Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
vergnügte sich inzwischen bei ausgedehnten Jagdzügen im Alten Wald, wo er mit großer Begeisterung den letzten Gelgeroks nachstellte. Alathaia hatte wie gewünscht drei Elfen mitgebracht. Zwei Krieger und ein Weib. Skanga hielt nichts davon, wenn man Weiber an der Seite von Kriegern schickte. Aber bei den Elfen, das wusste sie, war das schon immer anders gewesen. Sie waren darauf angewiesen, jeden, der eine Waffe tragen konnte, in den Krieg zu schicken, denn sie waren zu wenige. Die Elfen waren unbewaffnet, so wie Skanga es gewünscht hatte. Wenigstens daran hatte sich Alathaia gehalten. Dennoch waren die Koboldarmbrustschützen unruhig. Die Leibwachen der Elfenfürstin hatten als Kämpfer einen ausgezeichneten Ruf. Sie standen den Elfenrittern, die Ollowain in der weißen Festung bei der Shalyn Falah ausgebildet hatte, kaum nach.
»Deine Krieger wissen, was sie erwartet?« Skanga war verwundert, dass sich keinerlei Anzeichen von Furcht in ihren Auren zeigten. Ihr missfiel es, Elfen für diese Mission heranziehen zu müssen. Sie hatte verschiedentlich versucht, Shi-Handan aus Trollen zu erschaffen, war daran jedoch gescheitert, ohne verstehen zu können, warum. Schließlich hatte irgendjemand es auch geschafft, Seelenfresser aus Menschen zu erschaffen, die ja nun wirklich ein Dreck im Vergleich zu einem Troll waren. »Meine Wachen sind jederzeit bereit, ihr Leben für mich zu geben. Und wie ich sind sie überzeugt, dass mit Emerelles Herrschaft nun auch ihr Leben enden sollte. Zu lange hat sie in Albenmark geherrscht.«
Skanga wusste, dass die Shi-Handan zuallererst Alathaia treu sein würden und dass sie keinem Befehl folgen würden, der sich nicht mit den Interessen ihrer Fürstin deckte. Es war ein Wagnis, ihr eine so mächtige Waffe zu überlassen. Allerdings hatte Skanga vorgesorgt. Sie hatte für sich und den jungen König Gilmarak zwei Amulette erschaffen, deren Macht sie für die Shi-Handan unberührbar machte. Alle übrigen Höflinge und Krieger waren verzichtbar.
Eine Weile betrachtete sie gedankenverloren die magischen Kraftlinien, die sich inmitten des Thronsaals kreuzten. Sieben Albenpfade trafen sich hier und bildeten einen großen Stern. Nun galt es, dieses Wunder der Magie für einen Zauber zu missbrauchen, der allem zuwiderlief, was im Sinne der Alben gelegen hatte. Skanga straffte sich. Sie hatte Angst vor den Yingiz. Die Kreaturen der Dunkelheit konnten sie nicht berühren. Aber sie musste immerzu daran denken, welches Unheil Emerelle heraufbeschworen hatte, als sie genau an diesem Ort einen der Albenpfade durchtrennt hatte, um die Armee der Trolle, die durch das Goldene Netz vorrückte, in den Abgrund der Finsternis zu schleudern. Sie hatte den Yingiz damit einen Weg nach Albenmark geöffnet. Nicht absichtlich. Das war das Einzige, was man ihr zugutehalten konnte. Aber sie hatte im Kampf um ihren Thron fast die ganze Welt geopfert. Nur mit großem Glück hatten sie die Yingiz zurückschlagen können, als es ihnen gelungen war, einen Weg nach Albenmark zu finden. Und nun begann sie, Skanga, an der nämlichen Stelle, an der das Unheil begonnen hatte, erneut mit diesem unbeherrschbaren Feind zu paktieren. Der Gedanke daran hatte ihr schlaflose Nächte bereitet. Und es geschah sehr selten, dass sie sich ruhelos auf ihrem Lager wälzte.
Der Unterschied zu Emerelles Tun war, dass sie sehr genau wusste, was sie da tat. Es war auch nicht das erste Mal. Sie beherrschte den Zauber und wusste, was sie tun musste, um die Yingiz zu vertreiben. Sie konnte das Ganze beherrschen, sagte sie sich immer wieder, ohne den sengenden Funken des Zweifels ganz zum Verlöschen zu bringen. Es ging darum, Emerelle zu töten. Damit war das größte Unheil abgewandt. Wer wusste schon, was sie in Zukunft tun würde, um ihren Thron zurückzuerobern. Sie musste sterben! Nur so konnte sie sicher sein, dass ihr Volk künftig in Frieden leben würde. Sie hatte gar keine Wahl, als jetzt die Yingiz zu rufen und drei Shi-Handan zu erschaffen. Und sie würde die Schattenwesen betrügen. Niemals würde sie zulassen, dass sie einen eigenen, festen Körper erlangten. Niemand wusste, wie sie aussehen würden, wenn sie sich in Fleisch kleideten.
»Nimm ein Stück weiße Kreide, Birga, und zeichne dort drüben einen Kreis auf den Boden, der groß genug ist, dass drei Elflein darin stehen können.« Sie deutete auf die Stelle zwischen den Kraftlinien, die nach Nordosten und Nordnordost verliefen. Sie wusste aus Erzählungen, dass den
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