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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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legte die Gedanken Orgrims dar, vermied aber sorgfältig, das Wort Rückzug zu gebrauchen. Als er seinen Bericht beendet hatte, wagte er es nicht, zum König aufzusehen.
    »Orgrim möchte also davonlaufen.« Das war die Stimme Elija Glops'.
    Auch ihn wagte Baidan nicht anzusehen. »Orgrim sprach von einem taktischen Rückzug, um sich an günstigerer Stelle neu zu formieren. Nicht von Flucht!« »Glaubst du, ich kenne die Phrasen von euch Kriegshelden nicht? Was du da sagst, bedeutet nichts anderes, als dass Orgrim fliehen will. Ich verstehe sehr gut, dass er nicht abkömmlich ist, um diese Nachricht selbst zu überbringen! Und sieh mich gefälligst an, wenn du mit mir sprichst!«
    Baidan gehorchte. Sein Vater hatte ihm einiges über Elija erzählt. Er wusste, dass man sich seiner nie wirklich sicher sein konnte. Seine Höflichkeit mochte ebenso gespielt sein wie sein harscher Auftritt jetzt. Vor Trollen zeigte er stets eine Maske. Sie sollten nie im Zweifel sein, dass Kobolde fügsame Diener waren. Heimlich aber übte Elija mehr Macht aus als selbst König Gilmarak.
    »Es war hilfreich, wenn wir Reiter hätten«, sagte Baidan sachlich. »Im Augenblick bestimmen allein die Kentauren, wann und wo gekämpft wird. Wenn wir uns vom Albenstern entfernen, werden sie den Nachschub blockieren. Daran besteht kein Zweifel.«
    »Aber umgekehrt können sie auch nicht die Schiffsburg erstürmen«, wandte der Trollkönig ein. »Unsere Stellung ist für sie uneinnehmbar, und sie werden sich in sinnlosen Angriffen aufreiben.«
    »Nur befürchtet Orgrim, dass ein verborgener Sinn hinter dem steckt, was sie tun. Wenn wir dort bleiben, sind wir in die Rolle des Verteidigers gezwungen, und wer nur das zu tun vermag, was der Feind ihm diktiert, der wird auf Dauer verlieren. Eine Entscheidung drängt!«
    »Wir werden über die Lage beraten«, sagte Gilmarak schroff, und Baidan wurde bewusst, dass es nicht klug war, einem König gegenüber ein Wort wie
drängt i
n den Mund zu nehmen.
    »Du kannst gehen, Bruder.« Elija entließ ihn mit einer großspurigen Geste.
    Baidan war erleichtert, als sich die Türen des Ratssaals hinter ihm schlossen. Aufatmend trat er auf den Flur hinaus und stellten sich den missgünstigen Blicken all der anderen, deren Anliegen seinetwegen übergangen worden waren.
    Ein wenig steif ging er zurück zum Brunnensaal und von dort weiter auf einen der Höfe. Er brauchte frische Luft! Obwohl die Hallen des Palastes hoch waren, erschienen sie ihm stickig. Zu viele Albenkinder waren dort versammelt!
    Endlich fand er auf einen Balkon. Doch was er vor der Burg sah, steigerte nur sein Gefühl der Beklemmung. Er hatte das Heerlager in der Wagenburg immer für groß gehalten. Doch es war nichts im Vergleich zum Lager vor den Mauern von Burg Elfenlicht. Es erstreckte sich fast bis zum Horizont. Tausende und Abertausende Zelte und Baracken umstellten die Mauern. Es machte den Anschein, als werde die Burg belagert. Nirgends sah man mehr grüne Wiesen. Die Pfade zwischen den Zelten waren Schlammbahnen. Kein Baum oder Busch war weit und breit zu sehen. Dafür erhob sich der Rauch unzähliger Lagerfeuer. Viehherden waren in Pferche gesperrt, dazu Pferde und alle erdenklichen Reittiere der Bittsteller und Gesandten. Im Westen waren Baukräne und Gerüste zu erkennen. Dort wurden weitere Steppenschiffe gezimmert. »Wer hätte gedacht, dass dieses Gemäuer ausgerechnet unter der Herrschaft von Trollen zum lebendigen Herzen Albenmarks werden würde.« Es tat gut, diese Stimme zu hören. »Vater.«
    Anderan legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Dein Auftritt gerade hat mir noch einmal sehr deutlich vor Augen geführt, warum du Krieger geworden bist und nicht Diplomat.« Er lachte leise. »Man sagt einem König nicht, dass die Zeit drängt.« Baidan drehte sich um. »Muss ich mir Sorgen machen?«
    »Die Frage kommt reichlich spät.« Sein Vater lächelte. »Das musst du nicht. Elija hat den Wunsch nach einem Rückzug ausdrücklich unterstützt. Allerdings tut er es allein aus machtpolitischem Kalkül, fürchte ich. Wenn Orgrim abziehen muss, dann wird das seinem Namen schaden. Und indirekt wird es auch König Gilmarak schaden.« Baidan sah seinen Vater verwundert an. »Warum sollte er sich das wünschen? Er ist durch die Trolle an die Macht gekommen.«
    »Er glaubt, dass wir Kobolde auch ohne Trolle herrschen könnten. Er träumt vom Thron.« »Und du, Vater?«
    »Ich muss gestehen, dass ich manche seiner Ideen bestechend finde. Er ist

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