Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
und Rudelführern gewährt wurden, hatte sie niemals bei einem Mann gelegen. Ihr ganzer Körper war von den wuchernden Warzen entstellt. Wie Tropfen aus Fleisch waren sie. Unansehnlich, hässlich. Niemand mochte sie berühren. Ja, den meisten fiel es schon schwer, sie auch nur anzusehen. Deshalb trug sie die Maske und hielt ihre Hände umwickelt.
Sie setzte sich auf das Bett der Elfenkönigin, während Alathaia sich langsam auf der Stelle drehte und in jeden Winkel der Kammer spähte. Das ganze Gemach war durchdrungen vom Geruch der Königin. Besonders das Bett. Elfen schwitzten zwar nicht, aber sie waren nicht völlig geruchlos. Viele benutzten gern irgendwelche Duftwasser. Sogar die Krieger. Birga fand es befremdlich, sich mit fremden Gerüchen zu schmücken. Andererseits schmückte sie sich ja auch mit fremder Haut. Dass man aber das Verlangen haben konnte, nach Blumen riechen zu wollen, war höchst seltsam. Sie hätte verstanden, wenn man den Duft eines Höhlenbären trug, den man erlegte. Oder den eines anderen Raubtiers. Sie empfand auch den Geruch von Waffenfett und Leder als angenehm.
Eine ganz leichte Note von Waffenfett war auch in Emerelles Kammer zu riechen. Aber es waren andere, schwerere Düfte, die vorherrschten. Blumen schienen es nicht zu sein. Jedenfalls keine, die sie kannte.
Plötzlich glitt ein Spiegel zurück und gab den Blick auf eine verborgene Kammer frei. Eine Flut neuer Düfte ergoss sich von dort in das Schlafgemach. Weihrauch überlagerte alles andere. Dazu kam alter Stoff. Und … Birga schnupperte erneut. Es roch nach dem Fell einer Lutin! Die Schamanin brauchte eine Weile, bis sie sich wieder erinnerte, wer genau es war. Sie hatte ein gutes Gedächtnis für Gerüche. Und diese Lutin rochen alle anders. Das war die Kleine gewesen, die zu Elija gehörte. Birga hatte sie schon eine Weile nicht mehr gesehen. Sie überlegte, ob sie Alathaia etwas davon sagen sollte, verwarf es aber sofort. Es war nie gut, zu geschwätzig zu sein!
Die verborgene Kammer war so niedrig, dass Birga geduckt gehen musste. Sie war voller Kleider, die man auf Gestelle aus Weidenholz gezogen hatte. Warum hatte ein einziges Weib so viel anzuziehen? Welchen Nutzen hatte eine solche Verschwendung? Auf Wandborden lag Schmuck. Es schien, als gäbe es zu jedem der Kleider auch eigene Schuhe.
Sie mochte die Handschuhe aus bunter Seide. Sie waren wie eine zweite Haut. Solche Handschuhe hätte sie auch gern besessen. Sie waren gewiss viel angenehmer zu tragen als die Verbände, die sie sich um die Finger wickelte. Ob man Blutflecken wohl gut aus Seide waschen konnte?
Alathaia sah jedes der Kleider abschätzend an, berührte aber nichts. »Sie wird wissen, dass wir beide hier waren, wenn sie jemals zurückkommt«, sagte sie schließlich. »Ich glaube, der Spiegel zeigt ihr einen jeden, der dieses verborgene Gemach betritt. Wird Skanga dich vor ihrem Zorn beschützen?«
Birga atmete schwer ein. Sie hatte gespürt, dass der Spiegel von Magie durchdrungen war. Aber das war hier fast alles. Jedes der Kleider war mit Zaubern umwoben. Deshalb hatte sie keinen weiteren Gedanken an den Spiegel verschwendet.
»Ich kann auf mich allein aufpassen«, sagte Birga und wusste dabei, dass sie gegen Emerelle niemals würde bestehen können.
»Ich würde einem direkten Streit mit ihr aus dem Weg gehen«, gestand Alathaia ganz offen.
Birga war auf der Hut. Die Elfe war zu freundlich. Man durfte ihr nicht trauen! Die Fürstin ließ das Thema auf sich beruhen. Sie betrachtete wieder die Kleider. Schüttelte manchmal abfällig den Kopf. Sehr selten schnalzte sie leise mit der Zunge. Die verborgene Kleiderkammer wand sich in weitem Bogen außen um den Turm. Sie war überraschend groß, dachte Birga. Ob auch in die Mauern des Turms Magie gewoben war? Erschien er dem Betrachter kleiner, als er tatsächlich war? Die Elfen liebten solche Spielereien!
Die Schamanin fand einen schmalen Schrank, der einen seltsamen Duft verströmte. Neugierig öffnete sie die Tür und fuhr erschrocken zurück. Alle Wände, selbst die Innenseiten der Türen, waren mit Schmetterlingspuppen bedeckt! Was war das für ein Unsinn! Die Puppen lebten!
Birga schloss die Türen kopfschüttelnd. Niemals würde sie die Elfen und ihre Schrullen begreifen!
Alathaia indessen stand nachdenklich vor einem sehr schlichten Kleid. Es war grau, ganz ohne Schmuck. Die Ärmel reichten nur knapp über die Ellenbogen und waren ein wenig ausgestellt. Der steife Stehkragen war so hoch,
Weitere Kostenlose Bücher