewahrte, erschrak er zu Tode. Lliane wohnte keine Spur Schönheit mehr inne. Ihre grünen Augen wirkten über alle Maßen geweitet, ihr Mund war zu einem abscheulichen Grinsen verzerrt, und ihre bläuliche Haut leuchtete im Halbdunkel des Raumes wie die Aura eines Gespenstes. Ulfin wollte fliehen, während sie auf ihn zukam, fand sich jedoch in einer Ecke eingezwängt, da packte Dorian seine Schwester am Arm.
»Lass ihn in Frieden.«
Sie wandte ihm ihre Furcht erregende Fratze zu, erkannte ihn und besänftigte sich. Mit pochendem Herzen fing Ulfin einen Blick des jungen Prinzen auf und bemerkte, wie er ihm zunickte, worauf er sich Schutz suchend zu den anderen flüchtete.
»Ist gut«, raunte Lliane. »Jetzt lass mich los...«
Sie trat auf den völlig verängstigten Gnom zu, kauerte sich vor ihm nieder und redete in sanftem Ton auf ihn ein. Beinahe sofort kam das kleine Geschöpf ins Taumeln, dann sank es in ihre Arme. Sie bettete es auf Tarots Lager, zog ihm eine Decke über den Körper und ging hinaus. Die anderen sahen ihr nach, und in ihren Mienen spiegelten sich die unterschiedlichsten Empfindungen: Furcht, Ratlosigkeit, Erstaunen, Argwohn ...
»Er schläft«, erklärte sie.
Und sie wandte sich zu Ulfin um, der sich in einiger Distanz hielt.
»Das Böse ist überall hier rundum ... Genau davon nähren sie sich: von der Angst, vom Hass, vom Verbrechen. Zu töten heißt nur, ihnen zu noch mehr Stärke zu verhelfen. Vergiss das nicht.«
Ulfin nickte und senkte die Lider, beschämt wie ein Junge, den man bei einer Untat ertappt hat. Weshalb hatte er diesen harmlosen Gnom umbringen wollen? Weil ihm gerade der Sinn danach gestanden hatte. Genauso einfach und genauso grausam war es ... Der mörderische Furor der Lanze von Lug war ansteckend und hatte jeden Winkel von Kab-Bag infiziert.
Die Gnomen waren, genau wie Tarot wenige Minuten zuvor, davon durchdrungen. Selbst Lliane spürte noch immer die unsinnige Wut, die sie übermannt hatte. Wenn Dorian ihr nicht Einhalt geboten hätte, hätte sie Ulfin vermutlich umgebracht ... Es gab keine magische Formel, keinen Zauber, mit dem man sich dagegen wappnen konnte. Der Talisman der Dämonen rief in jedem von ihnen die dunkelsten Seiten wach.
»Wartet«, sagte sie, während sie bereits den Schlupfwinkel des Sheriffs verließen. »Onar, Ulfin, kommt zu mir ... Kommt alle einmal her.«
Sie scharten sich alle zehn um sie, Elfen, Zwerge, Menschen und selbst Tarot, der Gnom, auf allen Seiten von Waffen eingezwängt in diesem engen Gewölbe, und Lliane hieß sie noch enger zusammenrücken, bis sie ein einziges, dicht gedrängtes Häufchen bildeten. Dann zog sie unter ihren entgeisterten Blicken ihr silbernes Kettenhemd aus, streifte ihr langes Moiregewand ab und drückte sie an sich hin nackt, begehrenswert, faszinierend. Der Hass und die Angst wichen aus ihren Herzen. Sie sahen nur noch ihre Brüste, ihre Schenkel, ihre samtweiche Haut, die ihr gegerbtes Leder streifte. Und so, schutzlos und verletzbar, trug sie
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