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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mit bunten Mustern fast wie bei einem Schmetterling bedeckt waren. So sehr Trolle Metalle verabscheuten, Drachen hatten sie geliebt. Der Drache auf dem Bild trug Schmuck. Goldringe durchbrachen die Ränder seiner Flügel. Prächtige Reife umfassten seine Füße. In die tödlichen Krallen waren komplexe Spiralmuster graviert. Sie waren eitel gewesen!
    An den Wänden des Gangs, der mit leichter Neigung abwärts führte, leuchtete das warme Licht von Bannsteinen. Zum Weihrauchduft mischte sich nun auch der Gestank brackigen Wassers.
    Emerelle beschleunigte die Schritte und verschloss sich den Bildern. Sie hatte diese Zeit tief in ihrem Herzen begraben. Die Schrecken der Drachenkriege, den Tod ihrer Mutter und Falrachs, all das war um sie herum nun wieder lebendig. Der Schrecken und der Glanz des Zeitalters, in dessen höchste Blüte sie hineingeboren war.
    Der Gang öffnete sich in eine weite Halle. Wuchtige Säulen erhoben sich, um eine Decke zu tragen, die weit über ihr in der Dunkelheit verborgen blieb. Wasser war in die Halle eingedrungen. Das Licht dreier Feuer, die in goldenen Räucherpfannen brannten, brach sich im makellosen Schwarz seiner Oberfläche. Blaugrauer Rauch schwebte in dichten Schwaden über dem Wasser.
    Inmitten des überfluteten Saals erhob sich eine flache Insel aus dem Wasser. Der Drachenthron. Leichte Vertiefungen waren in die steinerne Insel eingearbeitet. Sie war vollkommen auf die Körpermaße des Königs angepasst worden. Dort hatte er einst gelegen, halb zwischen Träumen und Wachen. Er hatte Gärten ersonnen und künftige Schlachten im Krieg gegen die Devanthar überdacht.
    Jetzt wartete auf dem Drachenthron die Gazala. Sie hatte ihre schlanken Gazellenbeine nach hinten gestreckt und stützte sich auf ihren Handflächen ab. Den Oberkörper zurückgebogen, das Kinn herausfordernd vorgestreckt, hatte sie etwas zutiefst Animalisches. Gewundene Hörner wuchsen aus ihrer Stirn und krümmten sich in weitem Bogen ihrem Rücken entgegen. Die Gazala war nackt. Sie hatte sich allein in Farben gekleidet. Verschlungene Muster in Weiß, Scharlachrot, Dunkelblau und hellem Grau bedeckten ihren gebräunten Leib. Ihre Augen waren geschlossen. Weihrauch umspielte sie.
    Emerelle war sich sicher, dass die Gazala wusste, dass sie eingetroffen war. Sie war eine Seherin. Viel zu klug und begabt. Sie und ihre Schwester waren einst eine Gefahr gewesen. Es war besser, wenn die Zukunft ungewiss blieb. Firaz und Samur aber hatten sie jedem entblößt. Auch wenn sie, nach Art der Orakel, manches Mal in vieldeutigen Versen sprachen, so mochte der Kluge in ihren Worten doch stets die Wahrheit zu finden.
    »Willkommen, gefallene Königin!« Die Stimme der Gazala war durchdringend. Es war eine von jenen dunklen, leicht rauchigen Frauenstimmen, die Emerelle stets ein unangenehmes Gefühl bereiteten. Es war eine Stimme, die einen durchdrang. Deren Worte tief im Inneren vibrierten.
    Emerelle trat in das Wasser. Es war warm. Der Schmutz gab ihm eine schlammige, weiche Dichte. Es streichelte über ihre Beine. Ihre Zehen gruben sich in weiches Sediment. Ihre Schritte ließen dunkle Wolken unter der Wasseroberfläche aufsteigen.
    Sie spürte eine flüchtige Berührung. Etwas hatte kurz ihre Wade gestreift. Die Elf zwang ihren Ekel nieder und ging weiter.
    »Blutegel, Wasserratten, Schlangen und eine Vielzahl von Würmern und kleinen Insekten.« Die Worte bohrten sich in ihre Eingeweide. Emerelle hatte sich in Gedanken gefragt, was in diesem Wasser lebte. Aber sie hatte es nicht wirklich wissen wollen! So war sie schon früher gewesen. Gerne hatten Firaz und ihre Schwester
Samur
mehr Wahrheiten ausgesprochen, als man wissen wollte. Bis zu den Hüften reichte Emerelle nun das Wasser, und der Boden war immer noch leicht abschüssig. Wie tief war es? Die Elfe blickte auf, doch diesmal schwieg die Seherin. Firaz hockte sich hin. Wegen der Gazellenbeine sah es seltsam aus. Die Winkel, in denen sie die Gelenke knickte, schienen nicht zu stimmen.
    »Du solltest der Silberschale neben deinem Thron nicht zu sehr vertrauen. Sie ist nich aufrichtig. Sie zeigt nur die dunkle Seite der Zukunft.«
    »Ich weiß«, entgegnete Emerelle.
    »Und von mir erhoffst du dir eine Antwort zu Ollowain. Ausgerechnet von mir, die du mich vor mehr als dreißig Jahren verbannt hast. An einen Ort, an dem außer mir niemand lebt. Dreißig endlose Jahre kam niemand, um mich nach der Zukunft zu fragen.«
    Emerelle blieb stehen. Sie hatte sich der Gazala auf etwa

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