Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
war er darauf verfallen, Kätzchen mit ins Bett zu nehmen und eines von ihnen langsam zu erwürgen, während sie seine Lust zum Höhepunkt trieb.
Gestern hatte er sie genötigt, in der Mittagshitze mit Eis gekühlten Wein zu trinken, bevor sie ihn mit dem Kuss der Schlange verwöhnte. Bald würde er ihrer überdrüssig werden, da war sich Elodia sicher. Wie lange ließen sich seine Gelüste noch steigern? Vor zwei Wochen hatte er darauf bestanden, sie tätowieren zu lassen. An einer Stelle, an der es nur ein Liebhaber würde sehen können, loderte nun eine gelbrote Flamme. Würde er bald auch ihr Gesicht mit einem tief unter die Haut gestochenen Bild schmücken wollen? Oder würde er sie weiterreichen an verdiente Würdenträger, einen der Baumeister der neuen Flotte, oder sie vielleicht einfach töten lassen, so wie ein Kind ein Spielzug zerbricht, dessen es überdrüssig wurde? All diese Schicksale hatte sie bei Frauen erlebt, die ihr vorausgegangen waren. Sie würde nicht so enden! Promachos stöhnte im Schlaf. Er war ein massiger Mann. Als Priester war jedes Haar von seinem Körper entfernt worden, obgleich ein leichter, blauschwarzer Bartschatten auf seinen Wangen schimmerte. Seine Augenlider waren dunkelblau geschminkt. Kleine Perlchen waren mit Harz in die Augenwinkel geklebt. Elodia hatten sie stets an gefrorene Tränen erinnert, denn das Herz des Priesters war so kalt, dass seine Tränen gewiss gefrieren würden, wenn es etwas gäbe, das ihn dazu bringen könnte, Tränen zu vergießen.
Sie hatte nie erfahren, wie alt er war. Darüber wurde im ganzen Palast nicht gesprochen. Ganz jung war er sicherlich nicht mehr. Sie schätzte ihn auf fünfundvierzig bis fünfzig Jahre. Näher bei den fünfzig! Er hatte einen stattlichen Bauch, doch war das Fleisch noch fest. Er war erstaunlich stark. Als er das kleine Kätzchen mit der Linken erdrosselt hatte, hatte Elodia gehört, wie auch die dünnen Rippen des Tiers gesplittert hatten. Sie wusste, wenn sie ihren letzten Befehl ausführte, dann hatte sie nur einen einzigen Versuch. Er war ihr körperlich überlegen. Ging sie zögerlich vor, dann wäre das ihr Tod.
Der Seidenhändler, der sie vor zwei Jahren auf dem Goldenen Markt gekauft hatte, war ein freundlicher, junger Mann gewesen. Er würde immer einen Platz in ihrem Herzen behalten. Er hatte das Vermögen seiner Eltern geerbt. Sein Geschäft blühte, bis er sie kaufte. Sie verführte ihn dazu, sie bei öffentlichen Anlässen mitzunehmen und mit ihrer Liebeskunst und den wunderbaren Nächten zu prahlen, die sie miteinander verbrachten. Jedes Mal, wenn sie ihn geliebt hatte, lag am Morgen danach ein Geschenk auf ihrem Kopfkissen oder in einem ihrer zierlichen, mit Perlen bestickten Pantoffeln. Er achtete darauf, dass in ihren Gemächern stets frische Blumen standen, obwohl diese in Iskendria sündhaft teuer waren. Er ging mit ihr Stoffe einkaufen, mit denen sie die Wände ihres Schlafgemachs schmückte.
Gerne scherzte er mit ihr über ihren aegilischen Akzent. Gemeinsam ließen sie sich in einer verhangenen Sänfte über die Märkte tragen, und manches Mal entlockte sie ihm mit ihren Liebkosungen dabei in aller Öffentlichkeit Laute, die nicht für Kinderohren bestimmt waren. Er vergötterte sie. Er vermochte keinen Abend mehr ohne sie zu verbringen. Er hatte ja keine Ahnung, wen er sich in sein Haus geholt hatte! Er glaubte, sie sei die Tochter eines Fischers aus Zeola. Verschleppt von Piraten und von ihnen in die Sklaverei verkauft.
Tatsächlich war sie im Refugium von Möns Gabino vier Jahre lang in allen Künsten der Liebe unterrichtet worden. Tief in den Bergen verborgen, war dies ein Ort, an den sich kaum einmal ein Wanderer verirrte. Und kam doch ein Besucher, so wurde er nur ins Torhaus eingelassen, wo man ihm sagte, dies sei ein Refugium frommer Schwestern, die gelobt hatten, in ihrem Leben nie wieder einen Mann zu sehen. Diese Lüge war so unglaublich dreist, dass Elodia selbst heute darüber lächeln musste. Sie war in diesen Jahren darin unterwiesen worden, Männern wie Frauen auf jede erdenkliche Art Lust zu bereiten. Sie lernte Konversation. Und als man eine Aufgabe für sie ersann, wurde sie im fünften Jahr im Refugium für ihre Reise nach Iskendria vorbereitet. Sie lernte das Aegilische und ein wenig Valethisch, die Sprache Iskendrias. Sehr großen Wert legten ihre Lehrer auf ihren Akzent im Aegilischen. Jeder, der ihn einmal gehört hatte, vermochte die breite, getragene Art, wie sie die Worte
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