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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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ein altes Gedicht des Waldes vor.
    Meine Liebe ist eine Eisenspitze,
    Dürstend nach Macht und Gewalt,
    Sie gleicht den vier Enden der Erde,
    Ist grenzenlos wie die Weite des Himmeb.
    Ist das Brechen des Genicks,
    Ist das Ertränken im Wasser,
    Ist der Kampf gegen einen Schatten,
    Ist ein Emporstieben in die Lüfte,
    Ist das verwegene Hinabschnellen zum Meeresgrund,
    Sie ist die Liebe zu einem Schatten.
     
    Sie war ihre Braut, ihr Gestalt gewordenes Begehren, sie war die Liebe, die Schönheit und die Zerbrechlichkeit, so schmal und so bleich in ihrem Kreis aus Eisen und Leder. Sie war die Hoffnung, das Licht in dieser Schattenstadt, die flackernde Flamme in der Finsternis.
    »Ich werde ohne Waffen und Kleider gehen«, wisperte sie, »und du wirst mich schützen. Ich werde die Liebe sein, das sanfte Säuseln des Sommerwinds. Ich werde deine Tochter sein, deine Mutter, dein gefangenes Kind, all jene, die du liebst, ich werde das Leben sein, der Vogel am Himmel, der leise plätschernde Bach, ich werde das Morgen sein ... Wenn du mich fallen lässt, werden sie uns töten, oder aber wir töten uns selbst. Beschütze mich, und verschließe mir zuliebe deine Augen vor der Hässlichkeit, vor dem Hass und dem Tod.«
    Jähe Böen wehten die eisige Kälte der Ebene und Schneeregenschauer bis zu ihnen herüber. Doch es war zu warm in KabBag, zu feucht, als dass der Schnee liegen geblieben wäre, und diese ganze Nässe rieselte in den Gassen und an den Mauern herunter, als weine die Stadt. Keine Spur mehr von dem ehedem regen Treiben des Handelszentrums, dem Gewimmel in dem Labyrinth aus kleinen Straßen, Sackgassen und Seitenwegen, und auch keine Spur mehr von der Überfülle an Gütern, von der diese einst überquollen wenn man einmal von einigen durchweichten Betttüchern absah, die hier und da an zwischen zwei Häusern gespannten Schnüren aufgehängt waren, oder von irgendwelchen herrenlosen Warentischen, die sich noch unter der Last verrottender Lebensmittel bogen, sowie dann und wann der flüchtig vorbeihuschenden Silhouette eines Gnomen, der bei ihrem Anblick die Flucht ergriff. Sie liefen Patrouillen der Goblins in die Arme, doch der Ring der Gilde wirkte Wunder. Finster dreinblickende Monster ließen ihren Blick im Vorbeigehen lüstern über den nackten Körper der Königin gleiten, und wenn sie ihre krallenbewehrten Pran ken nach ihr ausstreckten, schritt Tarot unter Aufbietung seiner ganzen Autorität ein. »Dies ist eine Hure für den Herrn und Meister! Willst du ihm die vielleicht abspenstig machen?« Auf diese Weise gelangten sie schließlich bis zum Palast.
    Tarot hatte ihn genau in der Mitte des Schachtes von KabBag errichten lassen, auf einem dieser raffinierten, wackeligen Gerüste, deren Konstruktion ein Geheimnis seines Volkes war. Alles schien kurz vor dem Einstürzen, einschließlich der Brücke, die dort hinüberführte, und doch drohte den gnomischen Bauten keine Gefahr wenn man einmal vom Feuer absah. Bis dahin hatte der Sheriff tapfer durchgehalten, doch mitten in seiner Befestigungsanlage blieb er stehen und stützte sich auf die Brustwehr, niedergeschmettert vom Schmerz und der Trauer über das, was sie aus seinem Domizil gemacht hatten. Selbst die Fassade war vom Feuer geschwärzt und verkommen. Die Fensterscheiben waren zersplittert, lange Vorhangstreifen flatterten gleich finsteren Standarten im Wind, und die Statuen und Basreliefs waren abgehauen und zertrümmert.
    Lliane trat zu ihm hin, legte ihm die Hände auf die Schultern, und er wandte sich um, um sich eng an ihren Bauch zu schmiegen. Bald schon fühlte sie die Tränen des Gnomen ihre Haut benetzen.
    »Du wirst ihn neu aufbauen, und er wird noch schöner sein«, murmelte sie leise.
    Tarot schniefte geräuschvoll und blickte aus seinen tränenschimmernden Fuchsäuglein zu ihr auf. Er stand nach wie vor eng gegen ihren Bauch gepresst, und seine schwieligen Hände hielten ihren sanft gewölbten Rücken fest umschlungen.
    »Komm, lass uns gehen«, sagte sie und schenkte ihm ein Lächeln.
    Die Wachen am Haupttor erkannten den Sheriff ebenso wie den Ring der Gilde, und ließen sie passieren. Es waren weder Orks noch Goblins, sondern hässliche Riesen von einer Rasse, die sie noch niemals gesehen hatten, so klapperdürr wie Skelette und in lange schwarze Mäntel gewickelt, die über düstere Kettenhemden herabfielen und sie vollständig zu verhüllen schienen. Im Innern trafen sie auf weitere dieser Wesen, und die meisten regten sich nicht, ja sie

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