Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Heldin. Und um Helden mochte sich Widerstand bilden. Ohne es zu ahnen, hatte sie ja bereits seinen Hofmeister auf ihre Seite gebracht. Wer würde als Nächster kommen? Sie musste nach Drusna! Da würde sie sang- und klanglos in den Wäldern verschwinden. Sie würde eine Mission bekommen, die sie in den Tod führte. Vielleicht könnte er ja dafür sorgen, dass Fürst Arsi wusste, wer sie war? Es wäre nicht schwer, einen Boten an Elodia auf einen Weg zu schicken, der ihn sicher zu einer Begegnung mit drusnischen Strauchdieben führte.
Cabezan drehte sich auf seinem Lager auf die Seite, um das Mädchen besser beobachten zu können. Sie hatte etwas Sinnliches. Und er würde sie nicht besitzen können. Auch Tankret sah sie an.
Der Zustand seiner Männlichkeit war Cabezan ein steter Verdruss. Vor ein paar Tagen erst hatte er es mit Rehblut versucht. Die Barbaren weit im Osten behaupteten, es würde selbst tote Glieder wieder erstarken lassen. Seines nicht!
Wenn er das Mädchen nicht haben konnte, dann sollte es auch kein anderer besitzen! »Hast du schon einmal einen Adler gesehen, Mädchen. Von nahem?«
Die Kleine stutzte. Sie wagte es nicht aufzublicken. »Nein, mein König«, sagte sie mit vor Angst heiserer Stimme.
»Ich auch noch nicht«, log er. »Würdest du mir helfen, die Schwingen eines Adlers betrachten zu können, wenn du die Macht dazu hättest?«
»Ganz gewiss, Herr. Aber ich weiß nicht, was ich tun könnte …«
»Mach dir keine Sorgen, Mädchen. Tankret wird dir helfen, mir diesen kleinen Wunsch zu erfüllen.«
RAOUL
Er hatte keine Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Nantour hatte sich in den sieben Jahren, die er fort gewesen war, kaum verändert. Allerdings kam ihm die Stadt jetzt kleiner vor. Die großen Lagerhäuser am Fluss ragten für ihn nicht mehr bis in den Himmel. Der neue Tempelturm mit seinen Fenstern aus buntem Glas beeindruckte ihn nicht mehr, nachdem er die Wunder des Steinernen Walds gesehen hatte.
Hoch zu Ross, war er flankiert von einer Schar Kinder, die zwar ein wenig Abstand hielten, aber sich nicht entgehen lassen wollten mitzuerleben, was dieser seltsame Mann mit dem silbernen Gesicht wohl in der Stadt tun würde. Adrien hatte sich inzwischen daran gewöhnt. In seinem Aufzug war es unmöglich, unbemerkt zu reisen. Und es waren stets die Kinder, die ihm als Erste folgten, wohingegen Erwachsene trotz seiner weißen Rüstung Gefahr wähnten, wenn man allzu aufdringlich wurde. Doch zumindest ihre Blicke folgten ihm, und er ahnte, dass das Gesehene Gesprächsstoff für die nächsten Tage und Wochen liefern würde.
Er zog es vor, auf einsamen Landstraßen zu reiten, wo er ungestört mit seinem wundersamen Pferd reden konnte. Begafft zu werden, empfand er als anstrengend, obwohl ihm klar war, dass es seine Aufgabe als künftiger Ordensgründer war, möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen. Aber noch waren ihm die Blicke eine Bürde. Er konnte sie nicht genießen. Würde sich das ändern?
Er war auf dem Heumarkt gewesen, um nach seinem Mädchen …
Nach deinem Schwärm! Von seinem Mädchen sollte man wenigstens den Namen kennen. Sie ist nur dein Schwärm, du Traumtänzer!
Adrien war froh, dass er eine Maske trug und niemand sehen konnte, wie er die Fassung verlor. Dieser Gaul konnte nicht nur reden, er konnte ihm auch in die Gedanken blicken! Am liebsten hätte er ihm geantwortet. Aber vor all den Kindern konnte er sich schlecht mit seinem Pferd streiten. Es genügte, eine Antwort zu denken. Aber das war nicht annähernd so befriedigend, wie auszusprechen, was er diesem Gaul sagen wollte.
Lass mich in Ruhe, du Besserwisser! Kennst du die Namen aller Stuten, denen du begegnet bist?
Schweigen. Über sich selbst redete sein ach so gesprächiges Pferd eher selten. Adrien zügelte es ein wenig härter, als notwendig gewesen wäre, und saß ab. Er trat in eine Pfütze, die nach Verwesung stank und auf der Schlieren von Blut trieben. Auch das hatte sich nicht geändert. Der Fleischhauer schüttete das wenige, was bei seiner Arbeit an Abfällen anfiel, direkt vor seine Tür.
Ein alter Hund wich ihm mürrisch knurrend aus. Die Kinder blieben in ein paar Schritt Abstand stehen. Er hörte sie flüstern. Ein Witzbold war davon überzeugt, er würde jetzt den Schlachter schlachten.
Der Schmutz perlte von seinen weißen Stiefeln ab. Er stieß die Tür des alten, grauen Steinhauses, ohne zu klopfen, auf. Der Fleischhauer stand hinter einem von tiefen Furchen zernarbten Tisch. Eine
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