Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
nur eine Minute auszuruhen.
»Siehst du«, sagte er, während der König den Blick abwandte,
»du hast dich getäuscht. Durch deinen Stolz hättest du beinahe alles verloren, und du kannst immer noch alles verlieren, wenn du stur bleibst... Aber das weißt du, denn du bist schließlich gekommen.«
»Immer noch dasselbe große Mundwerk, was?«, knurrte Ulfin, der neben ihm wie ein Schrank wirkte und zu überlegen schien, ob er ihn vom Steg hinunter ins Wasser werfen sollte.
»Lass gut sein«, sagte Uther. »Er hat ja Recht.«
Die beiden Männer tauschten einen müden Blick, dann entfernte sich der Ritter einige Schritte und ließ sie alleine.
»Ist Lliane hier?«, fragte der König leise.
»Lliane und Bran sowie ein paar andere«, gab Merlin zurück. »So könnt ihr Rat halten, aber nur, wenn du mit mir kommst. Sie werden die Stadt nicht betreten ... Nicht nach dem, was geschehen ist.«
Uther nickte nachdenklich.
»Es ist nicht leicht, König zu sein, weißt du ... Ich habe getan, was ich für richtig hielt, und im Übrigen glaube ich nicht, dass die Dinge sich anders entwickelt hätten, wenn ich auf dich gehört hätte. Ich hätte den Zwergen das Schwert zurückgegeben, und dann? Hätte das Heer von Léo de Grand vielleicht deshalb den Sieg davongetragen? Die Zwerge sind besiegt worden, daran ist nicht zu rütteln. Unter Umständen werden sie eines Tages wieder zu einer großen Nation, doch wir brauchen jetzt Verstärkung, auf der Stelle ... Und was helfen im Übrigen schon die Zwerge. Was sagt Lliane? Werden die Elfen uns zur Seite stehen?«
»Die Elfen wollen von deinem Krieg nichts wissen«, erwiderte Merlin. »Sie sind der Ansicht, dass du sie verraten hast.«
Wieder nickte Uther ernst, dann seufzte er und zog mit einem freudlosen Lächeln die Brauen hoch.
»Nun, was hast du mir dann mitzuteilen?«
Merlin erwiderte sein Lächeln. Eine helle Wintersonne stieg über dem Horizont auf und sprenkelte den Dunst mit schillernden rosafarbenen Lichtpünktchen. Mehr denn je wirkte der Kindmann vollkommen alterslos mit seinem kurz geschnittenen weißen Haar und seiner blassen Haut. Auch wenn er in jeder Lebenslage eine unbekümmerte Miene zur Schau trug, ging von seinen Augen eine unendliche Traurigkeit aus, eine Traurigkeit, die einen zu Tränen rührte.
»Ich bin gekommen, um dir meine Hilfe anzubieten«, sagte er, »wenn du sie noch willst... Weißt du, auch ich bin einem Irrtum erlegen. Ich habe geglaubt, man müsse auf jeden Fall das Gleichgewicht vergangener Zeiten wiederherstellen, doch es ist zu spät, das hat heute keinen Sinn mehr ... Ich werde dir helfen, Uther, selbst wenn du nicht der bist, für den ich dich hielt. Ich werde dir helfen, weil ich denke, dass die Mönche letztendlich Recht hatten: Es kann nur eine einzige Erde geben, ein einziges Volk und einen einzigen Gott.«
»Einen einzigen König.«
Als Merlin erstaunt die Augen aufriss, erklärte Uther sich näher: »>Eine einzige Erde, ein einziger König, ein einziger Gott ... < Wenn du willst, dass man deinen Worten Glauben schenkt, dann musst du die Formeln richtig zitieren.«
Der Kindmann zuckte die Achseln und kehrte ihm den Rücken zu, um den Sonnenaufgang über dem See zu betrachten.
»Was spielt das schon für eine Rolle, wo du doch nie jener König sein wirst«, sagte er, ohne sich umzuwenden. »Du weißt das ebenso gut wie ich ... Indem du Igraine geheiratet hast, hast du dein Los ausgeschlagen, selbst wenn dies nicht einfach war, wie du sagst. Und doch ...«
Und er sah ihm ins Gesicht, mit einem plötzlichen Eifer im Blick, der aus seinem Innern kam und den König zutiefst erschütterte.
»... und doch bist du der Kariad daou rouaned, der Geliebte der zwei Königinnen, von dem in den alten Legenden die Rede ist. Zumindest in diesem Punkt bin ich mir sicher. Es steht geschrieben, dass von deinem Blut die Versöhnung der Welt ausgehen wird, und ich war der Meinung, Morgane sei das Kind aus den Prophezeiungen. Doch vielleicht ist sie es gar nicht.
Vielleicht ist dies am Ende dein Sohn ... Was wissen wir schon darüber? Im Übrigen hört ihr Menschen doch ohnehin nur auf die männlichen Wesen!«
»M... Mein Sohn?«, stammelte Uther. »Artus? Was hat er damit zu tun?«
»Artus, ja ... Artus, der Bär ... Warum nicht?«
Uther trat einen Schritt zurück, blickte sich instinktiv nach Ulfin um und sah ihn, wie er in einiger Entfernung auf einem Baumstrunk saß. Der Ritter setzte schon zum Sprung an, als ihre Blicke sich
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