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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Aufschlag zu mildern, indem sie in eine kauernde Stellung zusammenschnarrte. Der Fels erbebte unter der Wucht ihres Aufschlags. Die Risse im Stein offenbarten ihr wohlgehütetes Geheimnis. Das, was sie in jedem Augenblick des Wachens und auch des Schlafes durch Magie, die längst ein Teil ihrer selbst geworden war, verbarg. Selbst während der langen Ohnmacht nach ihrer Verwundung in Vahan Calyd hatte dieser Zauber nicht aufgehört zu bestehen.
    Sie schnellte vor, fort vom zerschmetterten Stein. Sie lief dem Schlachtgetümmel entgegen. Sie versuchte den Lauf der Zeit zu überrunden. Noch während sie lief, zog sie ihr Schwert. Sie spürte die Hitze in ihrem Blut, die sie so sehr fürchtete. Den Jähzorn, der ihr kaltblütiges Denken, für das sie gerühmt und gefürchtet war, zerschmolz. Eine Hitze, die nur noch einen einzeln rot glühenden Gedanken kannte. Ollowain! Sie würde es nicht zulassen, dass er starb.
    Mit einem weiten Satz war sie über die Dornenhecke hinweg. Sie nutzte nicht die Lücke, durch die sich die grauhäutigen Kobolde drängten. Sie trat auf ein gewölbtes Lehmhüttendach, das sie gerade lange genug trug, dass sie sich abstoßen konnte, bevor es mit einem mürrischen, dumpfen Geräusch in sich zusammenbrach.
    Sie landete auf einem grauen Nacken, der mit überraschtem Knacken so gründlich zersplitterte, dass rot umrandete Knochenstücke gleich Frühlingsblüten, die den Schnee bezwangen, durch lehmgraue Haut sprossen.
    Ihr Schwert beschrieb einen silbernen Bogen durch Lederschilde, Speerschäfte, lebendiges Fleisch und eine trockene Hüttenwand.
    Kobolde kletterten auf Ollowains Leib. Sie stachen mit steinernen Speerspitzen nach ihm. Die grauen Krieger triumphierten grinsend über den Riesen, bis das Jubelgeschrei der vermeintlichen Sieger in plötzlicher Stille erstickte.
    Der, der gerade mit seinem Obsidianmesser eines von Ollowains Augen aus dessen Höhle hebeln wollte, war der letzte, der verblüfft aufblickte. Zu spät, um der Klinge zu entgehen, die Emerelle in blindem Zorn geschleudert hatte.
    Sie traf den Kobold mitten in der Brust und riss ihn fort von seinem Opfer. Wie man einen Schmetterling mit einer Nadel auf ein dünnes Brett spießt, um ihn für die Ewigkeit zu konservieren, so spießte Emerelles Schwert den Kobold auf die Lehmwand von Oblons Hütte.
    Während die eben noch übermütigen Riesenbezwinger vor Schreck wie versteinert standen, war die Königin schon über ihnen. Sie sah Ollowains Blut auf den Speerspitzen und hatte das Gefühl, dass ihr Herz Magma in ihre Adern pumpte.
    Ihre Rechte schnellte vor und traf den, der versucht hatte, mit seinem Speer das feste Leder der Elfenstiefel zu durchdringen. Der Schlag traf jenen Knorpel, der hoch in der Kehle saß, und dieser wiederum zerquetschte Speiseröhre und Luftröhre des Kobolds. Emerelle entriss dem Sterbenden seinen Speer. Wieder schien die Zeit ihr einen Streich zu spielen und langsamer zu werden. Ihre Sinne waren weit geöffnete Tore, die alles rings um sie herum zu einem großen Bild fügten. Einem Bild, weit umfassender als jener schmale Ausschnitt, der sich ihren Augen darbot.
    Sie roch, wie sich die Gedärme des sterbenden Kobolds entleerten. Sie war sich jedes Tropfen Angstschweißes bewusst, der durch lehmverstopfte Poren sickerte. Sie hörte die zischelnden Worte der Angst und des Hasses, ganz gleich, wie leise geflüstert wurde. Und sie hörte das Geräusch der beiden fliegenden Obsidianäxte, die auf ihren Rücken zielten.
    Sie spürte die Blicke. Jeden einzelnen, so als säßen die Koboldaugen gleich Schneckenaugen auf Fühlern, die sich zu grotesker Länge streckten, bis Blicke sie buchstäblich berührten. Sie spürte den feinen, von den stampfenden Füßen der Krieger aufgewirbelten Staub in der Luft, der sich langsam senkte und die feinen Härchen ihrer Arme streifte und ihren Mund mit stumpfem Geschmack füllte.
    Sie fuhr unvermittelt herum. Ihr Speer schnellte hoch. Das Stichblatt traf die wirbelnde Axt seitlich und lenkte ihren Flug ab. Sie verfehlte sie nur wenige Zoll und spaltete hinter ihr das erstaunte Gaffen im Antlitz eines grauhäutigen Kobolds.
    Bei der zweiten Axt verschätzte sie sich. Es war weniger als ein Lidschlag. Weniger als der winzige Augenblick, den ein Sandkorn brauchte, um durch die Enge eines Stundenglases zu sickern. Die Spitze des Speeres traf genau auf die Schneide der Axt, statt das Blatt seitlich zu berühren. Das schwarze Vulkanglas zerbarst in tausend nadelspitze Splitter.

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