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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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beschlossen haben ...«
    Uther musterte sie eingehend, streckte die Hand aus und goss ihr einen Humpen ein, den sie in einem Zug leerte, gefolgt von einem weiteren.
    »Ein unterirdischer Stollen, ja?«
    »Nun, du willst doch ohnehin nicht...«
     
    Uther legte Ulfin die Hand auf den Arm, um ihn zum Schweigen zu bringen, ließ jedoch die Hehlerin dabei nicht aus den Augen.
    »Der Herr und Meister, wie du ihn nennst... Hast du ihn gesehen?«
    Zum ersten Mal war in Mahaults Blick eine gewisse Verstörung zu lesen. Nur ein schwaches Aufglimmen zwischen den speckigen Falten ihres Gesichts, das einzige Fünkchen Leben inmitten dieser amorphen Masse weißen Fleisches, inmitten der lachhaft prunkvollen Gewänder und Schmuckstücke. Sie hatte sich zwar den Schleier vors Gesicht gezogen, doch Uther hatte flüchtig den Eindruck, das menschliche Wesen zu erkennen, das sich hinter diesem Schutzwall aus Stoff und Fett verbarg. Mahault war unfähig, sich selbst von der Stelle zu bewegen. Es hatte eines starken Mannes bedurft, um sie bis in diesen Raum hier zu schleppen, und später müsste sie auf die gleiche Weise wieder hinausgebracht werden. Ihr ganzes Gold konnte nicht verhindern, dass der unerfahrenste Knappe ihrem Leben mit einem einfachen Dolchstoß ein Ende setzen konnte, und keiner ihrer gedungenen Diebe oder Mörder würde auch nur den kleinen Finger rühren, um sie zu retten. Indem sie ihr Schlupfloch verlassen und sich nach Loth geflüchtet hatte, legte sie ihr Leben in Uthers Hände. Dieses kleine Flackern in ihrem Blick war ein Angstschimmer gewesen.
    »Du hast ihn gesehen, nicht wahr?«
    Mahault schloss die Augen und nickte. Die abgrundtiefe Erniedrigung jenes Moments übertraf alle Gräuel, die ihr je widerfahren waren, seit Sklavenhändler sie an ein Freudenhaus in Kab-Bag verkauft hatten; doch das war schon eine halbe Ewigkeit her ... Der verwüstete, finstere Saal, die Krieger der Goblins und diese mageren, ganz in Schwarz gekleideten Riesen, die den Thron bewachten; Sire Maheloas, verächtlich und schön wie ein Gott, der die Lanze hielt... Die Männer, die ihren Stuhl trugen, hatten so gezittert, dass sie bei jedem Schritt herunterzukippen drohte, besonders als sie sie auf dem Boden abgesetzt hatten.
    »Auf die Knie vor dem Herrn«, hatte der Lanzenträger in scharfem Ton gezischt.
    Sie hatte versucht, sich mit den Armen von ihrem Stuhl abzudrücken, doch alles, was geschah, war, dass sie zu Boden rutschte, ein unförmiger Berg aus Stoff und Fleisch.
    »Das ist also die Herrin der Gilde«, hatte der Herr und Meister gesagt. »Welch seltsame Art, sich fortzubewegen, für jemand so Mächtigen ... Doch was macht das schon. Ich bin glücklich, dich zu sehen, alte Frau. Ich weiß um all die Dienste, die die Gilde König Pellehun und seinem Seneschall erwiesen hat... Gegenwärtig hat sie das Gleiche für mich zu tun. Auf dass sich die Diebe und Mörder im ganzen Reich verteilen. Sie sollen plündern und töten. Alles Gold, sämtliche Reichtümer sind für euch; mach damit, was dir gefällt. Ich will nur die Furcht... Schau mich an.«
    Der Herr hatte sich zu ihr heruntergebeugt und war mit seinem von einem Sonnenstrahl erleuchteten Gesicht näher gekommen. Sie hatte aufgeblickt und ihn gesehen ...
    Uther erahnte eine Träne, die über ihre aufgequollenen Backen herabrann.
    »Ich bin nicht... Ich bin nicht so«, sagte sie flehend. »Das bin nicht ich ...«
    »Was sagst du da?«
    Sie hob die Hand und fuchtelte damit vor seinem Gesicht herum, dann versuchte sie, sich wieder aufzurichten, mit weit offenem Mund, nach Luft schnappend wie ein Fisch auf dem Trockenen. Unter ihren entgeisterten Blicken wurde sie von Krämpfen gepackt, und ihr fahler Teint wurde purpurrot, als erstickte sie. Noch bevor die Umstehenden einschreiten konnten, schüttelte sie ein noch heftigerer Krampf, sie glitt zu Boden, gefangen in ihren Pelzen, und rollte unter den Tisch, wobei sie sich an der Tischdecke festkrallte und die Reste ihrer Mahlzeit auf sie herabfielen.
     
    Illtud war der Erste, der reagierte. Er ergriff einen Krug mit Wasser, goss ihn ihr ins Gesicht und drehte sie dann mit einer Kraft, die Uther ihm nicht zugetraut hätte, auf die Seite, um mit wenigen Handgriffen die übereinander liegenden Schichten von Mänteln, Blusen, Bliauds und Surcots, die sie umhüllten, aufzuschnüren.
    »Lauf einen Arzt holen!«, brüllte Uther schließlich Ulfin an.
    »Das ist nicht nötig, sie lebt«, sagte der Abt. »Öffne das Fenster dort, und

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