Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
war sie gegangen? Sie sah an sich hinab. Ein aufwendiges Muster aus verschlungenen Kalklinien bedeckte ihren Bauch und ihre Brüste. Vor ihr erhob sich eine Felsnadel aus dem Geröll. Wie ein astloser Baumstumpf ragte sie auf. Emerelle wusste, dass sie am Ziel war.
SHI-HANDAN
Alathaia hatte sie warten lassen. Zwei Tage waren vergangen, seit sie die Karfunkelsteine gefunden hatte. Zeit genug, alles vorzubereiten. Und Zeit genug zu bemerken, dass mit Birga eine seltsame Veränderung vorgegangen war. Sie hatte bessere Laune. Und sie wirkte selbstsicherer. Ihre Aura erstrahlte in einem ganz neuen Farbspektrum. Skanga war sich sicher, dass Alathaia etwas mit dieser Veränderung zu tun hatte. Und Birga war, wie es schien, dämlich genug, zu glauben, dass die Elfe ihr einen Gefallen getan hatte. Am liebsten hätte Skanga die dumme Kuh davongejagt. Aber sie hatte zu viel Mühen in die junge Schamanin gesteckt. Sie wusste schon zu viel, um sie einfach ziehen zu lassen. Und sie zu töten, wäre dumm, es würde viele Jahre dauern, sich eine neue Dienerin wie Birga heranzuziehen.
Sie so zu verändern, empfand Skanga als einen Angriff Alathaias. Leider hatte sie keine andere Wahl, als mit der Elfenfürstin zu paktieren. Voller Selbstgefälligkeit stand die Fürstin inmitten des Thronsaals. Erst vor wenigen Augenblicken hatte sich das Tor im Albenstern geschlossen. Noch lag ein Abglanz seiner machtvollen Magie im weiten Thronsaal und überlagerte die Auren der Anwesenden.
Skanga hatte Madrog, den Anführer der Spinnenmänner, hierherbefohlen, aber er war nicht erschienen. Er hatte nur die zehn Armbrustschützen geschickt, nach denen sie ebenfalls verlangt hatte. Skanga war sich ziemlich sicher, dass der Spinnenmann in der Nähe war. Der Palast war durchzogen von geheimen Tunneln, Gängen und Gewölben. Die meisten waren den Elfen sicherlich bekannt gewesen und mit deren Billigung schon beim Bau der Burg errichtet worden. So konnten sich die zahllosen Kobolddiener unauffällig bewegen. Sie waren immer nahe, ohne mit ihren verwachsenen kleinen Leibern das elfische Empfinden für Schönheit zu stören. Diese Gänge und Tun nel waren so eng, dass sich darin nur Kobolde leicht bewegen konnten. Für einen Elfen wäre es schwierig gewesen, dorthin vorzudringen. Vielleicht wenn er auf allen vieren kroch. Für einen Troll war es völlig unmöglich, in dieses Gangsystem einzudringen. So hatten die Kobolde ihre eigene, unangreifbare Burg inmitten der Burg. Skanga wusste genau, dass sich Elija Glops diesen Umstand zunutze machte. Er saß in den verborgenen Kammern zusammen mit seinen Volksräten, wie sich die Abgesandten der Kobolde aus fremden Städten inzwischen nannten. Sie redeten, machten Pläne, ohne dass ein Troll dabei war. Es war höchste Zeit, ihren Verbündeten eine kleine Lektion zu erteilen. Skanga hatte den Bezug eines Stuhls herabreißen lassen, auf dem Madrog erst vor zwei Tagen bei einem Festmahl gesessen hatte. Während die Trolle im Festsaal um ein Feuer auf dem Boden kauerten und Fleisch brieten, gefiel es den Kobolden, die Tischsitten der Elfen nachzuäffen. Sie errichteten lange Tafeln, auf denen weißes Tuch ausgebreitet wurde, stellten goldene Teller und Kerzenhalter darauf und ließen sich bedienen. Hier auf der Burg gab es viele Elfendiener. Wie es anderswo war, wusste Skanga nicht. Elija hatte die Praxis eingeführt, dass man gefangene Elfen vor Körperstrafen bewahren konnte, wenn Freunde und Verwandte von ihnen als einfache Diener für die Kobolde arbeiteten. Der Fuchsmann redete von Umerziehung und davon, dass der verdrehte Geist der Elfen nur durch die einfachen Freuden ehrlicher schwerer Arbeit gerade gerücktwerden könne.
In Skangas Augen waren das nur hochgestochene Worte. Die schlichte Wahrheit war, dass Elija Freude daran hatte, die Elfen zu Frondiensten für die Kobolde zu zwingen. Dagegen hätte Skanga nichts einzuwenden gehabt. Aber ihr missfiel, dass er die Tatsache nutzte, dass noch kein neues Gesetz niedergeschrieben war, um ganz nach seinen Vorstellungen Recht zu sprechen. In seinem Gerichtssaal hätte Emerelle ihr Blutbad anrichten sollen!
Es war höchste Zeit, dass sie sich weiter um das Gesetzbuch kümmerte. Es musste vollendet, abgeschrieben und in alle Provinzen getragen werden! Sie musste die Zügel straffer ziehen, sonst würde es bald die ersten Aufstände gegen König Gilmarak geben. Zum Glück war der junge Trollkönig der endlosen Sitzungen im Thronsaal überdrüssig geworden und
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