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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Tumult des Handgemenges nicht verstand. Der Zwerg schlug zu, seine wuchtige Axt durchschnitt surrend die Luft, doch ein Verletzter stürzte plötzlich zwischen sie, und der Prinz verfehlte sein Ziel. Uther heulte auf, als die Klinge sein Kettenhemd zerfetzte, seine Rippen zertrümmerte und sein Fleisch durchschnitt. Der Hieb schleuderte ihn zu Boden, aber seltsamerweise empfand er kei nen Schmerz. Da warf er sich mit letzter Kraftanstrengung nach vorne, Excalibur, das er wie eine Lanze schwenkte, in beiden Händen, und versetzte dem Prinzen vom Schwarzen Berg einen Stoß, der die Nasendecke seines Visiers zertrümmerte und ihm das Gesicht in zwei Teile spaltete ...
    Das war die letzte Erinnerung, die er sich von dem Gefecht bewahrt hatte.
    Wie er es geschafft hatte zu flüchten, durch welches Wunder er sich zur Stunde auf einem Pferd befand, benommen vor Müdigkeit und Schmerzen, weshalb er nicht dort unten tot zwischen den Seinen lag? Er hatte keine Ahnung, und es spielte auch gar keine Rolle mehr ...
    Im Morgengrauen tauchte Loth in ihrem Sichtfeld auf. Die Stadt, zu der die Kunde von der vernichtenden Niederlage der Armee auf Gott weiß welchem Wege durchgedrungen war, leerte sich und endieß ihre Bewohner durch sämtliche Tore. Es gab kaum noch Pferde, die man hätte anspannen können, und so lief der Großteil der Flüchtenden zu Fuß, alles auf den Rücken gepackt, was man hatte retten können. In diesem widerwärtigen Gedrängel fand sich immer noch etwas, dessentwegen man sich prügeln und einander zerfleischen konnte: eine Geldbörse, ein goldener Becher oder ein Schinken ... Einige Wachen auf den Wehrmauern und an der Hauptausfallspforte bahnten den Heimkehrern einen Weg. Die Nächsten stürzten sich in den Gässchen der Stadt auf sie, um ihnen ihre Pferde zu entwenden. Uther war nicht mehr in der Verfassung zu kämpfen, ja, er war nicht einmal mehr im Stande, sein Reittier zu bändigen. Als es sich aufbäumte, zu Tode verängstigt von all den gierigen Händen, die nach seinen Zügeln griffen, stürzte der König wie ein Sack Blei zu Boden. Mühsam rappelte er sich wieder auf, gestützt von Adragai, und sie fanden sich alleine wieder, in einer mit einem Mal völlig ausgestorbenen Gasse.
    »Der Stein«, murmelte Uther. »Bring mich zu dem Stein ...«
    Der Recke packte den Arm des Königs und zog ihn sich um die Schulter, so dass dieser halb auf seinem Rücken hing; dann stieg er, mühsam einen Fuß vor den anderen setzend, bis zum Palast hinauf. Die Tore standen weit offen. Adragai hatte sein Schwert gezückt, doch das war nicht nötig. Sie boten beide einen derart Furcht erregenden Anblick, dass keiner auf die Idee gekommen wäre, sie anzugreifen. Und wozu auch im Übrigen? Goldenes Geschirr lag auf dem Boden, fallen gelassen von irgendeinem Plünderer; Diener und Frauen rannten kreuz und quer durcheinander, in panischer Aufregung wie ein Schwarm Wespen, und ergriffen die Flucht, sobald sie sie gewahrten. Irgendwo bellte ein angeketteter Hund wie toll, anderswo weinten von ihren Eltern zurückgelassene Kinder. Der Palast war nur noch ein leeres Mauergerippe, in dem ihre schleppenden Schritte schauerlich widerhallten.
    Die beiden Männer erklommen die Stufen bis zum Ratssaal hinauf, wobei sie sich bei jedem Schritt plagten und eine Spur aus geschmolzenem Schnee, Schlamm und Blut zurückließen. Uther verlor immer wieder das Bewusstsein, und Adragai musste ihn mitziehen, bis sie schließlich durch einen falschen Schritt von Adragai beide ins Straucheln gerieten und es ihn wie ein Blitzschlag durchzuckte, der ihn aus seiner Betäubung riss. Endlich war ein langes Stöhnen zu vernehmen, das das unheilvolle Lärmen in der Stadt übertönte und immer deutlicher wurde, immer lauter. Der Stein von Fal hatte den herannahenden König erkannt.
    Uther machte sich von seinem Begleiter los und lief die letzten Schritte, die ihn noch von dem Talisman trennten, allein. Der Stein begann zitternd zu schwingen, und seine Klage hallte in den verlassenen Gängen wie ein düsteres Abschiedslied wider.
    »Du wirst Merlin aufsuchen«, murmelte Uther, ohne den Blick von dem bebenden Kern der runden Tafel abzuwenden. »Erzähl ihm, was du gesehen hast... Artus... Sag ihm, er soll auf Artus Acht geben, auf dass er die Stärke finden möge, das zu vollenden, was wir begonnen haben ...«
    Der König richtete sich auf, so gut er es vermochte, trotz der blitzenden Funken, die vor seinen Augen herumschwirrten, trotz des Schwindelgefühls

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