Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
vor sieben Jahren die Dachschindeln deiner Räucherkammer beiseitegeschoben hat, um zwei Würste zu stehlen. Betrachte es als späte Entschädigung.«
Der Fleischhauer runzelte die Stirn. Es war unübersehbar, dass er befürchtete, einen Verrückten vor sich zu haben. Einen Bewaffneten mit einer Börse voller Gold. Er setzte ein falsches Lächeln auf. »Kennt Ihr den Jungen, Herr?«
»Den Jungen gibt es nicht mehr. Aber die alte Schuld hat fortbestanden. Hiermit ist sie getilgt.«
»Das ist zu viel, Herr, ich will Euch nicht bestehlen. Den Namen hätte ich Euch auch so genannt. Dafür müsst Ihr mir nichts geben.« Er senkte den Blick. »Ich hab sie auch gemocht. Sie war … Sie war ein gutes Mädchen.«
Das war das Letzte, was er aus dem Mund des alten Hurenbocks hören wollte! Er versuchte nicht daran zu denken, was der Fleischhauer sich unter einem guten Mädchen vorstellte. Mit kühler Höflichkeit sagte er. »Es ist in der Tat viel Gold für zwei Würste. Wenn du vor den Augen Tjureds Buße für deine Sünden tun willst, dann wirst du heute Abend einen großen Korb mit Würsten packen und sie unter den Bettlern der Stadt verschenken. Und sag jedem, dass dies eine Gabe der Ritter des Ordens vom Aschenbaums sei. Des Ritterordens der Tjuredkirche.«
Der Alte sah ihn verwirrt an. »Ihr seid ein Ritter Gottes?«
»Ich diene Tjured und seiner Kirche und verteidige sie, wo sie angegriffen werden.« Adrien deutete eine knappe Verbeugung an. »Ich hoffe, du wirst dein Versprechen halten und den Bettlern helfen. Ich werde von dir hören.« Mit diesen Worten verließ er den schäbigen Laden.
Würste für Bettler, wahrhaft eine glorreiche erste Tat für den ruhmreichen Orden vom Aschenbaum. Ist dir nichts Besseres eingefallen?
»Ich übe noch«, sagte er leise. Auf der Straße hatten sich außer den Kindern und ein paar erwachsenen Gaffern nun ein halbes Dutzend Stadtwachen eingefunden. Die Krieger hielten respektvollen Abstand. Sie wirkten angespannt.
Ein Mann mit Schwert und Langdolch am Gürtel trat zwischen ihnen hervor. Er trug einen leicht rostigen Schuppenpanzer über einer abgetragenen Tunika. Ein weißer Schal mit Rostflecken war um seinen Hals geschlungen. Lange, graue Locken fielen ihm auf die Schultern. Er war glattrasiert. Das Gesicht war wettergegerbt und müde. »Einen Mann wie dich habe ich noch nie gesehen. Wer bist du?« Adrien stellte sich höflich als Michel Sarti vor.
Der Krieger legte den Kopf schief und musterte ihn eindringlich. »Ich kannte einmal einen Michel Sarti. Das ist lange her. Er hat wenig Ähnlichkeit mit dir.«
»Dann könnte er mein Vater gewesen sein.« Durch den Helm klang seine Stimme stets ein wenig bedrohlich. Adrien sah, wie sich der Krieger anspannte. Einige der Stadtwachen senkten ihre Speere. »Wer bist du?« »Raoul Deleau, Befehlshaber der Stadtwache von Nantour.«
»Dann bist du der Mann, den ich suche. Ich muss etwas über ein Mädchen wissen, das du vor sieben Jahren verschleppt hast.«
»Ich verschleppe keine Mädchen!«, entgegnete Raoul kühl. »Und du nimmst jetzt deinen Helm ab, denn ich möchte sehen, wer es wagt, mich hier auf offener Straße inmitten meiner Stadt zu beleidigen.«
Mit denen wirst du leicht fertig. Ich übernehme ein paar von ihnen.
Adrien war überrascht, sein Schlachtross so streitlustig zu erleben. Ein Kampf mit der Stadtwache wäre schlecht für den Ruf des Ordens vom Aschenbaum. Er musste sich hier mit Autorität und nicht mit der Klinge in der Hand Respekt verschaffen.
Unsinn! Die wollen dich langmachen.
Adrien öffnete den Verschluss am Hals, nahm den Helm ab und klemmte ihn unter den Arm. Er konnte sehen, wie sich der Befehlshaber der Stadtwache ein wenig entspannte. Es war wichtig für dessen Ansehen gewesen, dass er dem Befehl des alten Kriegers nachkam.
»Ich bin erst seit etwas mehr als einem halben Jahr in Nantour, und ich versichere dir, ich habe in meinem ganzen Leben noch kein Mädchen verschleppt.«
»Dann möchte ich das Archiv der Stadt einsehen. Dort wird es …«
Der Krieger schüttelte den Kopf. »Stadthalle und Archiv sind beim großen Brand im letzten Sommer vernichtet worden. Es tut mir leid.«
Adrien schloss kurz die Augen. War denn jegliche Spur des Blumenmädchens getilgt? »Wo finde ich den Mann, der vor dir die Stadtwache befehligt hat?«
»Ich bringe dich gerne zu ihm. Er ist draußen vor den Toren der Stadt.« Er winkte de Stadtgardisten zu. »Geht eurer Wege! Ich brauche keine Eskorte. Michel Sarti
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