Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
mochte der Eingang liegen? Er könnte noch Tage graben, ohne etwas zu finden. Es sei denn … Adrien überlegte, ob er Jules holen sollte. Doch der Priester würde ihn vermutlich gar nicht hören. Er war längst erwachsen. Er musste nicht für alles um Erlaubnis bitten! Entschlossen hob er die Spitzhacke und begann mit kräftigen Schlägen auf die Ziegel einzuschlagen. Die roten Steine waren hart wie Fels gebrannt. Es dauerte eine Weile, bis die Spitze der Hacke ins Leere stieß. Er verkeilte das Werkzeug und hebelte weitere Steine aus dem Mauerwerk. Als das Loch groß genug war, dass er hindurchschlüpfen könnte, legte er sich flach auf den Bauch und blickte hinab. Die Sonne stand im Zenit. Er konnte den Boden erkennen. Er lag vielleicht vier Schritt tiefer. Er könnte springen. Unentschlossen blickte Adrien zum Rand der Grube.
Sollte er nicht doch Jules holen? Nein! Ohne weiter nachzudenken, schob er die Beine durch die Öffnung und ließ sich in den Tunnel fallen. Er landete auf Steinplatten. Das Geräusch seiner genagelten Stiefel hallte von den Wänden wider. Das erste Geräusch seit vielen Jahrhunderten, das diese Mauern vernahmen.
Neugierig sah er sich um. Der Tunnel fiel leicht ab. Er schien in Richtung ihrer Hütte zu verlaufen, nur dass er sich dabei dem Herzen des Berges entgegenneigte. Was erwartete ihn dort, wo der Gang endete? Was hatte ihm Jules all die Jahre lang nicht verraten wollen? Lag dort die Schatzkammer der versunkenen Stadt? Adrien erinnerte sich noch sehr genau an den Spott des Priesters über den ersten Goldfund. Was war kostbarer als Gold, das hier verborgen lag?
Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Er entdeckte Bilder auf den Wänden des Tunnels. Leider hatte der Bau die Jahrhunderte nicht ganz so gut überstanden, wie er zunächst angenommen hatte. Der Putz war an vielen Stellen von den Wänden geblättert. Wasserspuren zeichneten die Mauern. Fast überall, wo der Putz noch intakt schien, wucherten zarte Gipsblumen auf den Bildern. Dennoch war zu erkennen, dass Krieger dargestellt waren. Sie scharrten sich um groß gewachsene Männer mit Tierköpfen! Einer dieser Anführer hatte einen Eberkopf mit mächtigen Hauern. Dieses Bild war ganz klar, als habe ein Zauber es vor der Zerstörung bewahrt. Der Eber hatte himmelblaue Augen. Ihr Blick schlug Adrien in den Bann. Er kannte diese Augen! Ein Schauer überlief ihn. Das war Unsinn … Wie sollte er ein Paar Augen kennen, das ein Künstler vor unvorstellbar langer Zeit auf diese Gipswand gemalt hatte?
Ein Luftzug drang aus der Tiefe des Tunnels. Der Junge hatte das Gefühl, dass dor etwas lauerte. Er wurde beobachtet!
Ein Krachen und Poltern ließ ihn herumfahren. Einen Augenblick setzte vor Schreck sein Herz aus. Hinter ihm lagen plötzlich mehrer Keulen auf dem Boden.
»Wer ist da?«, brachte er stockend hervor.
»Dein Retter, Ritter Hasenherz!«
Es war die Stimme von Jules. Vor Erleichterung ließ sich Adrien gegen die Wand sacken. Plötzlich schien alle Kraft aus seinen Gliedern gewichen zu sein.
»Ich frage mich ernsthaft, warum ich mich jahrelang als dein Lehrer abgemüht habe, wo du offensichtlich so viel Verstand wie eine taube Nuss hast! Hast du einen Gedanken daran verschwendet, wie du da unten wieder herauskommst?«
Adrien blickte zu der Öffnung in der Decke. Der Tunnel war fast vier Schritt hoch. Es wäre unmöglich, dort ohne Hilfe wieder hinauszugelangen.
»Was würdest du machen, wenn ich noch in der Hütte säße? Einen kleinen Spaziergang unter der Erde, um in völliger Finsternis nach einem anderen Ausgang zu suchen? Tjured hat mich gewarnt! Er hat mir eine Vision geschickt, dass der Nichtsnutz, den ich Dummkopf mir zum Schüler gewählt habe, gerade dabei ist, sich in größte Gefahr zu begeben.« Ein Seil rauschte durch das Loch.
»Mach dich nützlich! Zieh daran und prüfe, ob es das Gewicht eines Muskelprotzes mit Spatzenhirn aushält.«
Zerknirscht packte Adrien das Seil. Jules hatte den Stiel der Spitzhacke quer über die Öffnung gelegt und daran das Seil festgebunden. Adrien zog heftig daran. Anfangs ruckte die Hacke. Dann setzte sie sich zwischen den Ziegelsteinen fest. »Das hält«, sagte er kleinlaut. Zu seinen Füßen lagen Fackeln und keine Keulen, wie er irrtümlich angenommen hatte.
Jules kletterte das Seil hinab. »Und was gibt es hier unten, das es wert ist, kopflos sein Leben zu vergeuden?«
Adrien konnte ihm nicht in die Augen blicken. »Du hattest gesagt, ich solle hie
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