Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Steinfragmente, Ziegel, verbogene und halb geschmolzene Kupferplatten. Gerade wegen der Beschaffenheit des Bodens musste er seine Grube immer mehr erweitern, denn das Geröll rutschte von den Rändern nach. Und je tiefer er kam, desto schlimmer wurde es.
Mit der Hacke lockerte er den Boden zu seinen Füßen und schaufelte dann Hände voll leuchtend roter Ziegelsplitter in zwei Ledereimer. Als er fertig war, hängte er beide Eimer in Haken an eine Stange und machte sich an den Aufstieg über die beiden Leitern, die aus der Grube führten. Unsicher schwankend erreichte er schließlich den Rand der Grube. Jules sollte ihm besser einen Korb besorgen, den er auf den Rücken schnallen konnte. Damit würde er mehr Aushub nach oben bringen können, und es wäre nicht so verdammt schwer, das Gleichgewicht zu bewahren, wie mit den Eimern an der Stange.
In mürrischer Stimmung stapfte er ein ganzes Stück den Hang hinab und schüttete dort die Eimer aus. Gestern hatte er damit angefangen. Hier konnte ihm der ganze Mist wenigstens nicht vom nächsten Regenguss in die Grube zurückgespült werden. Ein Ritter, der aussah, als habe er in einem Schlammloch gebadet, das war er. Er sah in seinen vor Schmutz starrenden Kleidern so schäbig wie der niederste Tagelöhner aus! Aber er machte Fortschritte. Bevor Jules ihn fand, war er ein Dieb und Bettler gewesen. Nun war er jemand, der genau wusste, wo er in der nächsten Nacht schlafen würde, und der jeden Tag zwei reichliche Mahlzeiten bekam. Und wenn Jules dachte, dass es gut für ihn war, Löcher zu graben, dann sollte er sich nicht den Kopf darüber zerbrechen.
Deutlich besser gelaunt kehrte er zu seiner Grube zurück. Es war klüger, sich an dem zu erfreuen, was man hatte, statt darüber nachzugrübeln, was fehlte.
Mit frischer Kraft schwang er die Hacke und arbeitete sich zur Wand der Grube hin vor. Er hatte sich ihr bis auf etwa einen halben Schritt genähert, als seine Spitzhacke ungewöhnlich tief in den Boden eindrang. Er rüttelte am Stiel des Werkzeugs, um das Geröll zu lockern, doch stattdessen sackten die Bruchstücke weg. Vor seinen Füßen hatte sich ein eckiger Schacht aufgetan, der eine Elle im Quadrat maß. Etwas funkelte darin im grauen Licht. Neugierig beugte sich Adrien vor, um es näher in Augenschein zu nehmen.
Der Schacht führte senkrecht in die Tiefe und war aus roten Ziegeln gemauert. Schlieren von erstarrtem geschmolzenen Gestein zogen sich an den Wänden entlang. Ein Anblick, der Adrien inzwischen wohlvertraut war. Aber dazwischen war noch etwas anderes. Dick wie einer seiner Finger, funkelte ein Goldstreifen. Vorsichtig machte er sich mit der Hacke daran zu schaffen. Sein Herz schlug schneller. Er hatte noch nie Gold in Händen gehalten. Er konnte nicht einschätzen, wie viel es wert war, aber er wusste, dass man sich schon mit einer einzigen Münze die meisten Träume erfüllen konnte. Und dieser Goldstrang, der sich verästelt wie eine Efeuranke an den Schacht klammerte, hatte sicherlich das Gewicht vieler Münzen.
Ungeduldig warf er die Hacke zur Seite. Das Gold war mit dem geschmolzenen Gestein hier hinabgelaufen. Adrien erinnerte sich an die Geschichte, die Jules erzählt hatte. Dass auch der goldene Dachschmuck der Tempel und Paläste in den Flammen vergangen war und sich durch Abflussschächte tief in die verschütteten Zisternen der Stadt ergossen hatte.
Der Junge packte den Goldast mit beiden Händen und zerrte daran. Der Stein knirschte. Adrien stellte sich einen See aus erstarrtem Gold vor, der irgendwo unter seinen Füßen verborgen lag. Sie waren reich! Er würde das Blumenmädchen suchen und ihr sein Gold schenken. Nie wieder müsste sie zum Fleischhauer gehen. Sie könnte sich ein schönes Stadthaus kaufen und Diener anstellen. Und dann dürfte er es auch wagen, sie nach ihrem Namen zu fragen.
Mit einem Ruck kam der Goldast frei. Adrien landete im Dreck. Triumphierend streckte er das Gold der Sonne entgegen. Er lachte, ließ sich nach hinten fallen und lachte noch lauter. Das Schicksal hatte endlich auch ihn beschenkt!
»Was machst du da unten?« Jules war am Rand der Grube erschienen und sah mit gestrenger Miene zu ihm herab. »Mir scheint, dein Tagwerk ist noch nicht vollendet, und es ist noch nicht an der Zeit, faul seine Glieder auszustrecken.«
»Gold!« Adrien streckte dem Priester seinen Fund mit einem breiten Grinsen entgegen. »Wir sind reich!«
»Wir streben nach anderen Reichtümern als diesen, Junge. Wirf das weg. Wir
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