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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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lösch das Feuer! Sie braucht frische Luft, rasch!«
    Ulfin zog seinen Dolch aus der Scheide und zertrennte das gewachste Papier, das die Fensteröffnung verdeckte. Und schon fegte der eisige Wind von der Ebene durch den Raum und vertrieb den üblen Geruch ihres schweren Parfüms und die Hitze des Feuers. Uther kniete sich neben die alte Hehlerin und hob ihren Kopf an. Ihre Haube war heruntergefallen, ihre Gewänder waren verrutscht. Es war nur noch eine erbarmungswürdige, beinahe kahlköpfige Kreatur zurückgeblieben, die so weiß und so schlaff war, dass sie wie verschimmelt wirkte.
    Sie sah mit flehendem Blick zu ihm auf, immer noch tränenüberströmt, und versuchte unter Mühen, ein paar Worte hervorzubringen.
    »Ja«, sagte sie. »Ich habe ihn gesehen ... Das ist der Grund, warum ich geflohen bin.«
     
     

Der Pakt
     
    Über Nacht war mehr als eine Faust hoch Neuschnee gefallen, der bis zu den Ästen der Bäume und den gefrorenen Pfützen hin alles in dasselbe eintönige Weiß
    hüllte, in dieselbe gedämpfte Stille, die ganz offensichtlich keiner von ihnen stören wollte. Sie ritten in lockerer Formation, einige in Gruppen, andere allein, mit einer Langsamkeit, die Léo de Grand jetzt, wo Loth in Sicht war, verärgerte. Lliane ritt voran, weit vor den anderen, mit bloßem Haupt, in ihr grünbraun schillerndes Moirécape gehüllt. Seit die hohen Türme der Königsstadt am Horizont aufgetaucht waren, hatte sie sich von ihnen gelöst, unmerklich, als sei lira, ihre Fuchsstute mit der weißen Blesse auf der Stirn, es gewesen, die beschlossen hatte, eine schnellere Gangart einzuschlagen. Weder Merlin noch Dorian oder irgendein anderer Elf, Zwerg oder Mensch ihres Trupps hatte es geschafft, sie einzuholen, doch man muss bedenken, dass sie alle freie Pferde aus Lames Horde ritten und dass diese Sorte Renner eher ihren eigenen Gesetzen als den Sporen ihrer Reiter gehorchten. Die Königin ritt ohne Sattel und Kandare und summte eine leise Melodie, die ihr Till einst beigebracht hatte und die die Pferde liebten. Heute ist derlei in Vergessenheit geraten und erschiene reichlich absurd, aber die Elfen beherrschten die Sprache der Tiere. Selbstverständlich nicht alle, und auch nicht die Sprache aller Tiere, doch Lliane wusste genug, um ihrer Stute mitzuteilen, dass sie alleine sein wollte, und Ilra hatte die Botschaft an den Rest der Horde weitergeleitet, mit einem lang gezogenen Wiehern, von dem die Menschen und Zwerge nichts verstanden hatten.
    Im Herzen der Königin wohnte keinerlei Traurigkeit, und wenn sie sich auf diese Weise von den anderen abgekapselt hatte, dann gewiss nicht, um in Selbstmitleid über ihr Schicksal zu verfallen. Im Gegenteil, die Ruhe dieser gefrorenen Weite erfüllte sie mit einem schlichten Glücksgefühl, das sie selbst nur sehr schwer zu erklären vermocht hätte. Sie war mittlerweile nicht mehr an die Kälte gewöhnt und schlotterte in ihrem dünnen Ledergewand; die wenigen Tage zu Pferde hatten ihrem Körper schwer zugesetzt, und die Innenseite ihrer Schenkel war beinahe taub von dem Druck gegen die Flanken ihrer Stute. Doch diese unberührte Landschaft lag da wie ein weißes Blatt, auf das ein neues Kapitel Geschichte geschrieben werden konnte, und vermittelte ihr so die Illusion einer neuen Welt einer Welt, die rein gewaschen war von den Gräueln, die sie seit so vielen Jahren verwüsteten und deren Last sie nicht länger standhalten würde. Jeder Schritt brachte sie ein wenig weiter von Avalon und ihrer Tochter weg, doch sie empfand keinen Kummer darüber. Wenigstens Rhiannon lebte in Frieden, fernab von all diesem Wahnsinn ... Was auch immer geschehen würde, das kleine Volk würde über sie wachen bis zum Ende der Zeiten. Selbst wenn sie selbst nicht zurückkehren sollte ...
    Sie hatten nur ein paar Stunden gebraucht, um Pferde und Ausrüstung zusammenzustellen, die Überlebenden aus Uthers Armee um sich zusammenzuscharen und Brocéliande zu verlassen. Damit kehrten sie der Lichtung der Elfen den Rücken, um vielleicht nie wieder zurückzukommen doch auch darüber empfand sie keinerlei Bitterkeit. Im Gegenteil, seit ihrer Abreise zwei Tage zuvor fühlte sie, wie ihr zunehmend leichter ums Herz wurde. Der simple Umstand, lira zu reiten, versetzte sie etliche Jahre zurück, in eine Epoche, in der ihr Leben noch einfach schien und voller Gewissheiten. Und dann wartete da, auch wenn sie sich bemühte, nicht daran zu denken, irgendwo hinter diesen fernen, mit Oriflammen gespickten

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