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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Carmelide, der noch zauderte, ergriff die Zügel, die der Kindmann ihm reichte, und schwang sich dann, einem plötzlichen Entschluss folgend, in den Sattel.
    »Lauf zum Baron Meylir«, sagte er. »Er soll das Kommando über die Truppe übernehmen ...«
    »Zu Befehl, Euer Gnaden. Und wenn Ihr Uther seht, sagt ihm, dass ich mich im Morgengrauen an der geheimen Ausfallpforte unten am See einfinden werde und ihn dort erwarte. Ich glaube jedenfalls, dass die Königin die Stadt lieber nicht betreten wird. Und das ist auch besser so ...«
    Ohne seine Antwort abzuwarten, klopfte Merlin dem Pferd auf die Kruppe, worauf es umgehend davongaloppierte, eingehüllt in eine Schneewolke, an der Königin vorbeizog und schon bald nicht mehr zu sehen war.
    »Wo stürmt er hin?«, ertönte eine laute Stimme hinter dem Kindmann.
    »Nach Loth, das siehst du doch«, bemerkte Merlin, sich zu Bran umwendend, und er verbarg ein Lächeln, als er ihn sah ihn und seine Gefährten, die mehr schlecht als recht auf ihren Reittieren hingen, die entschieden zu hoch und zu breit waren für ihre gedrungenen Beine.
    Die Zwerge benutzten fast niemals Pferde, weder im Krieg noch bei der Jagd, ja nicht einmal auf Reisen. Allenfalls hin und wieder Ponys, deren Größe und Langsamkeit ihnen eher zusagten. Dennoch hatte Bran wie alle Prinzen unter dem Berg einige Grundkenntnisse im Reiten vermittelt bekommen und schaffte es, eine einigermaßen passable Figur abzugeben, wohingegen Sudri und Onar ganz grün waren im Gesicht und einer wie der andere aussahen, als nahe ihr letztes Stündlein. Wenn nicht so hoch Schnee gelegen hätte, wären sie zweifelsohne tausendmal lieber zu Fuß gegangen.
    »Er wird Uther Bescheid geben, ist es das?«
    Sein Tonfall alarmierte Merlin, und er stieß einen langen, gereizten Seufzer aus.
    »Was ist los?«, fragte er, während er Brans Zügel ergriff. »Wolltest du vielleicht nach Loth zurückkehren, erneut den Rat einberufen und ihm die andere Hand auch noch abhacken, um das Maß endgültig voll zu machen?«
    »Sehr witzig«, knurrte der Zwerg.
    »Überlass die Angelegenheit diesmal mir, einverstanden? Heute Abend ...«
    Der Kindmann hielt inne, streichelte dem Pferd eine Weile liebevoll den Hals, dann ging er ein Stück auf Distanz und wandte sich zur Stadt hin.
    »Heute Abend werde ich mit Uther reden.«
     
    Einzig die Elfen und eine kleine Gruppe Zwerge waren am Seeufer zurückgeblieben. Als sie dort angehalten hatten, keine Meile von der Stadt entfernt, war bereits die Dämmerung hereingebrochen, und Meylir de Tribuit hatte keine Sekunde gezögert. Der Großteil seiner Männer war verwundet, sie waren alle erschöpft und kamen um vor Hunger. So knapp vor dem Ziel eine weitere Nacht im Schnee und in der Kälte zu verbringen schien ihm der schlimmste aller Gräuel. Also defilierten die Überlebenden der Armee mit eingezogenen Köpfen an den Elfen vorbei, um ihnen nicht in die Augen blicken zu müssen, von diffuser Scham erfüllt und zugleich verstimmt darüber, dass sie sich in der Weise schuldig fühlten, und verschwanden schon bald im abendlichen Dunkel.
    Bran und seine Kameraden entzündeten ein Feuer, eine Idee, auf die keiner der Elfen gekommen wäre, doch sie drängten sich alle dankbar um die Flammen und nahmen bereitwillig den heißen Gewürzwein an, den die Zwerge ihnen anboten, so bereitwillig, dass sie sämtlich noch vor Einbruch der Nacht einen hübschen Rausch hatten mit Ausnahme von Kevin, der fürchtete, der Trunk könne ihm seine ruhige Hand rauben, und daher in den Zweigen eines Baumes Stellung bezogen hatte, um sie zu bewachen. Dann hatte Merlin angehoben, eine endlose Geschichte zu erzählen, lang und verwickelt, wie sie die blauen Wesen liebten, wobei er sich aus Höflichkeit gegenüber den Zwergen der allen verständlichen, gemeinsamen Sprache bediente, selbst wenn diese nicht jeder perfekt beherrschte. Und während all der Zeit, die er redete, erwärmten Sudri und Onar unablässig Wein, so dass man hätte meinen können, die Reserven in den Schläuchen, mit denen sie beladen waren, seien nahezu unerschöpflich. Es war ein angenehmer Abend, trotz der beißenden Kälte, die ihnen eiskalt den vom Feuer abgewandten Rücken heraufkroch; eine sternklare Nacht, in der sich der Mondenschein im Seewasser spiegelte. Trotz der Entfernung trug der Wind bisweilen menschliche Gerüche aus der Stadt herüber, nach gebratenem Fleisch, Schweiß und Exkrementen, doch es war erträglich und weit weniger schlimm, als wenn

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