Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
auf die hohe Pforte. »Geh dort entlang bis zum Drachenbrunnen. Da findest du den Hauptmann der Wache. Er wird einen Boten abstellen, der dich zum Kronrat im Südflügel der Burg bringt.« Der Lutin verneigte sich knapp und zog sich zurück, während der Albenstern eine Herde Rinder ausspie, die von verwegen aussehenden Kobolden geritten wurden, die ihre Reittiere laut schreiend in den angrenzenden Saal trieben.
Baidan folgte den Rindviechern und wich den Kuhfladen auf dem zerschlagenen Mosaikboden aus. Die Halle, die sich an den Thronsaal anschloss, war noch größer. Hoch über seinem Kopf wölbte sich eine vom Ruß unzähliger Lagerfeuer geschwärzte Decke. Eines der Rinder war ausgeglitten und hatte sich ein Bein gebrochen. Ungeachtet der lautstarken Proteste eines Kobolds wurde es gleich vor Ort geschlachtet. Ein mächtiger Brunnen beherrschte den großen Saal. Nur aus zweien seiner Fontänen tröpfelte noch Wasser, das sich in einem großen Becken sammelte, in dem allerlei Unrat lag. Die Gestalt eines turmhohen Sonnendrachen beherrschte die Figurengruppe des Brunnens. Er holte zu einem tödlichen Prankenhieb aus, während ein Elfenritter eine andere Elfe zur Seite stieß, um an ihrer Stelle zu sterben. Das Bildnis der geretteten Elfe war enthauptet. Der Kopf fehlte. Vielleicht lag er irgendwo am Brunnengrund.
Vom Hals des Sonnendrachen hing an einem Strick der Kadaver eines Gelgerok. Vielleicht wollten die Trolle damit zeigen, dass auch sie Drachentöter waren, wenngleich ein Gelgerok neben einem Sonnendrachen wie eine Katze neben einem Löwen aussah.
Baidan war in der verfallenden Pracht Vahan Calyds aufgewachsen. Er mochte die Steinbilder und anderen Kunstwerke, die ganze Generationen von Künstlern im Dienst der Elfen erschaffen hatten. Für die Barbarei der Trolle hatte er nur Verachtung übrig. Niedergeschlagen sah er sich um, bis er einen Kobold entdeckte, dessen übertrieben üppiger Helmschmuck ihn als Befehlshaber der Wache auswies.
Kurz dachte Baidan daran, einfach nach seinem Vater zu fragen. Anderan, der Herr der Wasser, gehörte dem ständigen Rat an, dem Elija Glops vorstand. Der innere Zirkel um den Lutin nannte seinen Vater auch Kommandant Wasserbringer. Sie alle erfanden so eigentümliche Namen für sich.
Baidan ging zu dem Helmträger. »Herzog Orgrim schickt mich mit einer dringenden Nachricht für den König! Es geht um Leben und Tod von Tausenden Kobolden!« Das hätte er vorhin schon sagen sollen. Dieser kleine Zusatz zeigte große Wirkung. Der Befehlshaber der Wache führte ihn persönlich zum Kronrat. Vorbei an den langen Reihen der Wartenden, die ihn verfluchten, weil er sich nicht wie sie geduldete, bis er aufgerufen wurde.
Auf einen Wink des Kobolds wurde die Tür zum Versammlungssaal des Thronrats aufgerissen. Der Raum war kleiner als der Thronsaal. Auch er hatte sichtlich unter der jahrelangen Nutzung durch Trolle gelitten. Alle Möbel waren entfernt worden. Die Mitglieder des Rates saßen auf Kissen oder Fellen entlang der Wände. Selbst König Gilmarak!
Inmitten des Saals stand ein Elf, der offenbar ein Anliegen vorgetragen hatte. Er wandte sich zur Tür. Nur im Funkeln seiner Augen mochte man Ärger ablesen. Ansonsten hatte er sich vollkommen in der Gewalt. »Mein König, Nachrichten von der Snaiwamark-Karawane!« Gilmarak erhob sich und entließ den Elfen. »Wir werden über eine Entschädigung für das Gold, das aus deinem Wohnsitz entfernt wurde, morgen weiter beraten, doch mache ich dich darauf aufmerksam, dass laut Zusatz sieben zu den allumfassenden Grundgesetzen jegliches Gold Albenmarks allein dem König gehört.«
»Man könnte dich auch des Diebstahls am König anklagen, da du das Gold nicht freiwillig abgegeben hast«, fügte ein Lutin mit leicht ergrauter Schnauze und einer randlosen Brille hinzu. Baidan vermutete, dass es sich bei ihm um Elija Glops handelte. Der junge Kobold sah sich weiter um. Die Mehrheit der Anwesenden entstammte den verschiedensten Koboldvölkern. Er entdeckte auch seinen Vater. Der blieb sitzen. Diese Unhöflichkeit verunsicherte Baidan.
»Nun, junger Freund, was für Nachrichten hast du uns zu überbringen?«, fragte der König. Baidan wusste, wie viel Gilmarak an den Steppenschiffen und der Karawane gelegen war. Und er würde sich hüten, ehrlich zu sagen, was er davon hielt. Der Elf wurde von zwei Trollwachen durch die Tür geschoben.
»Der König hat das Wort an dich gewandt!«, blaffte ihn Elija Glops an. »Antworte!« Baidan
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