Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
wusste, wohin Emerelle kommen würde. Und dort sollte sie eine tödliche Falle erwarten. Sie selbst musste zugegen sein, wusste Skanga jetzt. Die Elfe war zu mächtig. Man musste ihr mit der Kraft eines Albensteins begegnen. Traurig blickte Skanga über das weite Land. Elija Glops hatte ihr den Vorsitz über den Kronrat überlassen. Dass er freiwillig ein Stück seiner Macht aufgab, war beunruhigend. Das entsprach nicht seinem Wesen. Auch auf ihn musste sie aufpassen. Gilmarak hatte den Lutin für die vielen Jahre seiner treuen Dienste belohnen wollen und ihn zum Fürsten von Tanthalia gemacht. Die Lutin waren unstete Wanderer. Über ein Fürstentum zu herrschen, widersprach ihrer Natur. Daraus würde nichts Gutes erwachsen.
Es war besser, wenn sie heute noch zur Burg Elfenlicht zurückkehrte, dachte Skanga ärgerlich. Sie sollte versuchen herauszufinden, wo Emerelle war. Vielleicht sogar mit Hilfe der Silberschale …
DIE SCHLÄFERIN
Vater, die Fremde. Es ist etwas Entsetzliches geschehen. Du musst mitkommen. Sofort! Sie muss fort! Am besten setzen wir sie an einem einsamen Strand aus!
Nie hatte Eleborn Ailis so sehr außer sich erlebt. Für gewöhnlich war seine Tochter eher ruhig.
Was ist denn geschehen? Er
erwartete die schöne Nailyn und hatte nicht sonderlich vie Lust, die abgelegene Korallengrotte zu verlassen.
Du musst, Vater! Es gibt Hunderte Tote. Sie muss weg!
Der Fürst legte den Kopf schief. Tote
? Dann bring mich zu ihr.
Ailis schwamm mit kräftigen Stößen voraus. Sie war hübsch geworden, dachte Eleborn bei sich. Allerdings mochte er nicht recht glauben, was sie erzählte. Ihr Gast war an einem abgelegenen Ort untergebracht. Eine kleine Lagune, von Korallen eingeschlossen. Niemand würde sich dorthin verirren. Schon gar nicht Hunderte!
Was genau hast du eigentlich gesehen, Ailis?
Ich ging am Strand entlang. Ich war neugierig, die Fremde zu sehen. Als ich zur Lagune kam, erschien es mir seltsam still dort. Es waren keine Papageientaucher mehr in den Felsen. Keine Robben … Und als ich hinab ins Wasser sah. So etwas habe ich noch nie gesehen …Es war entsetzlich. Alles war voller Toter! Hunderte kleinere Fische trieben an der Wasseroberfläche. Die verschwundenen Papageientaucher. Zwei Delfine. Einige Pelikane. Die ganze Lagune war voller Kadaver.
Eleborn hielt inne. Und
sie? Hast du sie gesehen?
Nein, Vater. Das war unmöglich. Die ganze Wasseroberfläche war voller Toter. Und ich bin
sofort zu dir geeilt.
Hat es außer dir sonst noch jemand gesehen, Ailis?
Nein, ich glaube nicht. Außer uns ist doch kaum jemand hier.
Bitte, lass mich allein, meine Tochter. Ich muss zu der Fremden. Ich muss sehen, ob sie noch lebt. Aber du kannst doch nicht…
Vertrau darauf, dass ich ein wenig schwerer zu töten bin als ein Papageientaucher. Ail
is war eine fügsame Tochter. Sie versuchte nicht weiter, ihn zurückzuhalten. Sie ließ ihn schwimmen. Der farbenprächtigen Mauer entgegen, dem lebendigen Meereswall. Den Korallen, von denen die Lagune umringt war, zu der man auf sein Geheiß Emerelle gebracht hatte. Er hatte sie sofort erkannt, noch bevor Ollowain etwas sagte. Sie sah abgehärmt aus. Sie ruhte in tiefem Schlaf, aus dem sie nichts zu erwecken vermochte. So war es wohl auch damals gewesen, als man sie aus Vahan Calyd fortgebracht hatte. Wenn die Welt brannte, dann schlief sie. Ein Tunnel zwischen den Korallen war der einzige Zugang zur Lagune. Jedenfalls von See her. Gedankenverloren betrachtete er die Seeanemonen mit ihren farbenfrohen, fleischigen Fangarmen. Sie ernteten das Meer. Er mochte sie. Ihr Spektakel. Ihre Unermüdlichkeit. Er war wie sie.
Langsam schwamm er auf den Tunnel zu. Er spürte den Tod im Wasser. Es schmeckte nach ihm. Nach vielfältigem Tod. Die Anemonen am Eingang des Tunnels starben. Auch die winzigen Tierchen, die, kaum sichtbar für das Auge, im warmen Wasser lebten, starben!
Eine Flut winziger Lichtpartikel ergoss sich durch den Tunnel in die Lagune. Eine fremde Macht tastete nach ihm. Er fuhr zurück. Ein paar schnelle Stöße brachten ihn vom Eingang der Lagune fort. Er hatte die Berührung des Todes gespürt, obgleich er noch nicht zugegriffen hatte. Er hatte zugelassen, dass er sich entzog. Er war immer noch nah.
Was ging da vor sich? War das Emerelles Werk? Was tat sie? Was war mit ihr geschehen? Fünf Tage war sie schon hier. Und Ollowain erzählte nicht, was geschehen war. Nicht einmal der verdammte kleine Lutin erzählte etwas. Keine Erklärungen. Kein
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