Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
Vom Netzwerk:
ein Heer von Goblins verschüttet hat...«
    »Das stimmt«, bestätigte Lliane. (Es war nur eine Hand voll Goblins gewesen, doch was nutzte es, dieser belanglosen Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen?) »An jenem Tag hat er uns das Leben gerettet...«
    Die Augen der drei Zwerge funkelten zufrieden, als hätten sie soeben die schönste Geschichte ihres Lebens vernommen. Wahrscheinlich lächelten sie sogar, doch das war schwer zu sagen angesichts ihrer dichten Bärte.
    »Ist das nicht ein Zeichen, dass die Zeiten sich wandeln?«, meinte Merlin. »Die Königin der Hohen Elfen, gerettet von einem zwergischen Meister der Steine. Bran heute Abend hier bei uns, während sein Bruder Rogor ...«
    Der finstere Blick, den ihm der Zwerg zuwarf, hielt Merlin davon ab, seinen Satz zu vollenden.
    »Damals lebten wir in einer einfachen Welt«, fuhr er fort. »Jeder Stamm agierte gegen die anderen, gewappnet mit Hass und unumstößlichen Überzeugungen, in blindem Vertrauen in sein eigenes Recht und in derselben Verblendung gegen alles, was fremd war ... Wenn man an etwas nicht mehr glauben darf, so ist es gerade jene Welt damals. Die guten Zwerge, die bösartigen Elfen, das ist alles Vergangenheit. Einzig die Dummköpfe glauben, dass ein Volk durch und durch gut oder böse ist. Seht uns hier an ... Die Götter haben uns auserwählt, um die Welt zu ändern, und wir werden sie ändern, weil wir gemeinsam stärker sind und mehr zu bieten haben. Wir haben viel voneinander zu lernen und alles zu verlieren bei unseren Kriegen ...«
    »Du vergisst die Menschen, Myrrdin!«, stieß Dorian hervor. »Sie wollen niemals auch nur irgendetwas teilen, mit niemandem!«
    »Du sprichst wie Llandon«, bemerkte Merlin. »Doch du irrst dich, und er auch. Die Menschen sind gegenwärtig auf uns angewiesen, selbst wenn sie es noch nicht wissen.«
    »Geh und sag das Uther!«
    Merlin lächelte.
    »Sei unbesorgt, Dorian. Ich werd es ihm sagen ...«
    Es wurde nur zögernd hell. Ein kalter Nebel stieg vom See und den Burggräben auf und tauchte die Festungsmauern und die verschneite Landschaft in einen eintönigen frostigen Glanz. Den ganzen Uferstreifen entlang war das Wasser erstarrt. Es hatte sich noch keine Eisschicht gebildet, allenfalls ein hauchdünner Film, aber der Winter begann ja gerade erst. Bald schon würden die Barken und das Schilfrohr von einer festen Eisschicht umschlossen sein, und dann würde ein weißer Mantel das Ganze bis zum Frühling bedecken ...
    Sie mussten sich eine Weile durch den verharschten Schnee vorkämpfen, um Merlin einzuholen, der seelenruhig auf einem halb verfallenen Steg saß und seine Beine baumeln ließ. Ulfin bahnte den Weg für seinen König, indem er den Fuß bei jedem Schritt hob und die gefrorene Schneedecke eintrat wobei er immer wieder beinahe der Länge nach hingefallen wäre, weil sie zu plötzlich nachgab. Es war noch zu dunkel, als dass sie von Merlin mehr als eine verschwommene Silhouette hätten erkennen können, doch vermutlich trug er wie gewohnt dieses unerträgliche Lächeln zur Schau, und das reichte aus, um sie schon im Vorhinein zu verärgern.
    »Ich hoffe, du hattest einen triftigen Grund, uns bei dieser Kälte so früh zu wecken!«, brüllte Ulfin, sobald er in Hörweite war.
    »Seht nur den edlen Ritter des Königs!«, lachte der Kindmann spöttisch. »Eine Elle Schnee, und schon stöhnt er wie ein altes Weib!«
    Merlin erhob sich eilig, zog seinen Bärenfellmantel enger um sich zusammen und stampfte auf dem wackelnden Steg mit den Füßen.
    »Was soll ich denn erst sagen, der ich seit Stunden auf euch warte!«
    Schließlich gelangten sie bei ihm an, schüttelten ihre verschneiten Umhänge aus und sahen ihn schweigend an verlegen und distanziert wie alte Freunde, die sich über einen kleinlichen Streit entzweit haben. Merlin hatte das seltsame Gefühl, dass Uther gealtert war in jenen letzten Wochen. Sein Gesicht war noch dasselbe, mit seinen langen braunen Zöpfen und dieser Narbe, die sich vom Ohr bis zum Kinn hinabzog und seiner Schönheit keinen Abbruch zu tun vermochte, doch er hatte seine Jugendlichkeit eingebüßt. Sein Blick war müde, verstockt und von der Bürde eines Schicksals gezeichnet, das vielleicht gar nicht seines war. Vermutlich hatte die Rückkehr Léo de Grands und seiner dezimierten Armee einiges dazu beigetragen. Den Schatten unter den Augen und dem gräulichen Teint nach zu urteilen, war der Kindmann ganz sicher, dass sie die Nacht mit Reden verbracht hatten, ohne sich auch

Weitere Kostenlose Bücher