Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
ist ein Blödmann!«
Kadlin strich ihrer Tochter durch das zerzauste Haar. »Was ist denn passiert?« »Der ist so flink wie ein Wiesel. Wir haben gespielt, dass er ein Troll ist und ich eine ruhmreiche Kriegerin, so wie du, Mama.«
Die Königin lächelte, aber sie nahm sich fest vor, herauszufinden, welcher Tunichtgut ihrer Tochter die falschen Heldengeschichten über den Trollkrieg erzählte. Vielleicht war es ihr Großvater Lambi?
Conlyn kam zu ihnen. Er ließ spielerisch sein Holzschwert wirbeln. »Angeber!«, zischte Swana ihn an.
Der Junge hatte langes schwarzes Haar, ganz wie seine Mutter. Er war mehr als einen halben Kopf kleiner als Swana, obwohl er nur fünf Monde jünger war. Von zierlicher, drahtiger Gestalt, bewegte er sich mit einer Anmut, die jeden aufblicken ließ. In seinen Augen funkelte der Schalk. »Du wirst nie eine Trollkämpferin, wenn du es nicht einmal schaffst, mit mir fertigzuwerden.« »Ich werde einmal eine Königin sein, du eingebildetes Langohr. Und dann wirst du sehen, wie ich mit dir fertig werde.« »Pah, Titel sind nur Worte.«
Swana machte einen überraschenden Ausfall. Selbst Kadlin war überrascht vom plötzlichen Zorn ihrer Tochter. Doch Conlyn wich mit einer grazilen Drehung aus und versetzte Swana einen Klaps auf den Hintern. Ihre Tochter strauchelte. Sie schlug der Länge nach hin. Kadlin wollte sich schon nach ihr bücken, da sah sie, wie das Mädchen ihr verstohlen zuzwinkerte.
Conlyn hatte das nicht sehen können. Als sie sich nicht regte, wurde er schließlich unruhig. »Was ist mit ihr?«
»Sieht so aus, als hättest du sie gründlich besiegt.« Es kostete Kadlin alle Mühe, ernst zu bleiben.
»Aber ich habe ihr doch nur ganz leicht auf den Hintern geklatscht. Das kann doc nicht …«
»Menschenfrauen sind da sehr empfindlich.«
Conlyn beugte sich über Swana. Er strich ihr Haar zur Seite, um ihr Gesicht zu sehen. In dem Moment fuhr das Mädchen herum. Sie tippte sacht mit dem Holzschwert auf die Brust des Elfenjungen. »Flink sein allein reicht manchmal nicht«, stieß sie kichernd hervor.
Conlyn sah beleidigt zu Kadlin auf. »Du hast gewusst, dass sie das tun würde.« Kadlin lächelte. »Mädchen halten eben zusammen.«
»Du bist kein Mädchen. Du bist eine Königin«, brummte er. »Das gehört sich nicht.« »Den Spruch ›Das gehört sich nicht‹ habe ich, glaube ich, an jedem Tag seit meiner Krönung mindestens einmal zu hören bekommen. Aber ich muss dir danken. Du bist ein guter Fechtmeister, Conlyn. Es freut mich, dass du meiner Tochter Unterricht gibst.«
Er war immer noch wütend. Er zog eine Grimasse. »Sie hat kein Talent. Sie ist so steif wie ein gefrorener Hundehaufen.«
Kadlin schluckte kurz. Ihr war klar, dass Conlyn jetzt in einem Alter war, in dem er sich an den fantasievollsten Flüchen versuchte. Sie konnte ihm ansehen, wie sehr er darauf wartete, dass sie ihn schalt. Der kleine Elf hockte genau wie ihre Tochter gerne in Lambis Langhaus und hörte sich die Geschichten des Alten an. Dieser Fluch hörte sich verdächtig nach Lambis Worten an.
»Und du hast Umgangsformen wie ein gefrorener Hundehaufen«, empörte sich ihre Tochter an ihrer Stelle.
Conlyn hob herausfordernd das Holzschwert. »Sag das noch mal!«
»Königin?« Answin, der Befehlshaber ihrer Leibwache, und ein korpulenter Fremde kamen das Ufer hinunter. Die zwei schleppten eine große Holzkiste.
Die beiden Streithähne waren endlich still.
»Was gibt es?«
»Ein Geschenk von Finn, dem Jarl von Stayndam bei Gonthabu! Nicht weit von der Stadt ist ein großes Handelsschiff gestrandet. Es war niemand mehr an Bord. Das war während des schweren Sturms in der letzten Woche. Wahrscheinlich haben die Seeleute sich lieber den Booten anvertraut als dem entmasteten Schiff.«
Kadlin sah den Jarl von Stayndam forschend an. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen oder auch nur seinen Namen gehört. »Ich hoffe, es brannten keine falschen Leuchtfeuer an der Küste.«
Der Jarl war ein korpulenter Mann in mittleren Jahren. Er hatte ehrliche graue Augen. »Was denkt Ihr, Königin. Manchmal holen wir uns etwas mit dem Schwert, wie es schon unsere Vorväter taten. Aber auf diese Weise …« Er schüttelte ärgerlich den Kopf. »Wir sind doch keine Aldarviker! Wir sind keine Schmuggler und Strandpiraten!« »Was hatte das Schiff geladen?«
»Stoffe und Kleider, Herrin. Ein wahrer Schatz.« Er blickte auf die Kiste und lächelte.
»Ihr solltet es einmal ansehen. Solche Stoffe finden sich
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