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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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»Gorbon, tritt von der Armbrust zurück!«
    Anderan duckte sich. Die Stimme kam vom Ufer. Sie hatte einen unverwechselbar elfischen Akzent. Es war eine Frauenstimme. Der Holde hatte noch nie gehört, dass jemand den Schiffer mit seinem Namen ansprach.
    »Keine Angst, die können uns nicht sehen«, flüsterte Gorbon. »Ist viel zu finster.« »Tritt von Bascha zurück«, rief Anderan. »Glaub mir, sie sieht dich.«
    »Einen Dreck sieht sie.« Er schwang die Armbrust herum. Das Ufer war eine Wand der Finsternis.
    »Hau ab, Schlampe, oder ich kitzele dich mit meiner Liebsten.«
    Anderan warf sich flach auf das Deck. Einige der Ruderer waren erwacht. »Haltet di Köpfe unten«, schrie der Holde. »Gorbon, bitte …«
    »Ich habe keine Angst. Deshalb bin ich Schiffer. Ich …«
    Ein Zischen schnitt durch die Nacht. Gorbon sank gegen Bascha. Er umklammerte sie mit weit ausgestreckten Armen wie ein Liebender. Langsam sackte er tiefer.
    Anderan kroch auf den Schiffer zu. Eine Windbö drückte gegen den große Frachtkahn. Der Regen erstarb.
    »Gorbon?«
    Der Schiffer sank auf das Deck. Ein langer Pfeil ragte aus seiner Brust. Ein Elfenpfeil mit Eulenfedern am Schaft, das sah der Holde auf den ersten Blick. Seit Baidans Tod kannte er sich mit Pfeilen aus. Viele Maurawan glaubten, die Eulenfedern ließen den Pfeil genauso lautlos fliegen wie den Raubvogel.
    Etwas schlug auf die Reling. Alle Ruderer hielten sich geduckt. Noch ein Schlag! Etwas zerrte am Kahn. Dann begriff Anderan, was geschah. Enterhaken krallten sich in die Reling.
    Der Holde hatte den Schiffer fast erreicht. Der Mund des Toten klaffte weit auf. Anderan fluchte. Die verdammte dicke Bascha hatte den Narren umgebracht! Hufe krachten auf das Deck. Ein Kentaur schlitterte über die nassen Planken. Ein zweiter folgte. Eine Fackel flammte auf.
    Jetzt sah Anderan, dass er sich geirrt hatte. Es war ein Kentaurenweib, das zuerst an Bord gekommen war. Eine Schimmelstute. Ihr langes, weißblondes Haar war am Hinterkopf zusammengebunden. Sie hob die Plane von einem der Pfeilkörbe. Dann nickte sie ihrem Gefährten mit der Fackel zu.
    Anderan ballte in hilfloser Wut die Fäuste. Die Kentaurin hatte genau gewusst, was für Fracht sie geladen hatten! Jemand musste sie verraten haben!
    »Du da!« Das Pferdeweib deutete auf ihn. »Ihr steuert den Kahn zum südlichen Ufer!«
    »Ich weiß nicht, wie man das macht. Ich bin nur ein Schreiber. Ich kann kein Boot lenken.« Natürlich war das gelogen. Er hatte bisher zwar nur kleinere Boote gelenkt, aber er hätte es sich durchaus zugetraut.
    Die Kentaurin blickte zu den anderen Kobolden. Sie alle hatten sich inzwischen von ihren Nachtlagern erhoben. Mit demütig gesenkten Häuptern standen sie vor der Pferdekriegerin. »Und wie sieht es mit euch aus? Jemand dabei, der den Kahn steuern kann?« »Ihr habt den Schiffer getötet«, sagte Anderan.
    »Und ihr werdet bald meine Geduld getötet haben! Erzählt mir nicht, dass es an Bord nur einen Einzigen gab, der diesen Kahn steuern kann.«
    Der Holde war sich nicht sicher, was er von ihr halten sollte. Ihr Gesicht war von einer harten Schönheit. Hatte sie ein kaltes Herz? Was würde sie als Nächstes tun? Gorbon war tot, obwohl er einfach nur auf ein dunkles Ufer gezielt hatte.
    »Wir können in der Dunkelheit den Ankerplatz nicht verlassen«, erklärte der Holde. »Es gibt zu viele Sandbänke. Euch ist nicht geholfen, wenn wir den Kahn hundert Schritt vor dem Ufer auf Grund setzen.«
    Die Kentaurin beugte sich zu ihm hinab. Sie war wirklich schön, auch wenn sich erste Falten in ihren Mundwinkeln und um die Augen zeigten. »Sagtest du eben nicht, du könntest dieses Boot nicht steuern?«
    »Nicht bei Nacht, Herrin. Niemand an Bord kann das. Nicht einmal der tote Schiffer hätte das gewagt.«
    »Du hast eine flinke Zunge, Schreiber. Aber gut. Wir sind nicht in Eile.« Sie rief dem anderen Kentauren etwas in einer Sprache zu, die Anderan nicht verstand. »Warten wir also auf das Morgengrauen.«
    Es wurde eine lange Nacht. Noch zwei weitere Pferdekrieger kamen an Bord. Sie trieben Anderan mit den übrigen Kobolden zum Heck. Jetzt, da sie nicht mehr befürchten mussten, entdeckt zu werden, konnten sie endlich ein kleines Feuer in einer Eisenschale entzünden. Sie drängten sich dicht um die Flammen. Niemand wagte, davon zu sprechen, was der Tag bringen würde. Die Kentauren waren redseliger. Sie unterhielten sich in ihrer Sprache. Die Kriegerin schien beliebt zu sein. Sie scherzte mit ihren

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