Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
schon durchkommen.«
»Wie war das mit dem
Wir-lassen-niemanden-zurück? N
ein, Schwertmeister. Wir gehen zusammen.«
»Ganz meine Meinung«, stimmte Nikodemus auf seinen Schultern zu.
Falrach erinnerte sich nur zu gut, wie wenig es nützte, mit Emerelle zu reden, wenn sie einmal einen Entschluss gefasst hatte. Man musste sie überzeugen, bevor sie eine Entscheidung fand. Und das ging nur, wenn man mögliche Probleme früher als sie erkannte, sie dann ganz behutsam auf den richtigen Weg führte und sie der Illusion überließ, sie sei es, die diesen Weg gewählt habe. Früher einmal war er sehr gut darin gewesen, sie auf diese Weise zu führen. Aber sie hatte sich verändert. Und er auch. Ihm fiel es schwerer, Entscheidungen zu treffen. Manchmal hatte er das Gefühl, er sei nicht er selbst. Ob das Ollowain war? Formte sich das neue Bewusstsein des Schwertkämpfers heran? Wie lange würde er brauchen, bis er seinen Körper wieder in Besitz nehmen konnte?
Falrach ließ den Blick über die karge Berglandschaft schweifen. Sie hatte eine wilde Schönheit, auch wenn es hier für seinen Geschmack zu heiß für einen Herbsttag war. Er sollte den Augenblick leben. Irgendwann würde er einfach hinter Ollowain zurücktreten. Wie das wohl war? Wäre er dann ein unbeteiligter Zuschauer, gezwungen, dem Leben Ollowains beizuwohnen, ohne Einfluss darauf nehmen zu können? Oder würde er ganz verblassen?
Er betrachtete Emerelle, die vor ihm auf dem engen Ziegenpfad ging. Sie setzte ihre Schritte sicher und ohne zu zögern. Jede ihrer Bewegungen war von Anmut. Sie war eine wunderschöne Frau. Es war leicht, sich in sie zu verlieben. Unter dem Kopftuch, mit dem sie ihre Ohren verbarg, lugten zwei Strähnen ihres braunen Haars hervor. Leicht eingerollt schwangen sie mit jedem ihrer Schritte. Er dachte an ferne Liebesnächte, als er sein Gesicht in diesem Haar verborgen hatte. Er konnte sich noch daran erinnern, wie es roch. Lieber als jedes Parfüm hatte er den Duft des Waldes darin gemocht.
Er dachte an ihr Liebespiel in dem Bergbach im Verbrannten Land. Er vermisste es, sie zu berühren. Er vermisste es, bei ihr zu liegen. Falrach wusste nur zu gut um seine Schwächen. Er brauchte es, geliebt zu werden. Nicht allein das Gefühl. Nein, er brauchte es, eine Frau in den Armen zu haben, die sich ihm ganz hingab. Er hätte Nailyn besitzen können. Sie war eine wunderbare Tänzerin gewesen. Allein die Erinnerung daran, wie sie sich an ihn geschmiegt hatte, als sie inmitten dieses seltsamen blauen Meeresglühens schwebten, erregte ihn. Sie hatte ihn gewollt, und sie war sehr verführerisch gewesen. Ein wenig bereute er es, sie zuletzt zurückgewiesen zu haben. Er hatte sie gewollt. Mit jeder Faser seines Körpers. Und sie hatte das gespürt. Es war nicht zu verbergen gewesen, als sie nackt miteinander getanzt hatten. Dennoch war Falrach auch stolz, ihr widerstanden zu haben. Nein, sich widerstanden zu haben. Jenem unseligen Begehren nach körperlicher Liebe. Dem Verlangen nach der Ekstase einer erfüllten Liebesnacht. Er wollte Emerelle. Wieder blickte er auf ihre Haare. Vielleicht würde er ihr nie mehr näher kommen als in diesem Augenblick. Plötzlich blieb sie stehen. Ein Stück voraus weitete sich der enge Pfad. Im Schatten einiger Zedern rastete ein Trupp Krieger. Sie hatten die Helme abgenommen. Es waren acht Gewappnete und ein Bauer.
»Lass mich mit ihnen reden«, befahl Emerelle.
Falrach haderte mit sich, so tief in Gedanken gewesen zu sein, dass er überrascht worden war.
Emerelle ging den Kriegern entgegen. Jetzt hatte man sie bemerkt. Einer sagte etwas, und die anderen lachten. Zumindest fühlten sie sich nicht bedroht, dachte Falrach. Das war gut. Und warum hätten sie auch beunruhigt sein sollen? Sie sahen ja nur eine Frau und einen Mann, der zwar bewaffnet war, aber seine auf den Rücken gegürteten Schwerter nicht ziehen konnte, solange er ein Kind auf den Schultern trug.
»Wir haben das Orakel besucht, wie du sehen kannst, ehrwürdiger Krieger. Wir tragen seine Zeichen in unserem Angesicht und haben mit den Piraten, die ihr sucht, nichts zu schaffen.«
Der Mann, den sie angesprochen hatte, schien der Anführer zu sein. Er war von stämmiger Figur. Sein Bronzepanzer und seine Beinschienen waren, nach menschlichen Maßstäben, von vorzüglicher Qualität. Er hatte fleischige, vorgestülpte Lippen, die nicht recht zu seinen markanten Gesichtszügen passen wollten. Zu den harten grauen Augen, dem blauschwarzen
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