Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Boden ein prächtiges Mosaik mit sieben ineinander-verschlungenen Schlangen schmückte. Sehen konnte sie davon nichts. Sie musste sich an den magischen Auren orientieren. »Der Kreis muss nicht wirklich rund sein. Aber er darf keine Lücke haben, und sei sie auch nur so fein wie ein Härchen! Auf dem Boden mit dem Steinbild wird das sicherlich nicht einfach sein. Achte darauf, dass du deine Arbeit gut machst!« Aus der Aura Alathaias las sie große Neugier. Ohne Zweifel war die Elfe begierig, diesen Zauber zu lernen. Nur deshalb opferte sie so bereitwillig drei ihrer Leibwächter. »Du kannst auch helfen«, sagte Skanga gönnerhaft. Sie deutete auf das Podest, auf dem Emerelles Thron stand. Dort lagen alle Utensilien bereit, die sie zur Beschwörung benötigte, und auch einige, die völlig überflüssig waren. Kerzen, ein Kleid, ein Stofffetzen von einem Stuhlbezug, das Herz eines Gelgeroks in einer Schale, ein wuchtiger Minotaurenschädel, Steine, in die Runen geritzt waren, und noch etliche andere Dinge, die Alathaia verwirren sollten.
»Nimm den Blutstein, der dort liegt, und ziehe einen weiteren Kreis auf den Boden. Er soll zwei Schritt durchmessen.«
Die Elfe gehorchte und nutzte die Gelegenheit, sich aus nächster Nähe anzusehen, was dort alles lag. Die meisten Dinge würde sie erkennen.
»Was ist das?« Sie deutete auf einen großen Fleischklumpen, der in einer Schüssel lag. »Das Herz eines Gelgeroks«, entgegnete Skanga knapp, als sei völlig offensichtlich, wozu es diente. Sie wusste, dass es in Langollion keine Gelgeroks mehr gab und Alathaia Schwierigkeiten haben würde, sich ein solches Herz zu verschaffen. »Wozu dient es?«
»Es ist eines der Lockmittel. Die Yingiz sind Raubtiere. Sie reagieren besonders stark auf Gerüche. Das Herz wird sie aus dem Dunkel locken.«
Die Koboldarmbrustschützen scharrten unruhig mit den Füßen. Wahrscheinlich wusste nicht einer von ihnen, was die Yingiz waren. Aber man musste wahrlich nicht sonderlich klug sein, um auf die Idee zu kommen, dass mit einem blutigen Herzen ein finsterer Zauber gewoben werden sollte.
Es war ein schöner Tag. Der Himmel spannte sich klar und fast wolkenlos über ihnen. Die verrückten Elfen hatten den Thronsaal ohne ein Dach errichtet. Das helle Mittagslicht bannte alle Schatten. Man würde die Yingiz außergewöhnlich deutlich sehen können.
Skanga hatte ein wenig Sorge wegen des Wassers, das beständig plätschernd die Wände hinablief und das Mauerwerk hinter silbernen Schleiern verbarg. Sein Lärmen könnte die Worte der Macht stören. Sollte sie es darauf ankommen lassen?
Die alte Schamanin ging nun selbst zum Thron. Sie hatte die Zeit, die Alathaia sie hatte warten lassen, dazu genutzt, um ganz besondere Beschwörungskerzen anzufertigen. Sie hatte unter anderem das Leichenfett einiger Hingerichteter dafür verwendet. Holzkohle aus dem Stamm eines verbrannten beseelten Baumes gab ihnen ihre schwarze Farbe. Die Dochte waren aus dem Haar einer Elfenjungfer gedreht, die sich erhängt hatte, als sie erfuhr, dass sie einem Trollfürsten zum Weibe gegeben werden sollte. Manche Elfenfamilien waren völlig ohne Skrupel bei den Versuchen, ihre alte Macht zu erhalten.
Aber all diese Zutaten waren nebensächlich. Das Besondere an diesen Kerzen waren die Zauber, die in sie eingewoben waren und die sich entfalten würden, während sie niederbrannten. Es waren nur mindere Zauber, und doch waren sie wichtig, um die Yingiz zu binden und daran zu hindern, den Thronsaal zu verlassen, waren sie erst einmal gerufen. Würde Alathaia versuchen, zu eigenen Zwecken Yingiz zu rufen, um weitere Shi-Handan zu erschaffen, dann würde sie eine unangenehme Überraschung erleben.
Skanga selbst stellte die Kerzen auf. Sie mussten im rechten Abstand zueinander stehen und in den richtigen Winkeln, wenn man gedachte Linien zwischen ihnen zog. Dadurch würden alle Zauber an Kraft gewinnen. Der Schamanin entging nicht, wie aufmerksam Alathaia jeder ihrer Bewegungen folgte und wie sie gespannt auf jeden Laut lauschte. Doch diesmal half das Geräusch fallenden Wassers! Es erschwerte es der Elfe, zu verstehen. Ja, es übertönte selbst das scharfe Kratzen der harten Kreide auf dem Boden.
Ganz langsam schlich sich eine Veränderung ein. Es war nichts, das man hätte greifen oder auch nur mit einem einzelnen Wort hätte benennen können. Das Licht schien ein wenig blasser zu werden, obwohl keine Wolke vor der Sonne stand. Eine Spannung lag im Thronsaal. Die
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