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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sogar ein junges Krokodil hatten sie erlegt. Dutzende bunte Vögel. Eine Gazelle und auch eine Gämse. Sie bereiteten ein großes Festmahl vor, doch Falrach stand nicht der Sinn nach Geselligkeit. Falrach hatte sich von ihrem ausschweifenden Fest zurückgezogen. Nun dämmerte es, und der Elf ertappte sich dabei, dass er zu überlegen begann, ob es die Geister, von denen Oblon erzählt hatte, vielleicht wirklich gab.
    Endlich entschied er, den Stimmen nachzugeben. Vielleicht würde das ihn befreien? Er hätte auch zu Emerelle gehen können, doch seit sie beim Orakel gewesen war, war sie seltsam in sich gekehrt. Was immer die Gazala ihr gesagt hatte, hatte sie zutiefst aufgewühlt.
    Falrach machte einen weiten Umweg durch den Garten. Vorbei an den Lilienteichen und Pavillons aus tausendjährigen Rosenstöcken. Die Stimme hatte ihn ermahnt, ganz sicherzugehen, dass er nicht verfolgt wurde. Immer wieder drehte er sich um, wechselte die Richtung oder hielt inne, um auf verstohlene Geräusche zu achten.
    Endlich, als er überzeugt war, allein zu sein, verließ er den Weg und schlich in das Dickicht des riesigen, verwilderten Gartens, bis er den Eingang zur Pyramide sah. Ganz in der Nähe lungerten einige Grauhäute herum. Sie hatten mitten auf dem Weg ein Feuer entfacht und verbrannten Rosenholz und Streifen von Palmrinde. Falrach traute seinen Augen nicht! Diese Barbaren hatten tatsächlich einige der uralten Rosenstöcke bis zu den Wurzeln abgeschnitten, um die dicksten Zweige zu verfeuern. Rauch, schwer vom Duft des Rosenöls, zog über den Weg und stieg in Wirbeln entlang des makellos weißen Mauerwerks der Pyramide dem Nachthimmel entgegen. Auf der goldenen Spitze brach sich das Licht der Sterne. Deutlich konnte man das mit Emaille eingelegte, allsehende Auge erkennen. Das Zeichen der Orakel.
    Die fremde Stimme drängte Falrach, nicht länger zu verweilen, um den Grauhäuten zuzusehen. Sie führte ihn auf die Rückseite der Pyramide, wo am Fuß eines abschüssigen Hangs ein dunkler Teich lag. Sternlibellen tanzten mit grüngelb schimmernden Leibern im Dunkel der beginnenden Nacht ihren Liebesreigen. Leichter Modergeruch stieg vom Ufer auf. Zikaden und andere Geschöpfe der Dämmerung hatten ihre Lieder angestimmt.
    Hoch über ihm, verborgen von den Orchideen, die sich in den Astgabeln eines alten Magnolienbaums eingenistet hatten, widmete ein Drachenrufer seine melancholische Klage dem weiten Sternenhimmel.
    Am Ufer fand Falrach einen weiteren Pavillon, dessen steinernes Kuppeldach von sieben Statuen getragen wurde. Es waren schlanke Frauengestalten, die zu tanzen schienen. Sie hatten die Hände über den Kopf erhoben und griffen in fein gearbeiteten steinernen Rauch, der in träge wallenden Schwaden das Kuppeldach formte. Einzelne Flecken aus sanft zitterndem Sternenlicht, reflektiert von der spiegelnden, schwarzen Oberfläche des Teichs, entrissen die meisterliche Arbeit der Steinmetzen dem Schleier der beginnenden Nacht.
    Verborgen hinter Rosenranken, die in den Pavillon hinreichten, entdeckte Falrach eine Treppe, die hinab ins Dunkel führte. Die Stimme drängte ihn weiter. Vorsichtig tastend nahm er Stufe um Stufe. Bald verstummte das Abendlied des Dschungels. Stille umgab ihn und der Geruch alten Mörtels.
    Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Dunkel. Auch das war früher, als seine Seele noch in seinem eigenen Körper lebte, besser gewesen. Die Treppe hatte ihn zu einem Tunnel geführt. Er sah so wenig, dass er zur Sicherheit eine Hand an der Wand entlanggleiten ließ, als er weiterging. Die Oberfläche war unregelmäßig. Sie schienen mit aufwendigen Reliefs geschmückt zu sein.
    Bald sickerte schwaches, gelbes Licht ins Dunkel, zeichnete Konturen auf die Wände und tiefe Schatten. Falrach glaubte das Tal wiederzuerkennen, denn die Bilder zeigten eine einzelne Pyramide, umgeben von Gärten und Palastbauten. Ein Drache hatte hier regiert. Auf den Bildern umgab er sich mit einem prächtigen Hofstaat. Seine Leibgarde schien aus Elfen zu bestehen. Falrach wurde das Herz schwer, als er die Bilder sah. Sie erinnerten ihn an sein Leben. An die Zeit vor dem Drachenkrieg. Als die Drachenelfen die stolze Garde der Herren der Welt gewesen waren. Die Elfen hatten alles von den Drachen erlernt. Ihre Kultur, die Magie, ja, sogar ihre Musik war durch die Drachen beeinflusst worden. Heute schien dies in Vergessenheit geraten zu sein. Alle glaubten, die Elfen seien schon immer die Herren der Welt gewesen, aber er wusste

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