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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zaubern. Ihre Magie speiste sich aus den Kräften des Himmels und der Sterne. Sie in den Krieg hineinzuziehen, war ein Fehler. Es war so, als werfe man im Winter leichtfertig einen Schneeball auf einen steilen Hang. Zwei Meilen tiefer ist aus dem faustgroßen Schneeball eine Lawine geworden, die ein ganzes Dorf hinwegfegt. Und vielleicht sterben dann zweihundert Unschuldige durch einen Schneeballwurf.«
    Jules' Andeutungen machte Adrien nur neugieriger, aber er kannte seinen Lehrmeister lang genug, um zu wissen, dass es keine weiteren Antworten geben würde. Der Priester ging weiter. Adrien aber konnte seinen Blick nicht von dem Wandbild lösen. Er wünschte sich, er wäre in diesen Zeiten ein Ritter gewesen. Ein Gefährte der sieben Könige, die sich einst hier in Selinunt treffen wollten, um gegen die Drachen Albenmarks zu kämpfen. Wie es wohl war, durch den Himmel zu reiten, an Bord einer dieser großen Plattformen, die von den Wolkensammlern getragen wurden? »Michel!« Der Priester war so weit vorgegangen, dass das Fresko fast im Dunkel verschwand. Adrien schüttelte den Kopf, um seine Tagträume zu vergessen. Diese Zeiten waren längst vorbei, und vermutlich war es gesünder, niemals einem Drachen zu begegnen. Er lief der Fackel nach. Jules hatte es plötzlich eilig. Mit weiten Schritten strebte er voran. Die Bilder an den Wänden flössen dahin. Bilder von unglaublicher Pracht und von Schlachten, bei denen marschierende Heere den ganzen Horizont ausfüllten.
    Immer wieder gab es Überraschendes zu sehen. Reiter auf fliegenden Pferden. Weiß gewandete Krieger mit silbernen Gesichtern, die auf geflügelten Löwen ritten. Löwen, wie er sie vor Jahren beim Aufstieg in dieses einsame Tal als Statuen gesehen hatte. Gerne hätte Adrien die Bilder an den Wänden näher betrachtet. Allein ihr flüchtiger Anblick ließ sein Herz schneller schlagen. Doch Jules verschloss sich gegen seine Bitten. Und er hielt die Fackel, den einzigen Lichtquell in dieser vier Jahrtausende alten Dunkelheit. Er entschied, wie lange ein Bild sichtbar blieb.
    Plötzlich blieb er stehen. Der Tunnel endete in einem weiten Kuppelsaal. Jules entzündete eine zweite Fackel und reichte sie Adrien. »Dies ist der Ort, von dem ich geträumt habe. Hier wird sich dein Schicksal erfüllen. Hier wollten die Götter die sieben Könige beschenken. Doch nie hatte einer von ihnen diesen Saal betreten. Nun ist es an dir, unter diesen Geschenken zu wählen. Tjured hat mir im Traum gezeigt, dass du hierherkommen musst. Doch wenn du die falsche Wahl triffst, dann droht dir Gefahr.«
    Ein großer, runder Tisch stand in der Mitte der Halle. Sieben Schwerter lagen darauf, angeordnet wie die Speichen eines Rades. Sieben wuchtige Stühle mit niedrigen Rückenlehnen standen um den Tisch. Und hinter jedem der Stühle verharrte ein Wächter. Völlig reglos.
    Adriens Herz schlug rasend. All die Jahre oben im Tal hatte er davon geträumt, ein Ritter wie in einem Märchen zu sein. Und nun schien er tatsächlich in ein Märchen aus uralten Zeiten hineingeraten zu sein. Zögernd trat er in den Saal. Seine Fackel hielt er wie ein Schwert. Was sollte er den Wächtern sagen? Was…
    Er hielt inne. Das waren gar keine Krieger, die ihn dort erwarteten!

WIE EINEN FISCH AUSWEIDEN
    Promachos zog den Dolch, den sie unter dem steinernen Sims verborgen hatte, zwischen den Kissen hervor. »Wer hat dich geschickt?«
    »Glaubst du wirklich, das würde ich dir einfach so verraten?« Elodia ging auf ihn zu. Sie lächelte. »Vielleicht wollte ich ihn ja fortwerfen?«
    Der Priesterfürst lachte. »Natürlich! Und vielleicht geht morgen früh der Mond statt der Sonne auf. Und was diejenigen angeht, die dich geschickt haben, du wirst mir ihre Namen nennen. Ich glaube nicht nur, dass es so kommen wird. Ich weiß es. Hast du je einer Folter beigewohnt, Danae? Sie zerstören alles an dir, was schön ist. Innerlich wie äußerlich. Viele beginnen schon zu reden, wenn man ihnen ein dünnes Messer unter die Fingernägel treibt. Anderen muss man mit einer Zange ein paar Fingerglieder oder Zehen abtrennen. Bei Frauen reicht oft schon die Drohung, dass sie von einigen der Kerkerwächter vergewaltigt werden. Aber wie ich dich einschätze, wird man sich wohl eher deinen Fingern und Zehen widmen müssen, oder vielleicht deine Nase abschneiden. Oder eines deiner Ohren.« Sie stand jetzt dicht vor dem Bett. Elodia wusste, dass er mit Waffen umzugehen verstand. Sie würde ihm das Messer nicht einfach

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